Mord auf Raten
Banser herauszusuchen.
»Vorname?«
»Keinen Schimmer. Aber ihm hat die Galerie bis vor drei Jahren gehört. Ich brauch die Adresse und Telefonnummerso schnell wie möglich, ich muss den Typ heute noch aufsuchen. Und schau mal im Computer nach, ob irgendwas gegen ihn vorliegt.«
»Was ist mit ihm?«
»Kann ich dir jetzt nicht erklären. Ruf mich an, wenn du die Adresse hast. Hat sich Andrea schon gemeldet?«
»Vorhin. Sie hat das vorläufige Autopsieergebnis durchgegeben. Liest sich aber nicht sonderlich interessant. Außer, dass es auch diesmal keine Kampfspuren gegeben hat.«
»Todeszeitpunkt?«
»Zwischen zehn und halb elf, plus minus eine Viertelstunde.«
»Okay, noch was. Frag mal Nicole, ob sie schon rausgefunden hat, mit wem Wedel gestern telefoniert hat, ausgehende und eingehende Anrufe. Mich interessiert vor allem das letzte Telefonat, das er geführt hat. Bis dann.« Brandt drückte die Aus-Taste seines Handys und parkte in der Nähe des Hauses, in dem Doreen Müller wohnte. Er klingelte und wollte bereits wieder gehen, als der Türsummer ertönte.
Sie wirkte verschlafen, trug einen gelben Hausanzug auf der nackten Haut, unter dem sich ihre Brustwarzen deutlich abzeichneten, und sie war barfuß. Sie fuhr sich mit einer Hand durch das volle dunkelbraune, fast schwarze Haar, um das sie bestimmt von vielen Frauen beneidet wurde, und gähnte. Ihre Wohnung befand sich im ersten Stock eines Neubaus und war verspielter eingerichtet als die von Sandra Heuser. Aber auch hier die Gemütlichkeit einer Bücherwand, Grünpflanzen, ein flauschiger Teppich. Der Duft von Räucherstäbchen erfüllte das Zimmer, der Fernsehapparat lief und gleichzeitig Musik.
»Kommen Sie rein, ich habe Sie eigentlich schon viel früher erwartet. Ich bin eingeschlafen, was wohl das Besteist, was einem im Augenblick passieren kann. Nehmen Sie Platz. Möchten Sie etwas trinken, ich habe allerdings nur Wasser da.«
Brandt wollte nicht nein sagen, obwohl er gerade erst eine Cola getrunken hatte und seine Blase drückte. »Gerne.«
Sie ging in die Küche und holte ein Glas Wasser, stellte es vor Brandt, während sie sich einen Cognac einschenkte und in einem Zug leerte. Sie zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück.
»Waren Sie schon bei Sandra?«, fragte sie.
»Ich komme gerade von ihr. Sie ist ziemlich mitgenommen. Und wie geht es Ihnen?«
»Wie soll’s mir schon gehen?! Beschissen ist noch gelinde ausgedrückt. Da hilft nicht mal dieses Gesöff«, sagte sie und deutete auf die noch fast volle Flasche Cognac. »Die hab ich mir vorhin gekauft, obwohl ich normalerweise keine harten Sachen trinke. Mal ein Gläschen Rotwein oder Sekt, aber auch das nur in Maßen. Und das hier ist schon meine zweite Schachtel Zigaretten, normalerweise hält bei mir eine mindestens drei Tage. Aber heute ist mir das alles egal.«
»Frau Müller«, begann Brandt, dessen Blick immer wieder automatisch auf Doreen Müllers volle Brust fiel, »ich will und muss mich relativ kurz fassen. Wo waren Sie gestern Abend zwischen einundzwanzig Uhr dreißig und vierundzwanzig Uhr?«
»Wenn Sie Sandra schon dieselbe Frage gestellt haben, dann wissen Sie’s doch. Wir waren im Kino und anschließend in der Café-Bar. Ich habe mit dem Mord nichts zu tun.«
»Das habe ich auch nicht behauptet.« Er wollte bereits die nächste Frage stellen, als sein Handy erneut diese nervtötende Melodie spielte, wieder eine, die Sarah ihm aus demInternet runtergeladen hatte, ohne ihn vorher zu fragen. Bernhard Spitzer.
»Der Typ heißt Kurt Banser und wohnt im Vorderwaldweg. Ich hab seinen Namen auch durch den Computer gejagt, aber Fehlanzeige. Bis jetzt ist der Mann sauber. Hast du was zu schreiben?«
»Nee, ruf du mal bei ihm an, ich will wissen, ob er zu Hause ist, damit ich nicht umsonst hinfahre.«
»Alles klar. Nicole lässt ausrichten, das mit dem Telefon dauert noch ein paar Minuten, sie meldet sich gleich bei dir.«
»Alles klar.« Er steckte sein Handy wieder in die Jackentasche und sagte: »Kennen Sie einen Kurt Banser?«
Doreen Müller lachte warm und kehlig auf. »Sie meinen diesen versoffenen Spinner. Natürlich kenne ich ihn, der war ja recht häufig bei uns in der Galerie. Er hat mich auch einmal angesprochen, als ich auf dem Nachhauseweg war, und hat mich vor Wedel gewarnt. Er hat gesagt, Wedel sei ein elender Betrüger und ein Verbrecher. Na ja, ernst hab ich ihn nie genommen, eigentlich musste ich immer nur lachen, vor allem, wenn er anrief und
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