Mord auf Raten
gelitten, weil er mir sehr nahe stand. Mag sein, dass das sehr kalt klingt, aber …«
»Das ist schon in Ordnung. Sagen Sie, kennen Sie einen Kurt Banser?«
Petra Johannsen lachte auf und antwortete: »Natürlich. Ein komischer Kauz, bei dem ich nie weiß, was ich von ihm halten soll. Warum fragen Sie?«
»Wann haben Sie ihn das letzte Mal in der Galerie gesehen?«
»Vorgestern war er da. Er kam rein, ist gleich nach hinten in Wedels Büro gestürmt, es gab eine kurze und laute Auseinandersetzung, und dann ist er wieder verschwunden.«
»Vorgestern? Sind Sie sicher?«
»Absolut. Sandra und Doreen waren nach Frankfurt gefahren, um noch einige Besorgungen für den Freitag zu machen, und haben das deshalb gar nicht mitbekommen. Ich hab’s ihnen auch nicht erzählt, weil es unwichtig war.«
»Aber Sie wissen nicht, was Banser wollte, oder?«
»Ich nehme an, es war das Übliche. Wedel soll Banser angeblich Geld geschuldet haben, ob da was dran ist, kann ich nicht beurteilen. Wie gesagt, ich kann diesen Banser ganz schlecht einschätzen.«
»Hat er während dieser Auseinandersetzung Drohungen gegenüber Wedel ausgesprochen?«
»Er hat immer irgendwelche Drohungen ausgesprochen. Er hat gebellt, aber nicht gebissen. Banser ist Alkoholiker …«
»Das weiß ich. Ich habe ihn gestern festgenommen, weil einiges auf ihn als Täter hinweist.«
»Bitte?!«, wurde er von Petra Johannsen unterbrochen, die ihn ungläubig ansah. »Banser soll Wedel umgebracht haben? Noch dazu mitten in der Nacht? Im Leben nicht, dazu wäre der gar nicht fähig. Aber das ist nur meine Meinung«, wiegelte sie gleich wieder ab.
»Wieso sagen Sie, noch dazu mitten in der Nacht?«
»Ganz einfach, weil Wedel ihn niemals nachts in die Galerie gelassen hätte. Und Banser kam auch immer nur in die Galerie, wenn keine Kunden da waren. Zumindest war das in den vergangenen zwei Monaten so.«
»Okay. Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie dort arbeiten?«
»Wedel hat mich auf Kaufungs Beerdigung angesprochen und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei ihm anzufangen. Aber das habe ich Ihnen doch bereits gestern erzählt. Er brauchte jemanden mit guten Fremdsprachenkenntnissen.«
»Hat Ihnen die Arbeit gefallen?«
»Es geht so. Ich hätte die Ausstellung noch mitgemacht und wäre dann wieder gegangen. Ich arbeite ehrlich gesagt lieber hier zu Hause.«
»Verzeihen Sie, wenn ich jetzt indiskret werde, aber hatten Sie in den vergangenen zwei Monaten engeren Kontakt zu Wedel?«
Petra Johannsen senkte für einen Moment den Blick, um nach einigen Sekunden zu antworten: »Was verstehen Sie unter enger?«
»Mir ist bekannt, dass Wedel nichts anbrennen ließ. Hatten Sie etwas mit ihm?«
»Er ist nicht mein Typ, besser gesagt, er war nicht mein Typ.«
»Das beantwortet aber nicht meine Frage. Hatten Sie sexuellen Kontakt mit ihm?«
»Also gut, wenn Sie’s genau wissen wollen – ja, ich habe zweimal mit ihm geschlafen. Danach war Feierabend. Er konnte Kaufung in keiner Weise das Wasser reichen. Wedel war nicht zärtlich, er stand mehr auf die harte Tour, aber bitte, ich möchte nicht näher darauf eingehen.«
»Brauchen Sie auch nicht. Wissen Sie etwas davon, ob er auch mit Minderjährigen verkehrt hat?«
Sie seufzte auf, erhob sich und stellte sich ans Fenster, die Finger in die Potaschen ihrer Jeans gesteckt. »Bei ihm könnte ich mir alles vorstellen. Gesehen habe ich ihn allerdings nie mit kleinen Mädchen.« Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich um. »Aber zuzutrauen wäre es ihm. Er scheint sowieso einen unglaublichen Frauenverschleiß gehabt zu haben, wenigstens in der Zeit, in der ich dort war. Ich ärgere mich heute noch darüber, mich mit ihm eingelassen zu haben. Er war ein sehr durchschnittlicher Liebhaber.«
»Auch wenn es mich nichts angeht, warum haben Sie sich überhaupt mit ihm eingelassen?«
Sie kaute auf der Unterlippe und zuckte wieder mit den Schultern. »Einfach so.«
»Und wann war das?«
»Das war ziemlich am Anfang. Er hat mich zum Essen eingeladen, wir haben etwas getrunken und sind nachts um zwei noch in die Galerie gefahren. Beim ersten Mal ging’s noch, das zweite Mal gefiel mir überhaupt nicht.« Sie hielt inne und sah Brandt an. »Verraten Sie mir, warum Sie das alles interessiert?«
»Weil ich auf Motivsuche bin. Aber keine Sorge, Sie gehörennicht zum Kreis der Verdächtigen. Ich will lediglich wissen, was für ein Mensch Wedel war. Beschreiben Sie ihn doch bitte mal aus Ihrer Sicht.«
Sie holte
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