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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auch wieder gelingen müsse, und bezahlte den Preis für diese eklatante Phantasielosigkeit.«
    »Und was wollen Sie uns damit sagen?«, feixte Giraud.
    »Dass Sie bei zwei Verbrechen, die auf dieselbe Weise geplant und durchgeführt worden sind, hinter beiden dasselbe Gehirn finden werden. Ich suche dieses Gehirn, Monsieur Giraud, und ich werde es finden. Hier haben wir das wahre Indiz – ein psychologisches Indiz. Sie kennen sich vielleicht mit Zigaretten und Streichhölzern aus, Monsieur Giraud, aber ich, Hercule Poirot, kenne den menschlichen Geist!«
    Giraud zeigte sich gänzlich unbeeindruckt.
    »Um Ihnen weiterzuhelfen«, fuhr Poirot fort, »möchte ich Sie noch auf eine Tatsache hinweisen, die Ihnen vielleicht nicht mitgeteilt worden ist. Madame Renaulds Armbanduhr ging am Tag nach der Tragödie zwei Stunden vor.«
    Giraud starrte ihn an.
    »Vielleicht geht sie immer vor?«
    »Wie ich gehört habe, tut sie das, ja.«
    »Na also.«
    »Aber zwei Stunden sind doch sehr viel«, sagte Poirot freundlich. »Und dann haben wir noch die Fußspuren im Blumenbeet.«
    Er nickte zum offenen Fenster hinüber. Giraud war mit zwei Sprüngen dort und schaute hinaus.
    »Aber ich sehe keine Fußspuren?«
    »Nein«, sagte Poirot und rückte einen kleinen Bücherstapel auf dem Tisch gerade. »Es gibt auch keine.«
    Einen Moment lang verdüsterte ein schier mörderischer Zorn Girauds Miene. Er trat auf seinen Quälgeist zu, doch in diesem Moment wurde die Salontür aufgerissen und Marchaud kündigte einen Besucher an:
    »Monsieur Stonor, der Sekretär, ist soeben aus England eingetroffen. Darf er eintreten?«

Zehntes Kapitel

Gabriel Stonor
     
    D er Mann, der jetzt das Zimmer betrat, war eine Aufsehen erregende Erscheinung. Sehr groß, gut gebaut, mit athletischem Körper und tiefbraunem Gesicht dominierte er die Versammlung augenblicklich. Sogar Giraud wirkte neben ihm blutarm. Bei näherer Bekanntschaft sollte ich feststellen, dass Gabriel Stonor ein recht ungewöhnlicher Mensch war. Er war gebürtiger Engländer, hatte sich aber in aller Welt herumgetrieben. Er war in Afrika auf Großwildjagd gegangen, hatte Korea bereist, in Kalifornien Vieh gezüchtet und auf den Südseeinseln Geschäfte gemacht.
    Mit sicherem Blick erkannte er M. Hautet.
    »Sie sind der für diesen Fall zuständige Untersuchungsrichter? Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Sir. Das ist wirklich eine schreckliche Geschichte. Wie geht es Mrs Renauld? Ist sie einigermaßen bei Fassung? Es muss ein entsetzlicher Schock für sie gewesen sein.«
    »Entsetzlich, entsetzlich«, sagte M. Hautet. »Lassen Sie mich Ihnen Monsieur Bex, unseren Kommissar, und Monsieur Giraud von der Sûreté vorstellen. Dieser Herr ist Monsieur Hercule Poirot. Monsieur Renauld hatte ihn um Hilfe gebeten, doch er traf zu spät ein, um die Tragödie noch abwenden zu können. Und das ist Captain Hastings, ein Freund von Monsieur Poirot.«
    Stonor musterte Poirot voller Interesse.
    »Er hat Sie um Hilfe gebeten?«
    »Sie wussten also nicht, dass Monsieur Renauld mit dem Gedanken spielte, einen Detektiv hinzuzuziehen?«, warf M. Bex ein.
    »Nein, das wusste ich nicht. Aber es überrascht mich kein bisschen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der Gute außer sich war. Ich weiß nicht, worum es ging. Er hat sich mir nicht anvertraut. So eng war unsere Beziehung nicht. Aber er war außer sich – ganz und gar.«
    »Hm«, sagte M. Hautet. »Und Sie wissen nichts über die Ursache?«
    »Wie gesagt, nein, Sir.«
    »Verzeihen Sie bitte, Monsieur Stonor, aber wir müssen mit den Formalitäten anfangen. Ihr Name?«
    »Gabriel Stonor.«
    »Wie lange sind Sie schon Monsieur Renaulds Sekretär?«
    »Seit etwa zwei Jahren, damals war er gerade aus Südamerika herübergekommen. Ich lernte ihn durch einen gemeinsamen Freund kennen, und er bot mir diesen Posten an. Und er war ein fabelhafter Boss.«
    »Hat er Ihnen viel über sein Leben in Südamerika erzählt?«
    »Doch, so einiges.«
    »Wissen Sie, ob er jemals in Santiago war?«
    »Mehrere Male, glaube ich.«
    »Er hat nie irgendein besonderes Erlebnis von dort erwähnt – etwas, das eine Vendetta gegen ihn ausgelöst haben könnte?«
    »Nie.«
    »Hat er je irgendein Geheimnis erwähnt, das er von dort mitgebracht hat?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber er hatte schon etwas Mysteriöses an sich. Ich habe ihn zum Beispiel nie über seine Kindheit sprechen hören oder über irgendetwas, das vor seiner Zeit in Südamerika gelegen hat. Er war von Geburt her

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