Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
sich durch die Haare gefahren war und die Zähne geputzt hatte, schlüpfte er in seinen Mantel.
    Kath wartete am Steg auf ihn. Sie war neunzig, aber sie wirkte frischer, als er sich fühlte.
    »Lässt sich ein Kommissar etwas sagen?«, erkundigte sie sich.
    »Das wissen Sie doch, seit wann sind Sie so vorsichtig?«
    »Althea muss irgendwo in diesem Gemäuer sein«, sagte sie. »Ich habe Wände aus Stein gesehen und Dunkelheit.« Sie hatte also gar nicht geschlafen.
    Stefan hatte sich kurz gefragt, wo der eifrige Valentin geblieben war, jetzt kam er um die Ecke gerannt. Seine Miene konnte man nur als freudig bezeichnen.
    »Der Campanile«, schrie er aufgeregt. »Da hängt was aus einer kleinen Öffnung! Sieht aus wie Strumpfhosen.« Er rutschte und kam schlitternd zum Stehen.
    Kath nickte. Stein und Dunkelheit. »Die Büßerzelle. Schwester Jadwiga weiß, wo sie ist, nehme ich an.«
    Für Stefans müdes Gehirn ging das zu schnell. Er wusste von der Büßerzelle, aber was wollte Marian dort?
    Und wenn sie nichts gewollt hatte …
    Jadwiga hatte ihm kurz zuvor jede Unterstützung zugesichert, jetzt verlangte er von ihr, die Büßerzelle zu öffnen und ein klösterliches Geheimnis preiszugeben.
    Diesmal ließ sich Valentin nicht abschütteln.
    Die Schwestern standen bleichgesichtig herum, auch Seidel und Lichtenfels schauten gespannt – oder angespannt. Wahrscheinlich glaubten sie, ein gewisses Recht darauf zu haben. Immerhin waren sie dem Kloster zu Diensten und kannten Marian.
    Stefan schaute keinen der beiden an. In Kaths Gesicht hingegen sah er ein finsteres Erkennen. Wen hatte ihr Blick eingefangen?
    Er durfte sich nicht hinreißen lassen, er brauchte Besseres als die Aussage von Patrick Haberl, die nicht mehr war als eine Vermutung. Darüber wollte er aber jetzt nicht nachdenken.
    Susanne Dahm hatte sich von der Priorin nicht wegbewegt.
    Schwester Jadwiga drehte vor aller Augen die Figur des heiligen Benedikt. Die Steinfront bewegte sich über den Boden und gab dann den Blick auf das Innere frei.
    Susanne schrie auf.
    Stefan stürzte in die Kammer und riss die auf dem Boden zusammengesunkene Gestalt in seine Arme.
    »Sie ist so kalt, ganz kalt. Marian …« Er suchte ihren Puls. »Katharina«, bat er. »Ich bin nicht sicher.«
    Jadwiga gab einen erstickten Laut von sich.
    Die alte Kath ließ sich neben ihm auf die Knie nieder und zog ihre Handschuhe aus. Ihre Finger tasteten zuerst Altheas Hals ab, bevor sie ihr die Hand knapp unter die Nase hielt.
    »Ruf einen Arzt«, sagte sie zu Jadwiga. »Sag dazu, es eilt.«
    Marian hielt krampfhaft etwas fest. Es war eine Schnur, die sie sich um die Finger gewickelt hatte, und sie führte hinauf zu der kleinen Öffnung.
    * * *
    Die Krankentrage kam einmal mehr zum Einsatz, und wie zuvor schon die Mumie wurde Althea in die Küche gebracht.
    Valentin schnaubte. »Ein Bett in der Küche?«
    Schwester Jadwiga fand die Unterbringung ähnlich haarsträubend.
    Die alte Kath erklärte, es gehe um Wärme, die keine Hitze sein durfte, und in der Küche wäre es angenehm warm, genau richtig. Der Wärmeverlust des Körpers müsse ganz allmählich ausgeglichen und die Blutzirkulation wieder hergestellt werden.
    Sie werde Althea zuerst mit kaltem Wasser abwaschen und danach mit Umschlägen arbeiten. »Die Blutgefäße erweitern sich, dann können wir die Wassertemperatur langsam steigern. Schwester Jadwiga, welche der Schwestern kannst du entbehren?«
    Kath kannte Jadwiga nicht besonders gut, aber sie sprach alle Leute in ihrem Umfeld mit Du an. Stefan wusste von Marian, dass sie Franz Josef Strauß gekannt hatte – wahrscheinlich hatte sie es bei ihm genauso gehalten.
    »Kann ich helfen …?«, fragte Stefan. Die Priorin sah ihn einen Moment an, als hätte er grade gefragt, ob er zu ihr ins Bett schlüpfen könnte.
    Kath nickte. »Soll mir recht sein«, sagte sie. »Die Schwestern sehen verschreckt aus, nicht dass mir eine umkippt. Du kippst nicht um, nicht wahr, Herr Kommissar?«
    Die anderen Zuschauer scheuchte sie fort.
    Stefan bedeutete ihr, er sei gleich wieder da.
    »Schwester Jadwiga, eine Frage«, hielt er die Priorin auf. »Dieser Mechanismus wird nur von außen bedient, oder? Ist man eingesperrt, dann hat man keine Möglichkeit, die Zelle wieder zu verlassen. Richtig?«
    »Ja. Damals ging es darum, den Büßer einzusperren, auf dass er bereut.« Jadwiga sah unglücklich drein.
    »Wer weiß Bescheid, wie die Tür sich verschließen lässt?«
    Jadwiga meinte, bis vor Kurzem

Weitere Kostenlose Bücher