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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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seines Schals. Königsblau. Irgendeiner Intelligenzbestie wird aufgefallen sein, daß das die Farben des gegnerischen Teams waren. Könnte im Sand verlaufen, aber es hat ein, zwei Hinweise darauf gegeben, daß unsere lokalen Vandalen scharf darauf sind, sich wie die großen Jungs zu organisieren. Der Todesfall ist ein prima Vorwand, ein paar Kopfnüsse auszuteilen, bevor sie
richtig
ernst machen, verstanden?«
    »Vermutlich«, sagte Pascoe zögernd. Kein Auftrag, der ihn vom Hocker riß. Mitleidheischend warf er Wield einen Blick zu, den Dalziel irrtümlich als Versuch interpretierte, sich zu drücken.
    »Delegieren ist nicht, Junge. Der Sergeant hier hat zu tun. Wie machst du dich am Krankenbett, Wieldy? Bei Gott, wenn ich sehen würde, wie du durch die Tür kommst, wäre ich verdammt schnell wieder auf den Beinen! Warum trollst du dich nicht zum Krankenhaus und holst die Aussage dieser zart besaiteten Pflanze Waterson ab, damit ich Lügenbaron Swain das Mittagessen verderben kann? Nein, ich warte lieber noch bis nach dem Essen und bringe seine Verdauung durcheinander. Kein Grund, verspätet im ›Schwarzen Bullen‹ einzutrudeln, was? Nicht, wenn es etwas zu feiern gibt.«
    »Sie meinen, Sie schmeißen eine Runde wegen der Inhaftierung?«
    »Nun red keinen Stuß«, sagte Dalziel, der bei seinen Untergebenen keineswegs im Ruf stand, spendabel zu sein. »Das überlaß ich Desperado Dan. Nein, du bist an der Reihe, Pascoe, es sei denn, du kackst dem Chef auf den Teppich, wenn er dich zu sich ruft.«
    Wield begriff vor Pascoe, schüttelte ihm die Hand und sagte: »Gut gemacht – Sir!« Dalziel schloß sich ihm an.
    »Eins noch«, sagte er. »Wenn du Ellie die frohe Botschaft überbringst, weise sie darauf hin, daß es noch einige Jährchen dauern wird, bis sich deine Beförderung auf deine Pension auswirkt. Und nun mach dich vom Acker und verdien dir dein Geld als Chief Inspector!«

Zwei
    D etective Sergeant Wield stellte sein Auto auf dem Besucherparkplatz ab und schritt den langen Weg zum Krankenhaus hinauf. Es war das älteste der Stadt, und man hatte es zu einer Zeit gebaut, als Besucher noch weniger gern gesehen waren als Patienten und ihre gute körperliche Verfassung unter Beweis stellen mußten, indem sie zum Portal ganze zweihundert Meter zu Fuß zurücklegen mußten. Zum Ausgleich glühte der alte rote Ziegelbau heimelig in der Februarsonne, und Goldefeu umarmte ihn so liebevoll, als sei er ein Herrenhaus. Der Weg verlief zwischen Blumenbeeten, die weiß vor Schneeglöckchen waren. Als Wield einen abgeknickten Stengel entdeckte, bückte er sich, pflückte die winzige Blume und steckte sie sich behutsam ans Revers.
    Du wirst ganz schön frech! verspottete er sich selbst. Als nächstes inserierst du in der Polizei-Postille, daß du einen Freund suchst.
    Seine Lippen zu einem kaum vernehmbaren Pfeifen gespitzt, schritt er kräftig aus, doch im Herzen trällerte er Bunthornes Song aus »Patience«: »… trotz der Philister Gerempel, bist du vom ästhetischen Tempel, schöner als jede Lilie, beim Schlendern nach Piccadilly, im Apostelgewand, Mohn in der bleichen Hand.«
    Seine fröhliche Stimmung überdauerte zwar die erste Korridormeile, doch als er die Station erreicht hatte, zu der er wollte, hatte das, was er sah, hörte und roch, seinem inneren Jubilieren einen Dämpfer verpaßt.
    Der Schreibtisch der Stationsschwester war unbesetzt, und er betrat die offene Station.
    »Mr. Waterson? Erste Tür links«, sagte eine müde Schwester, die so aussah, als würde sie besser daran tun, sich in das Bett, vor dem sie stand, hineinzulegen, als es zu beziehen.
    Wield stieß die Tür auf, die man ihm gewiesen hatte, und trat ein.
    Sein erster Gedanke war, daß Waterson privat versichert sein mußte. Über ihn beugte sich eine Krankenschwester in der Tracht einer Stationsschwester. Ihr Mund war auf den seinen gepreßt, und seine Hände waren in ihrer gestärkten Bluse verschwunden, wo sie freien Auslauf hatten. Unter keinen Umständen konnte das bei den Leistungen des staatlichen Gesundheitsdienstes mit inbegriffen sein.
    Wield hüstelte, die Schwester reagierte wie erwartet schuldbewußt und überrascht, sprang zurück und schloß mit fliegenden Fingern die Blusenknöpfe, wobei ihre blassen, sehr schönen Züge erröteten, als hätte jemand Pfirsichsauce auf Vanilleeis gegossen. Der Mann grinste ihn jedoch freundlich an und sagte: »Guten Morgen, Herr Doktor.«
    »Sie sind doch Mr. Waterson, nicht wahr?« fragte

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