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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Meine Liebe, es ist eindeutig: Nicht Sie haben ihm die Rolle Gottes gegeben, er
ist
der liebe Gott!«
    Sie sprach sehr ernsthaft, und zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte sich Eileen Chung davon abgehalten, etwas als Scherz zu nehmen, was nur als Scherz gemeint sein konnte.
    Dann machte sich auf dem Gesicht der Frau des Stiftsherrn ein Lächeln breit, und schon bald lachten die beiden Frauen gemeinsam, oder zumindest lachten sie gleichzeitig.

Drei
    P hilip Swains Maschine landete um 7 Uhr 30 auf dem Flughafen von Manchester an einem Tag zu Beginn des Monats Mai, an dem sich ein Mann aus Yorkshire selbst dann seines Lebens freut, wenn er in Lancashire ist. Swains Reise hatte statt der beabsichtigten einen Woche drei Wochen gedauert, aber auf dem Hinflug war er Touristenklasse geflogen und auf dem Rückflug erster, und auf seinem Gesicht zeigten sich keinerlei Spuren von Ermüdung, als er sein Gepäck vom Band nahm.
    Selbstsicher schritt er durch den grünen Ausgang hinaus in die Hauptankunftshalle und strebte so zielsicher in Richtung Ausgang wie ein Grubenpony zum Tageslicht.
    Hinter ihm beschleunigten sich Schritte, und eine Hand packte ihn fest an der Schulter. Er hielt jäh inne und drehte sich auf dem Absatz um. Dann lächelte er über das ganze Gesicht.
    »Arnie«, sagte er. »Du hättest doch nicht die weite Fahrt zu machen brauchen. Ich hätte mir ein Taxi genommen.«
    »Das hätte dich ein Vermögen gekostet«, sagte Arnie sorgenschwer.
    »Arnie, ich habe ein Vermögen«, sagte Swain.
    »Es ist also alles unter Dach und Fach?«
    »Das habe ich dir doch gesagt, als ich anrief. Es hat etwas länger gedauert, als ich dachte, doch als denen aufging, daß ich Bargeld und keine stimmberechtigten Aktien von Delgado wollte, haben wir uns geeinigt.«
    »Ja, ich bezweifle nicht, daß die Ami-Anwälte genauso trickreich sind wie unsere. Thackeray hat angerufen, wann du wieder zurück bist. Er sagte, er kommt raus, weil er dich sprechen will. Für diese Ratten ist Geld getoasteter Käse.«
    »Wir brauchen jetzt aber einen guten Anwalt«, sagte Swain vorwurfsvoll. »Gehen wir! Wo steht dein Wagen, Arnie? Ich kann es kaum erwarten, wieder in Moscow Farm zu sein. Gott, wie sehr mir Klimaanlagen und Musikkonserven aus dem Hals hängen!«
    Die beiden Männer sagten nicht mehr viel, bis Manchester hinter ihnen lag und sie auf der Autobahn hoch in die Pennines hinauffuhren. Swain kurbelte das Fenster hinunter und holte tief Luft, während er über die Einöde der Moore blickte, die sich beiderseits der Straße erstreckte.
    »Das tut gut«, sagte er.
    »Gut? Neunundneunzig Prozent Dieselabgase«, sagte Stringer. »Da ist die Luft in einem Parkhaus frischer.«
    Nachdenklich betrachtete Swain seinen Partner. Stringers Humor konnte so beißend sein, daß Swain manchmal versucht war, die Geschichten von gemeinsamen Vorfahren zu glauben. Nur sein nonkonformistisches Gewissen war reiner Stringer.
    »Was ist los, Arnie?« fragte er. »Du bist ein noch größeres Häufchen Elend als gewöhnlich, und das will etwas heißen.«
    »Nichts ist los. Sonst hätte ich es dir doch gesagt.«
    Sie hatten den Paß erreicht. Hinter ihnen Lancashire. Vor ihnen Yorkshire. Die Morgensonne stach ihnen ins Auge. Stringer hatte die Sonnenblende heruntergeklappt, aber Swain genoß die Wärme auf seinem Gesicht.
    »Es geht um unsere Shirley«, sagte Stringer unvermittelt.
    »Was? Trauert sie etwa noch immer ihrem Mann nach?«
    »Jetzt nicht mehr so sehr, aber vorher. Wir hatten darüber einen großen Streit. Ich habe ihr noch einmal gesagt, daß ich versucht habe, ihn zu finden, man aber Leute, die nicht gefunden werden wollen, nicht finden kann. Wir haben uns etwas in Rage geredet. Seither scheint sie sich beruhigt zu haben, doch sie ist damit herausgerückt, daß sie es war, die den fetten Mistkerl auf die Suche geschickt hat. Sozialversicherungsanfrage! Bei Gott, der ist mit allen Wassern gewaschen.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt. Doch was hat er davon?« wunderte sich Swain. »Er wirft mit Gefälligkeiten um sich wie Nero an einem schlechten Tag. Wahrscheinlich tut er nur so als ob. Hör also auf, dir Sorgen zu machen.«
    »Sorgen mach ich mir um Shirley.«
    »Ja, das weiß ich, Arnie. Aber du hast doch eben gesagt, daß es so aussieht, als habe sie sich beruhigt.«
    »Beruhigt? Ja, aber manchmal wirkt sie mehr als beruhigt. Resigniert vielleicht. Oder als hätte sie ganz aufgegeben. Es könnte daran liegen, daß sie nicht weiß, woran sie

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