Mord auf Raten
im Kino und in einer Bar. Beide behaupten, Wedel habe gestern völlig normal gewirkt. Im Augenblick ist aber noch nicht viel aus ihnen rauszukriegen, die sind völlig runter mit den Nerven, vor allem die Müller. Die kippt sich ein Glas Schampus nach dem andern rein.«
»Kann ich ihr nicht verdenken. Trotzdem muss ich mit ihnen allein sprechen, aber nicht hier. Das Beste ist, wenn ich das bei denen zu Hause mache. Vorher sollten wir aber noch die Ehefrau aufsuchen und ihr die freudige Botschaft überbringen. Ich frage mich, ob sie ihren Mann noch gar nicht vermisst hat. Das wundert mich schon ein bisschen, nachdem die beiden doch angeblich so eine harmonische Beziehung geführt haben. Oder wie siehst du das?«
»Und wenn sie gar nicht zu Hause ist? Vielleicht macht sie auch Urlaub allein, was weiß ich.«
»Das werden wir gleich rausfinden, denn wir fahren hin. Übrigens, die beiden Morde hängen unmittelbar zusammen«, fügte er lapidar hinzu und fuhr sich mit der Hand übers Kinn.
»Was macht dich da so sicher?«
»Mein Bauch. Mehr kann ich dir im Augenblick noch nicht sagen. So, und jetzt entlassen wir die beiden Damen nach Hause.«
Brandt und Eberl gingen wieder zu Sandra Heuser und Doreen Müller. Er sagte: »Im Moment haben wir keine weiteren Fragen an Sie. Die Spurensicherung wird heute den ganzen Tag in der Galerie zubringen, weshalb Sie nach Hause gehen können …«
»Aber die Vorbereitungen der Ausstellung …«, wurde er von Sandra Heuser unterbrochen.
»Ich glaube, das ist im Moment das geringste Problem.Tut mir leid, aber vorerst bleibt der Laden geschlossen. Könnte denn überhaupt eine von Ihnen das Geschäft weiterführen?«
»Ich«, antwortete Doreen Müller. »Ich habe Kunst studiert und auch eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Aber Frau Wedel müsste damit einverstanden sein, nehme ich zumindest an.«
»Frau Eberl und ich fahren gleich zu ihr. Ihre Adressen wurden schon aufgenommen?«
»Ich hab sie hier«, beantwortete Eberl die Frage.
»Gut. Ich möchte Sie bitten, sich heute den ganzen Tag zur Verfügung zu halten, da ich noch einige Fragen habe, die ich aber nicht hier stellen möchte. Wir alle sollten jetzt auch besser gehen, damit die Spurensicherung freie Bahn hat. Und heute Nachmittag werde ich mich bei Ihnen melden, ich kann Ihnen aber noch nicht genau sagen, wann das sein wird. Sollten Sie also noch irgendetwas zu erledigen haben, einkaufen oder so, dann tun Sie das bitte möglichst bald.«
»Ich will nur nach Hause«, sagte Sandra Heuser, und Doreen Müller nickte zustimmend. Brandt fragte sich, ob Sandra Heuser wirklich so stark war, wie sie sich gab, oder ob der Zusammenbruch nach dem Gesehenen und Erlebten noch kommen würde. Nein, sie ist stark, auch wenn sie zerbrechlich zu sein scheint. Die Frau hat Power. Die Müller kann ich noch gar nicht einschätzen.
Sie befanden sich schon auf dem Weg zum Hinterausgang, als eine junge Frau hereinkam, die Brandt und Eberl nur zu gut kannten. Petra Johannsen.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie, die Stirn in Falten gezogen. »Was soll dieser Polizeiauflauf?«
»Frau Johannsen, darf ich fragen, was Sie hierher führt?«
»Ich arbeite hier, hat man Ihnen das nicht gesagt? Dürfte ich jetzt bitte erfahren, was los ist?«
»Klaus wurde ermordet«, erklärte Sandra Heuser.
»Sag, dass das nicht wahr ist?! Klaus ist tot? Das versteh ich nicht. Wann ist das denn passiert? Ich war doch gestern Abend noch bis neun hier mit ihm zusammen. Wir sind noch einmal den Freitagabend durchgegangen und … Erst Jürgen und jetzt … Ich fass es nicht«, sagte sie, wobei ihr das Entsetzen deutlich ins Gesicht geschrieben stand. »Wurde er hier umgebracht?«
»Sie haben es erraten«, mischte sich Brandt ein, bevor es zu einem Dialog zwischen Sandra Heuser und Petra Johannsen wurde. »Frau Johannsen, seit wann arbeiten Sie für Herrn Wedel?«
»Bitte?«, fragte sie geistesabwesend, als hätte sie die Frage nur aus weiter Ferne vernommen.
»Seit wann Sie für Herrn Wedel arbeiten?«
Sie holte tief Luft, begab sich zu einem Stuhl und setzte sich. Sie war sichtlich durcheinander und schüttelte nur immer wieder den Kopf. »Er hat mich Ende Juli angesprochen und gefragt, ob ich ihm nicht bei den Vorbereitungen zur Ausstellung helfen möchte, er könnte jemanden mit meinen Sprachkenntnissen gut gebrauchen. Und da sehr viele Ausländer, unter anderem Japaner, erwartet werden, habe ich zugesagt. Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass ich
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