Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
Wasser gelegen hatte. Die Kälte war schneidend. Sie wusste nicht, worauf sie hoffen sollte … dass Susanne ausgerissen war … und Schwester Althea …
Jadwiga war mit ihrer Gruppe an der nördlichen Spitze angekommen, irgendwo bellte ein Hund. Einige Türen gingen auf, und die Inselbewohner erkundigten sich, nach wem diesmal gesucht würde.
Die Priorin hielt sich knapp, sagte nur, wenn sich jemand anschließen wolle, könne er das gern tun.
Dann stand sie plötzlich vor ihr, Tränen liefen über ihre Wangen. Sie war aus einem der Häuser gekommen.
»Es tut mir leid«, sagte Susanne und wischte sich über die Augen. Jadwiga nahm sie in den Arm. Hier ging es offenbar wirklich um einen Mann.
»Wo ist Schwester Althea?«, fragte sie die Novizin.
»Schwester Althea?«
* * *
Er hatte niemanden im Kloster erreicht. Weder Marian noch Schwester Jadwiga, wobei er sich um die Priorin nun wirklich keine Gedanken machte, höchstens um die zweite Novizin.
Der Klosterwirt würde ihn von der Anlegestelle in Gstadt abholen, sie war schneller und leichter zu erreichen als die in Prien. Ihm war alles recht.
Als Stefan am Steg ankam, wartete noch jemand darauf, übergesetzt zu werden. »Katharina Venzl aus Gollenshausen«, sagte er erfreut, doch als er ihren Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass sie aus einem bestimmten Grund auf die Insel wollte.
»Der Kriminalkommissar. Und wie schon beim letzten Mal in letzter Sekunde. Hörst du’s?«, fragte sie Stefan.
»Hören? Die Bilder sehen Sie, dass Sie auch einen Ton dazu haben, ist sicher hilfreich«, bemerkte er und stellte fest, er klang einfältig.
Sie streckte den Arm aus und deutete hinüber auf Frauenchiemsee. »Wenn du es nicht hörst, siehst du vielleicht die Lichter. Sie suchen jemanden.«
Valentins Boot nahm sie beide auf, und kurz darauf befanden sich Stefan und Kath schon mitten auf dem See. »Was ist da los?«, wollte Stefan wissen. Er musste schreien.
Valentin schrie zurück, dass er es nicht wisse, wie auch, wenn vor zwanzig Minuten noch alles ruhig gewesen sei.
Die alte Kath griff nach Stefans Hand. Sie war keine ängstliche Frau, ganz im Gegenteil. »Sie suchen nach Althea«, sagte sie dann, so leise, dass er es kaum hörte.
Stefan gab Valentin Zeiser einen Geldschein, bedankte sich, sprang aus dem Boot und reichte Kath eine Hand.
Zusammen hetzten sie den Weg entlang.
Dann blieb die alte Kath stehen und drehte ihn zu sich um. »Einer der Suchenden ist Leonie Haberls Mörder, und Althea ist auch nicht einfach so verschwunden. Es wird eine Jagd, Herr Kommissar, und wir müssen gewinnen.« Sie sah ihn eindringlich an. »Sonst stirbt deine Tante.«
Sie wusste es, wie sie auch beim letzten Mal so einiges gewusst hatte. Mit dem Unterschied, dass er im Sommer viel länger gebraucht hatte, um die alte Frau ernst zu nehmen. Das würde ihm jetzt nicht passieren.
»Ich würde sagen, ich weiß, wer Leonie getötet hat, aber ich habe nicht den geringsten Beweis dafür. Und wenn sich derjenige nicht selbst aufbringt …«
»Den Täter konnte ich sehen, aber nicht, was mit Althea passiert ist. Die Kälte macht mir Sorgen, wir müssen uns beeilen.«
Er war sich fast sicher, dass sie mit dieser Kälte eine ganz andere meinte als die des Winters. Eine, die mit dem Tod zu tun hatte, der Endgültigkeit.
Wem er jetzt besser nicht begegnen sollte, waren Karl Lichtenfels und Dr. Seidel. Wichtig war nur Marian, doch einer der beiden war schuldig, und es war schwer genug, die Angst zu unterdrücken, der Zorn würde aber womöglich durchdringen.
Valentin hatte Stefan und Kath eingeholt.
»Ich hab ein ganz blödes Gefühl«, bemerkte er wenig hilfreich, und Stefan hätte ihm gern den Mund zugehalten. »Sie können mit den anderen suchen«, empfahl er ihm wenig freundlich.
»Kann ich nicht, Sie haben mir zu viel bezahlt. Sollten wir nicht herausfinden, um wen es überhaupt geht?«
»Es geht um Schwester Althea«, sagte Stefan, obwohl das niemand bestätigt hatte. Das war auch nicht nötig, er hatte dasselbe blöde Gefühl, das nicht da wäre, wenn es nicht Marian betreffen würde.
»Dann erst recht, ich hab diese Schwester gern!« Valentin stiefelte vorwärts. »Ist allerhand passiert in der letzten Zeit.«
Die Insulaner waren alle hellwach, und so traute sich Stefan auch einen genaueren Blick in die Gärten und in jeden noch so kleinen Winkel der Grundstücke zu werfen. Wenn jemand fragte, was er da tat, konnte er sich ausweisen, doch gefragt wurde er nur
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