Mord auf Raten
wie ein Berserker rumschimpfte. Auch wenn er mir in letzter Zeit doch gehörig auf die Nerven ging. Aber ich gebe zu, das eine Mal, als er mich abgefangen hat, habe ich auch Angst vor ihm gehabt, doch da hatte er wohl wieder zu viel getrunken und hat mich dabei auch angefasst. Banser ist ein Säufer, den man nicht mehr unter die Leute lassen sollte. Er hat erst gestern wieder angerufen, Wedel ist dabei ziemlich laut geworden, hat aber auch gleich die Tür wieder hinter sich zugemacht.«
»Hat Herr Banser jemals Drohungen gegen Herrn Wedel ausgesprochen?«
»Nicht nur einmal. Es ist noch gar nicht lange her, da hat er gesagt, irgendwann würde er ihm alles heimzahlen,was Wedel ihm angetan hat. Es ging um Geld, das Wedel ihm angeblich schuldete, so um die zweihunderttausend Euro, soweit ich weiß. Aber ich habe mich da rausgehalten. Sollte Wedel in irgendwelche krummen Geschäfte verwickelt gewesen sein, dann war das sein Problem und nicht meins.«
»Aber gesehen haben Sie diesen Banser gestern nicht, oder?«
»Doch, schon. Er hat auf der andern Straßenseite gestanden, als ich nach Hause gegangen bin.«
»War er auch in der Galerie?«
»Nein, nicht soviel ich weiß. Aber ich war gestern auch nicht den ganzen Tag dort, ich musste einige Besorgungen machen und war am Nachmittag für drei Stunden außer Haus und bin danach direkt zu mir gefahren.«
»Und wie kamen Sie mit Wedel aus?«
»Er war mein Chef«, antwortete sie und zog das verrutschte Oberteil ihres Hausanzugs nach unten, wodurch ihre Brüste noch deutlicher zum Vorschein kamen. »Er hatte seine Macken, aber wer hat die nicht? Ansonsten war er ganz okay.«
Brandt beobachtete Doreen Müller und hatte das Gefühl, als würde sie ihm etwas verschweigen oder sogar verheimlichen.
»Was heißt, ansonsten war er ganz okay?«
»Er hat gut bezahlt und … Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Er war kein schlechter Mensch, aber auch nicht gerade das, was man sich als Frau wünscht.«
»Wie soll ich das verstehen? Hat er Ihnen Avancen gemacht?«
Doreen Müller lachte wieder auf und sah Brandt direkt in die Augen. »Avancen?« Sie verzog den Mund und fuhr fort:»Er hat’s versucht, aber er ist verheiratet. Genügt Ihnen diese Antwort?«
»Vielleicht. Sie hatten also nie etwas mit ihm?«
»Sie stellen mir Fragen, auf die ich doch gar nicht antworten muss, oder?«
»Da haben Sie allerdings Recht, Sie müssen sie nicht beantworten. Aber keine Antwort ist manchmal auch eine.«
»Meinen Sie«, entgegnete sie spöttisch. »Denken Sie sich ruhig Ihren Teil, und kommen Sie zum nächsten Punkt, ich will mich nämlich gleich fertig machen und zu Sandra fahren. Sie möchte heute Nacht nicht allein sein und ich ehrlich gesagt auch nicht.«
Brandts Handy. »Entschuldigen Sie … Ja?«
Es war Nicole Eberl. »Halt dich fest, mein Lieber, aber Wedel wurde gestern Abend um genau zweiundzwanzig Uhr eins von einer Telefonzelle in der Waldstraße aus angerufen, und zwar von einer mit Blick auf die Galerie. Das war das letzte Gespräch, das er geführt hat. Es könnte sein, dass er mit seinem Mörder telefoniert hat.«
»Sauber. Wir sehen uns morgen. Ciao.«
»Stopp. Banser ist zu Hause. Bernie hat bei ihm angerufen, aber gleich wieder aufgelegt, als er sich gemeldet hat.«
»Gut.« Und an Doreen Müller gewandt: »Sie haben mir im Prinzip alles beantwortet, was ich wissen wollte. Nur eine Frage noch – hatte Wedel vielleicht noch andere Feinde außer diesem Banser?«
»Schon möglich, bei seinem Lebenswandel.«
»Was für einen Lebenswandel hat er denn geführt?«
»Frauen waren sein Hobby. Er hat versucht es Kaufung gleichzumachen, und er hat es bis zu einem gewissen Punkt auch geschafft. Nur, dass Kaufung seine Grenzen kannte und Wedel nicht. Bei ihm durften die Mädchen ruhig auch maldreizehn oder vierzehn sein. Alles, was über fünfunddreißig war, kam für ihn nicht mehr in Frage.«
»Woher wissen Sie das?«
»Das ist mein kleines Geheimnis. Ich weiß es einfach«, sagte sie mit abfällig heruntergezogenen Mundwinkeln. »Was glauben Sie, wieso Kaufung und Wedel so eng befreundet waren? Die beiden haben so etwas wie einen Wettkampf ausgetragen – wer die meisten ins Bett kriegt, hat gewonnen. Es ist ein verdammtes Scheißspiel, glauben Sie mir. Und jetzt sind beide tot, aber sie sind nicht im Bett gestorben.«
»Hat Wedel wirklich mit Minderjährigen …«
»Ja, wenn ich’s doch sage! Ich weiß von zwei Dreizehnjährigen, mit denen er rumgevögelt
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