Mord auf Raten
tief Luft, als müsste sie ihre Gedanken sortieren, bevor sie antwortete. »Clever, charmant, abgebrüht und irgendwie durchgeknallt. Ich meine, ich kannte Wedel schon seit etlichen Jahren, aber so, wie er sich in den letzten zwei Monaten verhalten hat, so habe ich ihn vorher nie erlebt.«
»Warum haben Sie nach der Nacht nicht bei ihm aufgehört zu arbeiten?«
»Weil ich ihm versprochen hatte, ihm bei der Ausstellung zu helfen. Allerdings hatte ich ihm nach jener Nacht deutlich zu verstehen gegeben, dass wir in Zukunft nur noch geschäftlich miteinander verkehren würden.«
»Und er hat das einfach so akzeptiert?«
»Ja. Er hat sogar gelacht und gesagt, er hätte seinen Spaß gehabt, und mehr wollte er auch nicht. Und mehr wollte ich eigentlich auch nicht. Nur, mir hat es keinen Spaß gemacht.«
»Wissen Frau Müller und Frau Heuser davon?«
»Nein, aber ich weiß, dass er auch mit ihnen etwas hatte, er hat’s mir nämlich erzählt. Aber bitte, das haben Sie nicht von mir.«
»Sie können sich auf meine Diskretion verlassen. Können Sie mir irgendetwas über die Ehe von Wedel sagen?«
»Ich kenne seine Frau nur vom Sehen, obwohl sie quasi gegenüber wohnt. Er hat auch nie über seine Ehe gesprochen. Aber sehr glücklich scheint sie nicht gewesen zu sein. Ist jedoch nur eine Vermutung von mir. Ich liebe meinen Mann über alles und habe trotzdem Affären, nur er hat nichts dagegen, aber das wissen Sie ja bereits.«
»Frau Johannsen, ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Ich werde dann mal wieder gehen.«
»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Und dieser Banser«, sie schüttelte den Kopf, »ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er es war. Das ist aber nur ein reines Bauchgefühl.«
»Wiedersehen.«
Petra Johannsen blieb in der Tür stehen, bis Brandt gewendet hatte und um die Ecke gefahren war. Dann ging sie zurück ins Haus, holte eine Flasche Rotwein aus dem Keller, entkorkte sie und trank ein Glas. Warum wollte er das alles von mir wissen?, fragte sie sich, fand aber keine Antwort.
Donnerstag, 11.20 Uhr
Brandt hätte die wenigen Meter bis zu Katharina Wedel auch zu Fuß gehen können, aber ihm war heute nicht danach. Er musste mehrmals klingeln, bis ihm geöffnet wurde.
»Sie schon wieder?«, wurde er von ihr schroff begrüßt. »Was gibt es denn?«
»Nur ein paar Fragen. Ich bin auch gleich wieder weg. Aber es liegt doch bestimmt auch in Ihrem Interesse, dass der Mörder Ihres Mannes so schnell wie möglich gefasst wird.«
»So wie der von Dr. Kaufung?«, fragte sie spöttisch und ging vor ihm ins Haus. Brandt entgegnete nichts darauf, was hätte er auch schon sagen können, schließlich hatte sie ja Recht. Im Wohnzimmer lief ziemlich laute Musik, die Terrassentür stand offen. Katharina Wedel begab sich nach draußen, Brandt folgte ihr.
»Frau Wedel, sagt Ihnen der Name Kurt Banser etwas?«
»Ja. Was ist mit ihm?«
»Hatten Sie jemals etwas mit ihm zu tun?« Brandt ließ die Frage von Katharina Wedel unbeantwortet.
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Sie wissen doch bestimmt, dass Herr Banser und Ihr Mann nicht gerade die besten Freunde waren.«
»Das ist mir bekannt. Und?«
»Was wissen Sie über den Verkauf der Galerie? Wie ist das damals abgelaufen?«
»Keine Ahnung, ich bin weder Geschäftsfrau, noch habe ich mich je für die Galerie interessiert. Das ist einfach nicht mein Metier.«
»Aber dabei ging es doch um eine große Summe, und normalerweise spricht man als Ehepaar über so etwas.«
»Klaus hat seine Geschäfte getätigt, ohne mich groß einzuweihen. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, ich hätte sowieso nur die Hälfte verstanden, weil ich eine kaufmännische Niete bin.«
»Haben Sie Herrn Banser je persönlich kennen gelernt?«
»Er ist des Öfteren ums Haus geschlichen, hat auch ein paarmal geklingelt, aber ich habe nur einmal aufgemacht und mit ihm gesprochen, das heißt, ich wollte wissen, warum er andauernd ums Haus schleicht und uns belästigt. Das war im Herbst vergangenen Jahres.« Sie zog die Mundwinkel nach unten und fuhr fort: »Dann hat er mir zwischen Tür und Angel seine Geschichte erzählt, die sich im ersten Moment doch ziemlich wirr und absurd angehört hat. Vor allem schien er ziemlich viel getrunken zu haben, er hatte nämlich eine fürchterliche Fahne. Danach habe ich nicht mehr aufgemacht, wenn ich sah, dass er vor der Tür stand. Er hat auch häufig hier angerufen und nach meinem Mann verlangt. Leider war Klaus fast nie da oder hat sich verleugnen lassen.
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