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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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auch auf kleine Mädchen. Aber ist das ein Motiv? Ich weiß es nicht, vielleicht ist es ein Motiv, vielleicht auch nicht, ich glaube aber eher nicht. Höchstens, wenn Kaufung die gleichen Neigungen hatte. Ich frage mich nur, ob die Wedel nichts von den Seitensprüngen ihres Mannes wusste. Die muss doch was gemerkt haben. Harmonische Ehe? Blödsinn! Aber wer lügt? Macht euch alle auf was gefasst, ich werde es rauskriegen.
    Er startete den Motor und machte sich auf den Weg zu Kurt Banser.

Mittwoch, 17.45 Uhr
    Offenbach, Vorderwaldweg. Brandt fand einen Parkplatz unmittelbar vor dem Haus von Kurt Banser, das von außen einen ordentlichen Eindruck machte. Lediglich der Vorgarten sah aus, als hätte seit Jahren keiner mehr Hand angelegt, wild wucherndes Gras und Unkraut, die wenigen noch blühenden Blumen hatten kaum eine Chance, sich gegen dieses Gestrüpp durchzusetzen. Das Gartentor ließ sich einfach aufdrücken. Brandt ging die etwa zehn Meter bis zur Eingangstür, fand aber keine Klingel. Er klopfte, und als sich drinnen nichts rührte, schlug er ein paarmal kräftig dagegen. Nach einer Weile hörte er Schritte näher kommen und eine tiefe, rauchige Stimme fragen: »Wer ist da?«
    »Herr Banser?«
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Brandt, Kripo Offenbach. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, die Sicherungskette lag vor.
    »Haben Sie auch einen Ausweis?«, wollte Banser wissen. Er hatte einen abweisenden Ton, seine Augen drückten tiefes Misstrauen aus.
    »Hier, bitte.« Brandt hielt ihm den Ausweis hin, und nach eingehendem Betrachten entriegelte Banser die Kette.
    »Kommen Sie rein. Die Schuhe können Sie anbehalten.« Banser, der noch eine Idee kleiner war als Brandt, ging vor dem Kommissar mit müden Schritten über einen langen, schmalen Flur bis fast ans Ende. Es roch muffig, als wäre seit Menschengedenken nicht gelüftet worden. Sie kamen an der Küche vorbei, deren Tür offen stand. Brandt warf einen Blick hinein. In einer Ecke lagen leere Pizzakartons, durch zwei volle blaue Müllsäcke schimmerten Bierdosen und Wodkaflaschen, schmutziges Geschirr stapelte sich in der Spüle. Dann im Wohnzimmer sah er etliche Stapel Bücher, die nicht mehr in die Schrankwand passten, auf einer sicherlich komfortablen und interessant gemusterten roten Sitzecke lag wahllos schmutzige Wäsche, auf dem Marmortisch standen mehrere Flaschen Wodka und Whiskey, die bis auf zwei alle leer waren, sowie ein überquellender Aschenbecher. Auf dem Parkettboden, der unter den Schuhen knarrte, lagen ebenfalls Flaschen und Wäschestücke. Die einst weiße Tapete war durch den Rauch vergilbt, lediglich eine Glasvitrine mit Fotos, die ihn und eine Frau zeigten, wirkte sauber und ansehnlich. Das große Fenster war schon seit langem nicht geputzt worden, die Pflanzen auf der Fensterbank waren verdorrt.
    »Um was geht’s?«, fragte Banser, ließ sich in einen altenmit Goldnieten versehenen Ohrensessel aus Leder fallen und deutete auf die Couch. »Schieben Sie das Zeug einfach beiseite.«
    Erst nachdem sie Platz genommen hatten, vermochte Brandt sich einen ersten Eindruck von Banser zu verschaffen. Er schätzte ihn auf Anfang bis Mitte sechzig. Er war unrasiert, sein volles graues Haar lang und hätte einen Schnitt dringend nötig gehabt. Er sieht aus wie ein in die Jahre gekommener Künstler, der mit seinem äußeren Erscheinungsbild etwas demonstrieren will, dachte Brandt. Sein Gesicht war von einem unnatürlichen Grau, die Augen eisblau, tiefe Furchen auf der Stirn und zwischen Nase und Mund. Auffällig waren die kleinen und trotz des Alkoholkonsums wachen Augen, die schmalen Lippen und wohlgeformten Hände, selbst die Fingernägel waren geschnitten und sauber.
    »Ich will es kurz machen, Herr Banser«, begann Brandt vorsichtig und behutsam, denn er wollte den Mann nicht erschrecken, »Sie kennen einen gewissen Herrn Wedel, wie uns gesagt wurde …«
    Banser lachte höhnisch auf, schenkte sich ein Wasserglas voll Wodka ein und trank es in einem Zug leer. »Allerdings kenne ich diesen gottverdammten Hurensohn. Was ist mit ihm?«
    »Das wissen Sie nicht?«, fragte Brandt zweifelnd, der sich noch unschlüssig war, ob er Banser sympathisch oder unsympathisch finden sollte. Auch wenn er das eigentlich nicht durfte, er steckte Menschen immer in eine dieser beiden Kategorien, wobei er weder die Wertung gut oder schlecht verwendete. Er sagte sich nur, mit diesem oder jenem komme ich klar

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