Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
seinen kleinen Enkel.«
    »Aber er hielt den Mund«, sagte Dalziel, »in der Erwartung, daß Gott an seiner Stelle das Geständnis ablegte, ja?«
    »Ja, in der Tat. Und so merkwürdig es sein mag, ich glaube, er begann irgendwann Sie als das Instrument des Herrn zu sehen, Superintendent. Als Sie heute morgen mit ihm darüber sprachen, daß der Junge in seine Heimat zurückgekommen sei, war er wirklich erschüttert. Ich denke, er war nahe daran, ein Geständnis abzulegen.«
    »Und wie hätten Sie sich in einem solchen Fall gefühlt, Mr. Swain?«
    »Wie ich schon sagte, ich bin froh, daß es heraus ist. Ich habe selbst Kummer und Sorgen gehabt. Nun scheinen sie hinter mir zu liegen, und es ist großartig, absolut reinen Tisch zu machen. Aber ich hätte alles dafür gegeben, wenn es nicht auf diesem Wege passiert wäre. Die Erinnerung daran, wie der Bagger auf den armen Arnie zuglitt, werde ich nie wieder los. Das einzige, was mir die Last etwas erleichtert, ist eine Sache, die ich bisher noch nicht aussprechen konnte. Ich sah sein Gesicht in den letzten Augenblicken, und ich bin mir nicht sicher, wie sehr er sich anstrengte auszuweichen.«
    Er sprach mit höchster Ernsthaftigkeit. Wie sonst hätte er sprechen können? Dennoch rechnete Pascoe mit dem ungläubigen Auflachen Dalziels. Statt dessen murmelte der Dicke leise: »Aha, also noch so ein Selbstmord, wie?«
    »Nicht bewußt natürlich«, sagte Swain. »Das wäre für einen Mann, der so fromm war wie Arnie, undenkbar gewesen. Aber ein Erlöschen des Lebenswillens. Dazu kann ein solches Geheimnis einen Menschen bringen, Superintendent. Deshalb bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß ich es mir und Arnies Gedächtnis schulde, die ganze Sache ans Tageslicht zu bringen.«
    Irgendwann schien Swain das Heft wieder fest in der Hand zu haben.
    Und irgendwann, während er noch sprach, verstummten die Preßlufthämmer.
    Die Tür ging auf, und Wield schaute herein.
    »Sir, ich glaube, es ist soweit.«
    Dalziel sagte: »Constable Seymour wird Ihre Aussage in die endgültige Form bringen, Sir. Entschuldigen Sie mich.«
    Auf dem Weg nach unten stieß er heftig aus: »Gottverdammte Scheiße, Peter, nun hilf mir gefälligst! Der schlüpfrige Aal entwindet sich uns, und du sitzt nur da und lächelst wie ein Kaplan bei der Taufe.«
    In der Garage beugte er sich über das Loch. Swains Kreidemarkierung war sehr präzise gewesen. Dalziel war jedesmal aufs neue überrascht, wie wenig Platz eine Leiche brauchte, besonders wenn sie in der fötalen Position lag. Er runzelte den jungen Mann streng an, als wollte er ihn zum Reden bringen.
    Dann sagte er: »In Ordnung. Alle raus. Erst Fotos und dann die Gerichtsmedizin.«
    »Schon benachrichtigt, Sir«, sagte Wield.
    »Jemand muß dem Mädchen Bescheid geben«, sagte Pascoe, als sie erleichtert wieder in den Sonnenschein traten.
    »Was? Ach ja. Zur Identifizierung. Schau mal, wer da kommt! Jemand von der Körpergröße sollte Moped fahren.«
    Der Chief Constable stieg aus einem großen Rover. In voller Montur sah er prächtig aus, und die Großzügigkeit des Steuerzahlers stand ihm noch ins Gesicht geschrieben. Doch seine Miene veränderte sich wie ein Teletext-Bildschirm, als er Dalziel wahrnahm, den Lastwagen vom Bauamt und die beiden Männer, die mit Preßlufthämmern aus der Garage kamen.
    Dalziel trat auf ihn zu, und Trimble sagte: »Andrew, will ich das wirklich hören?«
    »Es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müßten«, sagte Dalziel. »Nur unerwarteter Besuch.«
    Rasch brachte er Trimble auf den neuesten Stand. Der Chief Constable stöhnte leise auf, als er von der Leiche erfuhr, hörte ansonsten aber schweigend zu, stellte etliche Fragen zur Sache, als Dalziel fertig war, und sagte dann: »Hoffentlich sagt er die Wahrheit, und die Gerichtsmedizin bestätigt ihn. Ein Totschlagopfer im eigenen Hinterhof ist immerhin ein wenig besser als ein Mordopfer.«
    Pascoe sagte zu Dalziel: »Sir, wollten Sie, daß ich Mrs. Appleyard informiere?«
    Er wollte nur behutsam daran erinnern, daß Menschen wichtiger als Presseberichte waren, aber irgendwie kam es so heraus, als wolle er Dalziel abkanzeln. Dalziel reagierte nicht. Er schien in Gedanken in einer unvorstellbaren Welt zu verweilen. Doch Trimble griff den Punkt auf.
    »Natürlich. Die junge Ehefrau. Und sie hat heute ihren Vater verloren. Es wird sehr schwer für sie sein. Wer es ihr auch sagen mag, ich möchte, daß eine erfahrene Polizistin dabei ist und die

Weitere Kostenlose Bücher