Mord auf Raten
anschließend zu Wedels Witwe. Außerdem brauche ich dringend frische Luft. Ich will vor allem der Klein in den nächsten Stunden nicht mehr begegnen.«
Donnerstag, 10.05 Uhr
Elvira Klein wischte mit einer Hand über die Sitzfläche des Schreibtischstuhls von Peter Brandt und nahm Platz. Kurt Banser verfolgte jede ihrer Bewegungen aufmerksam.
»Herr Banser, Sie wurden von Kriminalhauptkommissar Brandt bereits über Ihre Rechte informiert, nehme ich an.«
»Ja.«
»Gut, dann will ich Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Fast eine Stunde dauerte die Befragung, während der Elvira Klein zunehmend ungeduldiger und auch ungehaltener wurde. »Herr Banser, ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie mich für dumm verkaufen wollen. Sie erzählen mir hier haarsträubende Geschichten, die für mich nicht nachvollziehbar sind und die ich Ihnen auch nicht abnehme.« Sie hielt inne, stand auf, ging ans Fenster und warf einen Blick hinaus, drehte sich wieder um und sagte dann in versöhnlicherem Ton und mit einem beinahe freundschaftlichen Lächeln: »Wir könnten jetzt noch stundenlang reden und reden und reden, aber das will ich nicht, und das kann auch nicht in Ihrem Sinn sein. Deshalb mache ich Ihnen ein Angebot. Sie gestehen, und ich werde die Anklage nicht auf vorsätzlichen Mord aufbauen, sondern auf Totschlag im Affekt. Ich garantiere Ihnen aber, sollten Sie nicht gestehen und wir weitere Beweise für Ihre Schuld finden, und davon bin ich fest überzeugt, wird die Anklage auf vorsätzlichen, kaltblütigen Mord lauten. Und was das bedeutet, können Sie sich an den Fingern einer Hand abzählen. Lebenslänglich. Wollen Sie das wirklich?«
Banser lächelte wieder so unergründlich und antwortete nach einigem Überlegen: »Also gut, ja, ich habe Wedel getötet. Aus genau den Gründen, die Sie bereits kennen.« Mit einem Mal wurde seine Miene ernst, und er fuhr fort: »Dieser verkommene Schweinehund durfte nicht länger am Leben bleiben und sein Unwesen treiben. Hören Sie gut zu, ich war es, und ich bereue es nicht.«
Elvira Klein verzog keine Miene, als sie sagte: »Schön,dass Sie endlich zur Einsicht gekommen sind. Wo ist die Tatwaffe?«
»Hab ich weggeworfen, ich brauchte sie ja nicht mehr.«
»Und woher hatten Sie sie?«
»Das möchte ich nicht sagen, das ist auch unwichtig.«
»Dann erzählen Sie mir bitte, wie sich alles abgespielt hat.«
»Ich war am Dienstagabend nicht zu Hause, sondern bei Wedel. Leider wurde ich von Frau Müller gesehen. Ich habe ihn abgepasst, als er die Galerie verlassen wollte. Ich habe ihn wieder in die Galerie zurückgedrängt und ihn dann erschossen.«
»Um welche Uhrzeit haben Sie Herrn Wedel erschossen?«
»Irgendwann so gegen halb elf.«
»Was haben Sie vorher gemacht?«
»Was wohl, ich habe ihn beobachtet, wie immer.«
»Wo genau haben Sie ihn erschossen?«
»In seinem Büro.«
»Und wo in seinem Büro?«
»Ich habe ihn gezwungen, sich auf seinen Schreibtischstuhl zu setzen und habe zum wer weiß wievielten Mal versucht, mit ihm zu reden, aber er hat wieder nur Ausflüchte gehabt. Er hat mich ausgelacht und verhöhnt wie so oft und mir ins Gesicht gesagt, ich sei ein elender Feigling und hätte doch gar nicht den Mumm, abzudrücken. Und mein Geld würde ich niemals sehen, da könne ich machen, was ich wolle. Irgendwann konnte ich diese verdammte Visage nicht mehr sehen und habe einfach geschossen. Dreimal. Anschließend habe ich das Videoband aus dem Rekorder genommen und bin nach Hause gefahren, wo ich es verbrannt und danach weggeworfen habe.«
»Woher wussten Sie, wo das Band war?«
»Er hat es mir gesagt, als ich ihm die Pistole vor die Nase gehalten habe. Na ja, besser ein toter Wedel als einer, der mich nur verspottet und verhöhnt. Das Geld hätte ich sowieso nie gesehen, er hat es mir ja selbst gesagt.«
»Wie viel hatten Sie an diesem Abend getrunken?«
»Viel, aber nicht zu viel. Ich habe ihn umgebracht, mehr habe ich nicht zu sagen«, betonte er noch einmal nachdrücklich. »Er hat es nicht anders verdient. Wussten Sie, dass er in letzter Zeit auch kleine Mädchen gefickt hat? Der hat so viel rumgefickt … Ich hatte ihn ja schon lange beobachtet und wusste, dass er immer mehr Weiber hatte. Der hat in den letzten Monaten so ziemlich alles genommen, was ihm vor die Flinte gelaufen ist. Keine Ahnung, was mit dem auf einmal los war.«
»Das Sexualleben von Herrn Wedel interessiert mich herzlich wenig. Ich kann zwar Ihr Motiv nachvollziehen, zumindest teilweise,
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