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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Leiche von Arnie Stringers Schwiegersohn strafbar gemacht habe …«
    Dalziel warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. Noch eine Minute. Er hatte zu lange gezögert. Swain beobachtete ihn. Vielleicht hatte er bereits Verdacht geschöpft. Er sah Swain fest in die Augen. Kein Widerstand, kein Ausweichen. Der Augenblick schien sich ewig zu dehnen. Doch die Zeit war nicht stehengeblieben. Drei Stockwerke tiefer knatterten die Preßlufthämmer los und lösten auf dem Strahl ihrer Augen einen teleenergetischen Austausch aus, wie er nur von verzückten Liebenden erlebt wird.
    »… und ich bin bereit, die Konsequenzen für meinen Irrtum auf mich zu nehmen«, schloß Wield. »Das war’s, Sir. Wollen Sie bitte hier unterzeichnen?«
    Swain senkte den Blick und neigte den Kopf wie im Gebet.
    »Nein«, sagte er leise. »Noch nicht. Es tut mir leid, aber ich muß ganz reinen Tisch machen, nicht wahr? Ich weiß,
de mortuis
und so weiter. Aber ich muß an die Lebenden denken. Die arme Frau. Gott stehe mir bei, ich kann nur hoffen, daß ich mich täusche, aber endgültig feststellen können nur Sie das, Mr. Dalziel.«
    »Was?« knurrte Dalziel. Er wußte, daß er einen Fehler begangen hatte. Man darf die Leute nicht mit ihren eigenen Waffen schlagen wollen. Ein raffinierter Halunke versucht nicht, einen anderen raffinierten Halunken übers Ohr zu hauen. Nun saß Swain am Drücker und gab die Stichworte, und er mußte antworten. Doch er hatte keine Idee, wie er Swain das Heft wieder aus der Hand nehmen konnte.
    »Sie können nach eindeutigen Beweisen für etwas suchen, das ich nur vermute und befürchte.«
    »Als da wäre?«
    »Daß Arnie Stringer Greg Waterson getötet haben könnte.«
    »Was?« Dalziel war auf allerhand gefaßt gewesen, aber das schlug dem Faß den Boden aus. Er vergaß alle Taktik und ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
    »Da kauft Ihnen eher ein Kardinal ein Kondom ab als ich Ihnen diese Geschichte, Swain!«
    Philip Swain nickte mit ernster Miene: »Ja, ich verstehe, wie schwer es für Sie sein muß, sich das vorzustellen, Superintendent. Aber bevor Sie Ihr Urteil fällen, hören Sie mir bitte erst zu. Arnie Stringer hat sich mir gegenüber immer sehr loyal verhalten, und nachdem ich ihm bei seinem Schwiegersohn geholfen hatte, hatte er ganz klar das Gefühl, tief in meiner Schuld zu stehen, emotional, will ich sagen. Als diese tragische Geschichte mit Gails Tod passierte, wollte er mich unbedingt trösten. Er machte Greg Waterson voll und ganz für das verantwortlich, was passiert war, und hielt nicht hinter dem Berg damit, was jemand wie Waterson seiner Meinung nach verdiente. Ich befand mich in der kuriosen Lage, den Mann, der meine Frau verführt und die Situation herbeigeführt hatte, die ihren tragischen Tod zur Folge hatte, auch noch verteidigen zu müssen. Aber für Arnie gab es nur schwarz oder weiß, und obwohl er den Mund hielt, hätte ich wissen müssen, daß er seine Meinung nicht geändert hatte, als ich ihn an jenem Abend bat, Mrs. Waterson zu folgen.«
    »Wann war das?« fragte Dalziel mit einem wenig überzeugenden Gähnen.
    »An dem Abend, als sie sich mit Greg traf. Sie hatte mir gesagt, daß er angerufen hatte – was Sie wahrscheinlich wissen, und ich wollte unbedingt mit ihm sprechen …«
    »Und warum?« unterbrach ihn Dalziel.
    »Natürlich weil ich wollte, daß er eine Aussage macht«, sagte Swain. »Damals wußte ich noch nicht, daß bereits eine Aussage von ihm vorlag, die mich vollständig entlastete. Ich weiß, daß Sie keinen einfachen Beruf haben, Superintendent, aber ich finde immer noch, daß Ihr Verhalten unnötig grausam war.«
    Dalziel schloß für einen Augenblick die Augen – zum Gebet oder vielleicht vor Schmerzen.
    »Sie haben also Arnie gebeten, Mrs. Waterson zu folgen?« sagte er. »Warum sind Sie nicht selbst gegangen?«
    »Sie kannte mich vom Sehen, und George kannte mich natürlich auch. Bei seiner Veranlagung ging ich davon aus, daß er auf dem Absatz kehrtmachen und sich absetzen würde, wenn er mich sah. Ich wollte nur herausfinden, wo er wohnte, damit ich zu ihm gehen und mit ihm reden konnte. Deshalb bat ich Arnie, Mrs. Waterson zu folgen, und er war dazu bereit.«
    »Welches Fahrzeug hat er genommen?« fragte Wield, der Dalziels bösen Blick geflissentlich übersah.
    »Das weiß ich nicht. Ich vermute, den Pick-up. Gesehen habe ich ihn an jenem Abend nicht mehr. Ich hatte eine Verabredung in Darlington, und es ergab sich, daß ich erst spät nach Hause

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