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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Mitternacht?«
    Wedel sah Eberl entgeistert ob dieser Frage an und antwortete nach kurzem Überlegen: »Ich war in Lissabon und bin um ziemlich genau einundzwanzig Uhr zwanzig wieder in Frankfurt gelandet. Danach haben meine Kollegen und ich ausgecheckt und sind nach Hause gefahren. Ich bin zumindest nach Hause gefahren, was die andern gemacht haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Sie müssen diese Fragen stellen, richtig?«
    »Richtig. Und wann waren Sie zu Hause?«
    »Ich hab nicht auf die Uhr geschaut, aber so zwischen halb elf und elf.«
    »Und Sie, Frau Wedel?«
    »Ich war den ganzen Tag zu Hause, weil ich vor Kopfschmerzen kaum aus den Augen gucken konnte. Heute geht es mir schon wieder ein wenig besser. Aber warum fragen Sie uns das? Denken Sie etwa, wir hätten etwas mit dem Tod meines Schwagers zu tun? Das ist lächerlich, geradezu absurd.«
    »Wir tun nur unsere Pflicht«, sagte Brandt und legte seine Karte auf den Tisch. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, Sie können mich jederzeit erreichen. Sollte ich wider Erwarten einmal nicht erreichbar sein, hinterlassen Sie einfach eine Nachricht, ich rufe so schnell wie möglich zurück.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Wedel und begleitete die Beamten zur Tür. »Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihnen zu helfen, den Bastard zu finden, der meinen Bruder auf dem Gewissen hat. Er mag zwar charakterliche Defizite gehabt haben, aber einen solchen Tod hat er nie im Leben verdient, denn er selbst hat körperliche Gewalt verabscheut und hätte keiner Fliege was zuleide tun können.« Er lachte auf und meinte kopfschüttelnd: »Das hört sich schon komisch an – den Tod hat er im Leben nicht verdient. Das nennt man wohl sprachlichen Zynismus. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach dem Mörder. Wiedersehen.«
    »Wiedersehen.«
    Jochen Wedel schaute den Beamten nach, bis sie in ihren Wagen eingestiegen waren. Seine Frau trat zu ihm, und er nahm sie in den Arm. »Komm, gehen wir rein und entspannen uns. Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    »Nein, ich möchte mich eigentlich nur ausruhen. Das war jetzt etwas viel auf einmal.«
    »Christine, ich habe dir heute noch gar nicht gesagt, dass ich dich liebe. Also tu ich’s jetzt – ich liebe dich.«
    Sie lächelte und erwiderte: »Ich dich auch. Mehr als du glaubst.«

Mittwoch, 14.50 Uhr
    »Ich setz dich im Präsidium ab«, sagte Brandt zu Eberl, als sie in die Parkstraße einbogen. »Ich will gleich weiter zu den drei Damen.«
    »Aha, der einsame Wolf ist wieder auf der Jagd. Und warum willst du das alleine machen?«
    »Du kennst mich doch inzwischen lange genug. Ich muss rauskriegen, wo die Verbindung zwischen den Morden an Kaufung und Wedel liegt. Und das kann ich am besten allein. Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Weiß ich doch. Mein Schreibtisch quillt sowieso über vor Arbeit. Und was ist, wenn die Klein nach dir verlangt?«
    »Ich bin am Ermitteln, was nicht mal gelogen ist. Aber mal was anderes. Was hältst du von Wedels Bruder und seiner Frau?«
    »Was soll ich von ihnen halten? Er hat zumindest kein Blatt vor den Mund genommen. Solche Leute gefallen mir immer, weil sie unsere Arbeit erleichtern.«
    »Das meine ich nicht. Ist dir nicht aufgefallen, dass die beiden auch nicht gleich die Fahne auf Halbmast gezogen haben? Mein Gott, wenn ich einen Bruder hätte, ich wäre erst mal völlig von der Rolle, wenn man mir eine solche Nachricht überbringen würde.«
    »Du hast aber keinen Bruder.«
    »Sei ernst, bitte. Aber du hast eine Schwester. Angenommen,du kommst gleich ins Büro und Bernie teilt dir mit, dass sie umgebracht wurde. Wie würdest du reagieren?«
    »Keine Ahnung, ich hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht.«
    »Nicole, ich bitte dich, versuch dich doch einfach mal in die Situation zu versetzen. Wie würdest du reagieren?«
    »Entsetzt, wie sonst?«
    »Und weiter?«
    »Was willst du eigentlich von mir?«, fragte sie wütend, was bei ihr nur selten vorkam. »Soll ich jetzt sagen, dass ich einen Schreikrampf kriegen oder sonst irgendwas Verrücktes machen würde? Ich weiß es nicht! Ich wäre sicherlich schockiert, ja, ich wäre auch entsetzt und würde vermutlich sofort nach Hause fahren und versuchen, meine Eltern zu trösten. Vielleicht würde ich mir auch die Seele aus dem Leib kotzen und wie ein Schlosshund heulen, vielleicht würde ich mich besaufen und Gott und die Welt verfluchen … Vielleicht aber auch nur in der Ecke sitzen und noch mal alle Bilder vor meinem Auge

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