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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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konnte, und so sprang ich auf sie zu. Als nächstes gab es eine Detonation, und alles war nur noch Blut, Fleisch und Knochen. Ich brach leider schlichtweg zusammen und nahm alles nur noch verschwommen wahr, bis ich heute morgen im Krankenhaus aufwachte. Jetzt ist mir klar, daß Gail eine sehr gestörte Frau war, immer fähig, sich oder anderen etwas anzutun. Doch für das, was vergangene Nacht geschah, bin nur ich allein verantwortlich. Hätte ich mich anders verhalten und professionelle Hilfe gerufen, anstatt zu versuchen, sie eigenhändig zu entwaffnen, wäre es vielleicht nicht zu dem gekommen, was geschehen ist.
    Gezeichnet: Gregory Waterson
    Nachdem Wield die Aussage ein zweites Mal gelesen hatte, blieb er eine Weile schweigend im Zimmer stehen.
    »Was gibt’s?« fragte Waterson. »Nicht die richtige Form? Lassen Sie es nach Ihrem Belieben abtippen, Sergeant, und ich unterschreibe es.«
    Wield riß sich zusammen und sagte: »Nein, alles in Ordnung. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick?«
    Er verließ das Zimmer. Die Stationsschwester saß nun hinter ihrem Schreibtisch, eine kräftige Frau mit einem liebenswürdigen Lächeln, das wie ein Licht anging, als er sich näherte und auswies.
    »Vor einigen Minuten habe ich Mrs. Waterson kennengelernt. Arbeitet sie nicht auf dieser Station?«
    »Nein. Frauenchirurgie. Brauchen Sie sie?«
    »Nein. Zumindest nicht jetzt. Ich könnte ein Telefon brauchen, wenn das ginge.«
    »In meinem Büro, da drüben.«
    »Danke. Haben Sie eine Ahnung, wann Mr. Waterson entlassen wird?«
    »Da müssen Sie Dr. Marwood fragen. Soll ich ihn holen? Er ist am anderen Ende der Station.«
    »Ja, bitte.«
    Er ging in das winzige Büro und wählte. Nachdem er seinen Namen genannt hatte, verlangte er, mit Dalziel verbunden zu werden. Einen Augenblick später war Pascoe am Apparat.
    »Bist du das, Wieldy? Der Superintendent ist gerade beim Chef. Kann ich dir helfen?«
    Wieldy brachte ihn schnell auf den neuesten Stand.
    »Oje«, sagte Pascoe, »kein Wunder, daß du erleichtert geklungen hast, als du
meine
Stimme hörtest.«
    »So
ganz
dieselbe Geschichte wie die von Swain ist es ja nicht«, sagte Wield, auf der Suche nach Licht am Ende des Tunnels.
    »Das stimmt, aber sie ist Swains Version ein verdammtes Stück ähnlicher als die Aussage vom dicken Andy«, sagte Pascoe.
    »Du glaubst nicht, daß er sich täuschen könnte?«
    »Willst
du
ihm das sagen?«
    »Ich bin nur Sergeant. Die Gefahrenzulage kriegt der Chief Inspector. Alles gut verlaufen? Dein großer Augenblick? Knallende Korken und so?«
    »Man hat mich mit einer Tasse Instantkaffee abgespeist. Geht es Waterson gut genug, daß wir ihn hier ein wenig in die Mangel nehmen können?«
    »Auf mich macht er einen kerngesunden Eindruck, aber ich wollte mich noch beim Arzt vergewissern.«
    Als Wield den Hörer auflegte, öffnete sich die Tür, und ein weißbekittelter Schwarzer betrat den Raum. Er war Ende zwanzig, sein Haaransatz war ein wenig weiter hinten, als er sein sollte, und seine Taille etwas weiter vorne.
    »Marwood«, stellte er sich vor. »Sie wollen wissen, ob Waterson entlassen werden kann? Die Antwort lautet ja. Je eher, desto besser.«
    Das klang nach etwas mehr als einer rein medizinischen Meinung.
    »Danke, Doktor«, sagte Wield. »Hatten Sie Dienst, als er aufgenommen wurde?«
    »Nein, aber ich habe die Eintragung gelesen. Schock. Beruhigungsmittel. Nun, die Beruhigung ist abgeklungen. Bei diesem Typ hält sie nie lange vor. Dasselbe gilt für den Schock, würde ich sagen.«
    »Sein Typ?«
    »Explosiv«, erwiderte der Arzt. »Zumindest ist das eine Art, ihn zu beschreiben.«
    Wield fragte: »Kennen Sie Mr. Waterson, Sir? Ich meine, nicht nur als Patient?«
    »Wir sind uns begegnet. Seine Frau arbeitet hier.«
    »Und durch sie …?«
    »Betriebsfeiern und ähnliche Veranstaltungen. Er hat sich einige Male blicken lassen.«
    »Und welchen Eindruck hatten Sie von ihm?« fragte Wield.
    »Ob ich ihn mochte, meinen Sie? Auf gar keinen Fall! Ich finde, er ist ein Klugscheißer und ein versteckter Rassist noch dazu. Mich hat es nicht überrascht, als sie ihn verließ.«
    »Ihn verließ?«
    »Haben Sie das nicht gewußt?« Marwood lachte. »Wenn ich operieren wollte und nicht wüßte, daß mein Patient Bluter ist, würde ich meine Approbation verlieren. Aber ihr Burschen mogelt euch einfach durch, und niemand schert sich einen verdammten Dreck darum! Was hat er überhaupt ausgefressen?«
    »Er hilft uns nur, Sir«, sagte Wield

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