Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
ist. Aber da sind die Schuhabdrücke. Zeitlich stimmt es auch nicht zusammen, doch vor allem hat Andreas Bacher kleinere Füße.«
»Kleinere Füße als die Abdrücke im Schnee? Wie bist du an die Schuhe und meine Bilder gekommen?«
»Siglinde hat mir deine Fotos geschickt, und ich bat Andreas’ Mutter um ein Paar seiner Schuhe. Er trägt einundvierzig, die Schneeabdrücke sind aber mindestens dreiundvierzig. Jemand hat sich Mühe gegeben, und zwar halbwegs planvoll, wenn man den Bast nicht unbedingt in der Hosentasche hat und nicht zuerst nach einem Ast suchen will, um zuzuschlagen.«
»Es sieht aus, als ob ein scharfer Gegenstand benutzt wurde. Taucher könnten sicher etwas finden. Aber Frau Professor wird es in Kürze wissen«, sagte Althea. »Du musst dich beeilen, Andreas Bacher zu finden, aber wo könnte man ihn suchen?«
»Ich glaube, Heidelinde Bacher hält ihren Sohn für schuldig; vielleicht ahnt sie auch, wo er sich versteckt.«
»Dann hat jemand ein Auge auf die Familie Bacher?«, fragte Althea.
»Mein Vorgesetzter war nicht begeistert, als ich damit ankam, aber ich kann die unverhohlene Drohung gegen Andreas Bacher nicht ignorieren. Ein paar Beamte halten die Augen offen, nur das, keine Observierung. Ich hoffe, das genügt, denn wenn Leonies Vater hört, dass der Hauptverdächtige unauffindbar ist, wird er zur Jagd blasen. Obwohl die Familie strenggläubig ist, aber nicht so sehr, dass der Vater den Mord an seiner Tochter nicht vergelten würde. Andreas Bacher ist der Hase, und einer der Jäger könnte eine Flinte dabeihaben, was den Tod des Hasen bedeuten würde. Patrick Haberl sitzt im Gemeinderat, was ihm genügend Zuhörer sichern wird. Nebenbei bemerkt verhökert er in seinen diversen Läden Bruchstücke vom Sargdeckel der seligen Irmengard.«
»Woher hast du das denn?«, wollte Althea wissen.
»Polizistenrecherche«, sagte Stefan und tat gewichtig.
»Dann ist das jetzt Schwesternrecherche. Susanne hat erzählt, Andreas war ziemlich oft auf der Insel, aber im Winter gehen regulär keine Fähren, nur in der ersten und zweiten Adventswoche, wie in jedem Jahr zum Christkindlmarkt. Also muss ihn jemand übergesetzt haben. Und einer, der sich gern mit den Leuten unterhält und ein bisschen Geld mit den Fahrten verdient, ist der Klosterwirt. Frag Valentin Zeiser«, lautete Altheas Tipp. »In der Nacht des Gewitters war Andreas jedenfalls auf Frauenchiemsee.«
»Für einen Blitz hat er aber nicht gesorgt.«
Stefan beobachtete sie, als würde er auf die kleinste Regung achten. Sein Blick war mikroskopisch. So schlecht ging es ihr gar nicht, fand sie.
»Nein, aber er könnte etwas beobachtet haben.« Althea dachte schon länger darüber nach. Zeta, die ehemalige Äbtissin, wie sie in die Büßerzelle ging und das Pergament aus Margaretes Mund nahm.
Aber es war nicht nur Andreas Bacher, der wusste, dass etwas im Mund der Mumie gesteckt hatte. Bislang war die Sprache nur noch nicht darauf gekommen, und die Einzige, die fragen würde, war Siglinde Servus. Vielleicht kam sie gar nicht auf den Gedanken, es könnte Zeugen dafür geben.
»Ich bin die Geheimniswahrerin der Abtei – ich tue mein Bestes, aber ich brauche einen Verbündeten.«
»Novizinnen unterweist du nicht, da bist du ja nicht die Richtige, aber du wahrst die Geheimnisse eines ganzen Klosters.« Stefan nickte. Über seine Züge huschte ein amüsiertes Lächeln.
Althea hatte die Pergamentrolle in einem der fertigen Socken verstaut. Jetzt nahm sie sie vorsichtig heraus. »Es ist ein Mordgeständnis, ich kann es nicht behalten.« Sie gab ihm die kleine Rolle.
»Ich werde also als Verbündeter rekrutiert.« Er rollte das Pergament auf und las. »Manchmal ist mir meine Tante unheimlich. Gerade eben zum Beispiel.«
»Der herumstochernde Archivar darf es auf keinen Fall in die Hände bekommen. Das wäre für München und Freising und den Erzbischof vielleicht ein Grund, das Kloster aufzulösen, und ich finde es eigentlich ganz angenehm auf Frauenchiemsee.«
Althea würde Stefan noch mehr über den diebischen Archivar berichten, aber zuerst wollte sie noch einiges in Erfahrung bringen. Dr. Seidel war womöglich halbseiden. Jungfräulich hatte er Leonie genannt. Bloß, woher wollte er das wissen? Sie hatte verhütet.
Stefan unterbrach ihre Überlegungen.
»Du würdest deine Anstellung verlieren …«
»Ich bin nicht angestellt«, sagte Althea. »Ich bin hier zu Hause.«
»Entschuldige. Ich nehme das gefährliche Geständnis mit,
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