Mord auf Raten
außer Deutsch noch sechs weitere Sprachen beherrsche, unter anderem Chinesisch und Japanisch … Das alles ist für mich zu hoch. Warum er? Das muss ein Geisteskranker sein, der so was anrichtet, anders kann ich es mir nicht erklären. Weder Kaufung noch Wedel haben doch irgendjemandem etwas getan!«
»Ich glaube nicht, dass es sich um die Tat eines Geisteskrankenhandelt«, widersprach ihr Brandt. »Sie sagen, Sie haben gegen neun die Galerie verlassen. Da war Herr Wedel aber noch hier, oder?«
»Ja, ja, doch er wollte gleich nach mir gehen«, sagte sie gedankenverloren.
»Hat sich gestern Abend noch irgendetwas Außergewöhnliches ereignet? Ein Telefonanruf vielleicht, der Herrn Wedel unangenehm war?«
»Nein, zumindest habe ich davon nichts mitbekommen. Blödsinn, wir waren ja die ganze Zeit zusammen, ich hätte es bemerkt. Er war wie immer.«
»Gut, Sie können auch nach Hause gehen, wir werden aber auch an Sie noch ein paar Fragen haben.«
»Und was soll jetzt mit der Ausstellung passieren? Es ist doch alles schon vorbereitet für den Freitagabend.«
»Das ist wohl die Entscheidung von Frau Wedel. Heute können Sie hier sowieso nichts mehr tun, die Räumlichkeiten werden auf mögliche Spuren hin untersucht und anschließend versiegelt. Ich glaube kaum, dass am Freitagabend hier schon etwas stattfinden kann.«
»Sie haben Recht, das wäre auch pietätlos«, sagte Petra Johannsen. »Und er hatte sich so darauf gefreut. Wie ein kleines Kind, das die ersten Schritte macht.«
»Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. Ich schaue heute Nachmittag bei Ihnen vorbei.«
Während der Fahrt sagte Eberl mit ihrem trockenen Humor: »Offenbach ist schon eine Mordsstadt, was? Macht fast Frankfurt Konkurrenz.«
»Hm.«
»Du bist nicht gerade sehr gesprächig.«
»Ich kann nicht nachdenken und gleichzeitig reden. Warum Wedel, warum auch noch er?«
»Machst du dir Gedanken, wie du’s seiner Frau beibringen sollst?«
»Weniger.«
»Lässt du mich trotzdem an deinen Gedanken teilhaben? Nur ein bisschen?«
»Es sind zu viele. Ich wette, die Spusi findet keinen einzigen Hinweis auf den Mörder. Wie schon bei Kaufung.«
»Kann schon sein. Was glaubst du, haben wir es mit einem oder zwei Tätern zu tun?«
»Kein Kommentar.«
»Nehmen wir an, Wedel hat Kaufung umgebracht, rein hypothetisch natürlich, wer hat dann Wedel auf dem Gewissen und warum? Zwei Morde, zwei Täter, von denen einer tot ist. Weiß da jemand etwas oder hat etwas herausgefunden und die Sache selbst in die Hand genommen, ich meine, hat da jemand blutige Rache geübt?«
»Spekulationen. Kann genauso gut sein, dass ich mich bei Wedel in was verrannt habe. Es ist zum Kotzen, wir stehen wieder am Anfang. Mich wundert nur, dass die Klein sich noch nicht gemeldet hat.«
»Vielleicht ist sie im Gericht und konnte deshalb noch nicht informiert werden. Du wirst schon noch rechtzeitig von ihr hören«, meinte sie spöttisch.
»Vielen Dank für deine aufmunternden Worte«, bemerkte Brandt bissig, worauf Eberl nichts mehr sagte, denn sie wusste, dass jedes weitere Wort von ihr ihn nur noch mehr reizen würde. Er stellte den Wagen vor dem Haus der Wedels ab, doch bevor sie ausstiegen, sagte er: »Wieso hat die Johannsen für Wedel gearbeitet? Kaum ist Kaufung unter der Erde, schon bietet er ihr einen Job an. Reichlich seltsam, oder?«
»Sie verfügt offensichtlich über die Qualifikationen, die erbrauchte«, erwiderte Eberl spöttisch. »Wer sechs Sprachen spricht und dazu noch so aussieht, findet überall auf dieser Welt einen Job. Und wenn es in einer Galerie ist.«
»Auch wieder wahr.«
Mittwoch, 11.45 Uhr
Aus der Sprechanlage ertönte die ihm bereits bekannte Stimme. Brandt meldete sich, der elektrische Türöffner wurde betätigt. Er stieß das Tor auf, das hinter ihnen automatisch wieder ins Schloss fiel.
»Die Polizei.« Sie stand in der Tür, ein spöttisches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. »Was führt Sie schon wieder zu mir? Wie oft haben wir uns in den vergangenen zwei Monaten gesehen? Viermal, fünfmal?«
»Lassen Sie uns drinnen in Ruhe reden«, sagte Brandt, ohne auf die spitze Bemerkung von Katharina Wedel einzugehen.
»Bitte schön, treten Sie ein. Sie tun ja so geheimnisvoll.«
»Frau Wedel«, begann Brandt, nachdem er und Eberl sich gesetzt hatten, während Katharina Wedel stehen blieb, als wollte sie damit demonstrieren: Ich will euch hier nicht haben, ihr könnt gleich wieder gehen, »wir sind gekommen, um Ihnen
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