Mord auf dem Golfplatz
Frankokanadier, glaube ich, aber von seinem Leben in Kanada hat er nie erzählt. Er konnte stumm sein wie ein Fisch, wenn er wollte.«
»Soviel Sie wissen, hatte er also keine Feinde, und Sie wissen auch nichts über ein Geheimnis, das zu seiner Ermordung geführt haben könnte?«
»So ist es.«
»Monsieur Stonor, haben Sie jemals im Zusammenhang mit Monsieur Renauld den Namen Duveen gehört?«
»Duveen. Duveen.« Nachdenklich wiederholte Stonor den Namen. »Ich glaube nicht. Aber er kommt mir trotzdem bekannt vor.«
»Kennen Sie eine Dame, eine Freundin von Monsieur Renauld, die mit Vornamen Bella heißt?«
Wieder schüttelte Mr Stonor den Kopf.
»Bella Duveen? Heißt sie so? Seltsam. Ich bin sicher, dass ich den Namen kenne. Aber im Moment weiß ich einfach nicht, in welchem Zusammenhang.«
Der Untersuchungsrichter hustete.
»Verstehen Sie, Monsieur Stonor, es ist folgendermaßen. Es darf in diesem Fall keine Vorbehalte geben! Sie neigen vielleicht dazu, aus einem Gefühl der Rücksichtnahme gegenüber Madame Renauld – der Sie, wie ich annehme, ein hohes Maß an Achtung und Zuneigung entgegenbringen –, Sie denken vielleicht – kurzum!«, sagte M. Hautet und fand aus diesem Satz nicht mehr heraus. »Es darf keinerlei Vorbehalte geben.«
Stonor starrte ihn an, und allmähliches Verstehen leuchtete aus seinen Augen.
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte er respektvoll. »Was hat Mrs Renauld mit alldem zu tun? Ich bewundere und respektiere diese Dame zutiefst, sie ist eine wunderbare und außergewöhnliche Frau, aber ich weiß wirklich nicht, inwiefern irgendwelche Vorbehalte meinerseits sie betreffen könnten.«
»Auch nicht, wenn sich herausstellen sollte, dass diese Bella Duveen für Madame Renaulds Mann mehr war als nur eine Freundin?«
»Ah!«, sagte Stonor. »Jetzt verstehe ich. Aber ich würde meinen letzten Dollar darauf setzen, dass Sie sich da irren. Der Gute hat andere Unterröcke niemals auch nur angeschaut. Er hat seine Frau angebetet, wirklich. Ich habe nie ein glücklicheres Paar gesehen.«
M. Hautet schüttelte langsam den Kopf.
»Monsieur Stonor, wir verfügen über einen unwiderlegbaren Beweis – einen Liebesbrief, den diese Bella an Monsieur Renauld geschrieben hat. Darin wirft sie ihm vor, ihrer überdrüssig geworden zu sein. Außerdem können wir beweisen, dass er vor seinem Tod eine Liebschaft mit einer Französin unterhielt, einer Madame Daubreuil, die in einem benachbarten Haus lebt.«
Der Sekretär runzelte die Stirn.
»Moment, Sir. Da haben Sie das falsche Schwein am Wickel. Ich kenne Paul Renauld. Was Sie da gerade gesagt haben, ist der pure Unfug. Es gibt gewiss eine andere Erklärung.«
Der Untersuchungsrichter zuckte mit den Schultern.
»Und wie sieht diese Erklärung aus?«
»Wieso glauben Sie an eine Liebschaft?«
»Madame Daubreuil hat ihn abends hier besucht. Und seit Monsieur Renauld in die Villa Geneviève eingezogen ist, hat Madame Daubreuil große Beträge auf ihr Bankkonto eingezahlt. Insgesamt belaufen diese Summen sich auf viertausend Pfund in Ihrer englischen Währung.«
»Das ist sicher richtig«, sagte Stonor ruhig. »Ich habe diese Summen auf seinen Wunsch hin selbst überwiesen. Aber das war doch keine Liebschaft.«
»Was soll es denn sonst gewesen sein?«
»Erpressung«, sagte Stonor in scharfem Ton und hieb seine Hand auf den Tisch. »Das war Erpressung!«
»Ah!«, rief der Untersuchungsrichter, wider Willen erschüttert.
»Erpressung«, sagte Stonor noch einmal. »Der Gute musste bluten – und das in ziemlichem Tempo. Viertausend innerhalb weniger Wochen. Meine Güte! Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Renauld etwas Mysteriöses an sich hatte. Und Madame Daubreuil wusste offenbar genug, um ihm die Daumenschrauben anlegen zu können.«
»Das ist möglich«, rief der Kommissar aufgeregt. »Das ist einwandfrei möglich.«
»Möglich?«, brüllte Stonor. »Es steht fest. Sagen Sie, haben Sie Mrs Renauld zu diesem Unsinn mit der Liebschaft befragt?«
»Nein, Monsieur. Wir wollten ihr keinen unnötigen Kummer bereiten.«
»Kummer? Ach, sie würde Sie auslachen. Ich sage Ihnen, sie und Monsieur Renauld waren ein Paar, wie man es selten findet.«
»Ach, dabei fällt mir etwas ganz anderes ein«, sagte M. Hautet. »Hat Monsieur Renauld Ihnen die Einzelheiten seines Testaments anvertraut?«
»Darüber weiß ich alles – ich habe es zu seinem Anwalt gebracht, nachdem er es aufgesetzt hatte. Ich kann Ihnen den Namen der Kanzlei
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