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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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reiche amerikanische Frau. Zuerst wurde ich sehr wütend, dann verwandelte sich meine Wut allmählich in Kummer, und plötzlich merkte ich, wie ich diesem relativ fremden Menschen alles erzählte, ohne es eigentlich zu wollen! Das auslösende Moment war mit Sicherheit der Anblick der Frau, die ich für Gail gehalten hatte, doch meine geistige und seelische Verfassung muß wie ein Vulkan gewesen sein, der kurz vor dem Ausbruch stand. Greg Waterson, was immer seine Fehler sein mochten, konnte charmant sein und Anteil nehmen. Ich brauchte dringend jemanden, mit dem ich reden konnte, und er war der perfekte Zuhörer. Als ich ihm erklärte, welche Gefühle die Frau, von der ich nun wußte, daß sie Beverley King hieß, bei mir ausgelöst hatte, sagte er, ja, er habe meine Reaktion bemerkt und sich darüber gewundert. Ich glaube, daß es zu diesem Zeitpunkt gewesen sein muß, daß die verrückte Idee in meinem Kopf Gestalt annahm. Wir tranken etwas, und ich erholte mich ein wenig. Ich fing davon an, zur Polizei gehen und alle Karten auf den Tisch legen zu wollen. Mir kam es wirklich so vor, als hätte ich bereits einen unwiderruflichen Schritt in diese Richtung getan, indem ich meine Geschichte einem Fremden erzählte. Aber Waterson drängte mich, mir das noch einmal gut zu überlegen. Er entwarf ein düsteres Bild von der absehbaren Reaktion, den langen, grauenvollen Ermittlungen und der hohen Wahrscheinlichkeit, des Mordes angeklagt zu werden. Das ließ mich zögern. Doch das größte Hindernis zum Geständnis war das Wissen, daß ich der Polizei meine Geschichte nicht erzählen konnte, ohne den armen Arnie mit hineinzuziehen. Und nun überlegte Waterson, der meine Halbherzigkeit spürte, welche andere Erklärung ich für Gails Verschwinden finden konnte. Die Polizei würde mit Sicherheit bald herausfinden, daß sie nie nach Amerika geflogen war, und sogleich würden sich alle Augen auf mich richten. Er wies auch darauf hin, daß es Jahre dauern würde, bis sie offiziell für tot erklärt werden würde, selbst wenn es mir gelänge, die Polizei davon zu überzeugen, daß ich nicht wußte, wo sie sich aufhält. Mittlerweile wäre mein Geschäft zugrunde gegangen und ich vielleicht sogar gezwungen, Moscow Farm aufzugeben. Was ich wirklich brauchte, sagte er, war ein Weg, daß ihr Tod sofort aktenkundig wurde, ohne daß ich Gefahr lief, die Erbschaft zu verlieren. Und nun kam er ganz unumwunden mit dem unglaublichen Vorschlag heraus, daß wir Beverley King so umbringen sollten, daß ich ihre Leiche als Gails identifizieren konnte! Auf diese Weise wäre er ihre Erpressungsversuche los, sie würde auf die Vermißtenliste gesetzt, die Polizei würde sie aber nie finden, und ich wäre offiziell Witwer mit Zugriff auf das Vermögen meiner Frau.‹ War da was, Andy?«
    »Ich habe nur gesagt:
Dieser raffinierte Saukerl
«, wiederholte Dalziel mit unfreiwilliger Bewunderung.
    »Waterson?«
    »Nein! Swain. Den Spieß einfach umzudrehen.«
    »Sie sind der Meinung, daß es seine Idee war?«
    »Aber natürlich war es seine verdammte Idee!« rief Dalziel aus. »Ihm war aufgegangen, daß es ein bißchen voreilig gewesen war, seine Frau unter unseren Garagen einzubetonieren. Er konnte zwar ein paar Schecks fälschen, doch ohne ihren offiziellen Tod waren die großen Fleischtöpfe außer Reichweite. Dann sieht er die langbeinige Blondine, hört die Erpressungsgeschichte des Pechvogels Waterson, und Bingo! Da ist der Ausweg!«
    »Aber würde er einem Mann, den er kaum kannte, so sehr trauen? Einem Mann, der nach allem, was man hört, ein Trottel erster Güte war?«
    »Na ja, nicht auf den ersten Blick«, sagte Dalziel. »Waterson nahm gern den Mund voll, um den Eindruck zu erwecken, ein toller Hecht zu sein. In seine Einzelteile löste er sich immer erst auf, wenn die Kacke am Dampfen war. Und da war es für Swain zu spät, einen Rückzieher zu machen. Er mußte sich, so gut es ging, den Umständen anpassen.«
    Trimble runzelte die Stirn und sagte: »Beweise? Ich verlange Beweise.«
    »Beweise? Es ist nur logisch, daß es Swains Plan war. Swain hatte am meisten zu gewinnen. Swain konnte einen Colt Python besorgen, und Swain wußte, was der Revolver anrichten konnte, das hatte er bei seinem Bruder gesehen. Swain hatte die Kleidung und den Schmuck und was es sonst noch brauchte, um die Geschichte glaubwürdig zu machen. Swain würde auch derjenige sein, der die Leiche identifizierte. Es riecht alles ganz gewaltig nach dem verdammten Philip

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