Mord auf dem Golfplatz
nennen, wenn Sie das interessiert. Das · Testament ist dort hinterlegt. Ein einfaches Teil. Die Hälfte in lebenslanger Treuhand an seine Frau, die andere Hälfte an seinen Sohn. Einige Legate. Ich glaube, mir hat er tausend zugedacht.«
»Wann hat er dieses Testament aufgesetzt?«
»Ach, so ungefähr vor anderthalb Jahren.«
»Wären Sie sehr überrascht, Monsieur Stonor, wenn ich Ihnen erzählte, dass Monsieur Renauld sein Testament vor kaum zwei Wochen geändert hat?«
Stonor war sichtlich überrascht. »Das wusste ich nicht. Und wie sehen diese Änderungen aus?«
»Sein gesamtes riesiges Vermögen fällt einschränkungslos an seine Frau. Sein Sohn wird nicht einmal erwähnt.«
Mr Stonor stieß einen langen Pfiff aus.
»Das finde ich aber ganz schön hart für den Jungen. Natürlich betet seine Mutter ihn an, aber für fast alle anderen muss es doch aussehen wie eine Misstrauenserklärung von Seiten seines Vaters. Für seinen Stolz wird das recht bitter sein. Aber das alles beweist doch nur, dass ich Recht habe, wenn ich Ihnen sage, dass Renauld und seine Frau sich ganz hervorragend verstanden haben.«
»Schon, schon«, sagte M. Hautet. »Schon möglich, dass wir unsere Vorstellungen in verschiedenen Punkten revidieren müssen. Wir haben natürlich nach Santiago gekabelt und rechnen jeden Augenblick mit Antwort. Vermutlich wird danach alles ganz klar auf der Hand liegen. Andererseits – wenn Sie Recht haben und Monsieur Renauld erpresst worden ist, dann müsste Madame Daubreuil uns wertvolle Informationen liefern können.«
Poirot fragte dazwischen:
»Monsieur Stonor, dieser englische Chauffeur, Masters, war der schon lange bei Monsieur Renauld angestellt?«
»Über ein Jahr.«
»Wissen Sie, ob er jemals in Südamerika gewesen ist?«
»Ich bin ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist. Ehe Mr Renauld ihn eingestellt hat, war er viele Jahre bei guten Bekannten von mir in Gloucestershire in Diensten.«
»Sie können uns also garantieren, dass er über jeden Verdacht erhaben ist?«
»Absolut.«
Poirot schien ein wenig geknickt.
Inzwischen hatte der Untersuchungsrichter Marchaud hereingerufen.
»Meine besten Empfehlungen an Madame Renauld, ich hätte sie gern für ein paar Minuten gesprochen. Aber sie soll sich nicht herunterbemühen. Ich warte oben auf sie.«
Marchaud salutierte und war schon verschwunden.
Wir warteten einige Minuten, und dann öffnete sich zu unserer Überraschung die Tür, und Madame Renauld – totenbleich in ihrer Trauerkleidung – betrat den Raum.
M. Hautet brachte ihr einen Stuhl, sagte immer wieder, das sei doch nicht nötig gewesen, und sie dankte ihm mit einem Lächeln. Stonor hielt in viel sagendem Mitgefühl ihre Hand. Ihm fehlten offenbar die Worte.
Madame Renauld wandte sich an M. Hautet: »Sie wollten mich sprechen?«
»Wenn Sie gestatten, Madame. Wenn ich mich nicht irre, dann stammte Ihr Mann aus Französisch-Kanada. Können Sie mir etwas über seine Kindheit oder Jugend erzählen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Mein Mann war da immer sehr zurückhaltend, Monsieur. Er kam aus dem Nordwesten, das weiß ich, aber ich glaube, seine Kindheit war sehr unglücklich, er mochte jedenfalls nie darüber sprechen. Wir haben ausschließlich in Gegenwart und Zukunft gelebt.«
»Und gab es in seiner Vergangenheit irgendein Geheimnis?«
Madame Renauld lächelte kurz und schüttelte den Kopf.
»Nein, von so etwas Romantischem kann keine Rede sein, da bin ich sicher.«
Auch M. Hautet lächelte.
»Natürlich, wir dürfen hier nicht melodramatisch werden. Aber da ist noch etwas.« Er zögerte.
Stonor warf impulsiv ein: »Sie haben sich wirklich eine seltsame Idee in den Kopf gesetzt, Mrs Renauld. Sie bilden sich doch tatsächlich ein, Mr Renauld hätte eine Liebschaft gehabt mit einer Madame Daubreuil, die angeblich hier in der Nachbarschaft wohnt.«
Eine scharlachrote Woge spülte über Madame Renaulds Wangen. Sie warf den Kopf in den Nacken, biss sich auf die Lippe, ihr Gesicht bebte. Stonor starrte sie verblüfft an.
M. Bex jedoch beugte sich vor und sagte sanft:
»Es tut uns Leid, Ihnen diese schmerzliche Frage stellen zu müssen, Madame, aber haben Sie irgendeinen Grund zu der Annahme, dass Madame Daubreuil die Geliebte Ihres Mannes gewesen sein kann?«
Mit gequältem Aufschluchzen schlug Madame Renauld die Hände vors Gesicht. Ihre Schultern zuckten krampfhaft. Dann hob sie endlich den Kopf und sagte mit brüchiger Stimme:
»Das ist durchaus möglich.«
In
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