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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Mysterienspiele zur Hölle geschickt hatte.
    »Kaution?« sagte er auf die Frage der Regisseurin hin. »Ich wäre zu gern zu Diensten, Mädchen, aber in einem Fall von diesem Kaliber werden die Schöffen nicht mit sich reden lassen.«
    Was er sagte, entsprach, wenn überhaupt, nur der halben Wahrheit.
    Nach sehr kurzer Zeit war allen Betroffenen klar, daß es hauptsächlich die zahllosen Einwände von Dalziel waren, die zwischen Swain und seinem – eingeschränkten – Leben in Freiheit standen. Als Eileen Chung ihn darauf ansprach, knurrte er: »Jacke wie Hose. Du glaubst doch nicht etwa, daß ich mit dem Verbrecher auftreten würde? Wenn er wieder zur Besetzung gehört, lege ich meine Rolle nieder. Ich erspare dir ein Problem, indem ich ihn hinter Gittern lasse.«
    »Tu mir keinen Gefallen, Andy«, sagte Eileen Chung gleichmütig. »Ich habe schon schwierigere Entscheidungen getroffen.«
    Scham war eine neue Erfahrung für Andrew Dalziel, aber er fühlte sich beschämt.
    Von Scham konnte allerdings nicht die Rede sein, als Dan Trimble den Fall zur Sprache brachte.
    »Andrew, ich mache mir Sorgen. Sie haben beim Schöffengericht den Eindruck hinterlassen, die Anschuldigungen gegen Swain seien so ernster Natur, daß ihn freizulassen bedeutete, Jack the Ripper nach Whitechapel zu schicken. Daraus schließe ich, daß Sie sich zutrauen, Swains Aussage zu widerlegen.«
    »Aussage!« schrie Dalziel. »Das Machwerk gehört in die engere Auswahl für den Booker-Preis!«
    »Meinen Sie? Dann können Sie vielleicht Dichtung und Wahrheit für mich auseinanderdividieren, mit Beweisen natürlich. Ich habe hier ein Exemplar seiner Aussage vorliegen. Gehen wir sie durch, ja?«
    Er begann vorzulesen und hielt ab und zu inne, damit Dalziel sich äußern konnte. Doch während des ersten Teils, in dem es um Arnie Stringer und die Neuigkeit vom Tode seines Schwiegersohns ging, lauschte der Dicke schweigend. Nur als Swain für seine Mithilfe Motive der Loyalität und Freundschaft geltend machte, grunzte er verächtlich.
    »Sie bestreiten seine Motive?« fragte Trimble.
    »Das tu ich in der Tat! Seine Loyalität und Freundschaft haben ihn schließlich nicht davon abgehalten, mit einem Baggerlader über den Kerl zu fahren, um ihn zum Schweigen zu bringen.«
    »Haben Sie Beweise für Ihre Behauptung? Augenzeugen? Gerichtsmedizinische Untersuchungen?«
    »Nein! Aber es ist klar …«
    »Nein, Andrew, das ist es nicht. Fahren wir fort. ›Meine Frau, Gail, war früh zu Bett gegangen, weil sie am folgenden Morgen auf Reisen gehen wollte, um ihre kranke Mutter in den Vereinigten Staaten zu besuchen. Ich sollte an dieser Stelle sagen, daß es trotz der zugegebenermaßen verschiedenen Auffassungen über unsere Zukunft eine sehr reale Kompromißmöglichkeit gab und daß ich davon ausging, daß ihr Aufenthalt in den Staaten nur von kurzer Dauer war. Arnies Erscheinen hatte sie aufgeweckt, und nachdem ich Arnie beruhigt und nach Hause geschickt hatte, kam sie ins Zimmer und sagte, sie habe das meiste von unserem Gespräch gehört. Sie konnte nicht glauben, daß ich ihm wirklich helfen würde, Appleyards Tod zu verheimlichen. Wenn es ihr nur um Recht oder Unrecht gegangen wäre, hätte ich vielleicht zugehört, aber es zeigte sich bald, daß für sie der tragische Unglücksfall der perfekte Vorwand war, meine Partnerschaft mit Arnie, den sie nie gemocht hatte, zu kündigen. Ich versuchte ihr meine Gefühle zu erklären, aber sie wurde immer ärgerlicher und verlangte am Ende fast hysterisch, daß ich am nächsten Tag mit ihr abreisen und nach Kalifornien fliegen sollte, um die Stelle bei Delgado anzunehmen. Ich erwiderte, daß meine Entscheidung, was den Job anging, zwar noch nicht endgültig, doch ihr Vorschlag einfach nicht machbar sei. Inzwischen war sie so hysterisch, daß sie nicht mehr ansprechbar war. Ich gab ihr eine leichte Ohrfeige, damit sie wieder zu sich käme, aber das machte es nur noch schlimmer. Sie eilte auf mich zu, ich trat einen Schritt zur Seite, und ohne daß ich ihr ein Bein stellen wollte, stolperte sie über meinen Fuß und lag reglos vor dem Kamin. Sie war mit der Seite des Kopfes auf die alte Steineinfassung aufgeschlagen. Es blutete kaum, aber sie war eindeutig tot. Ich erinnere mich, wie sie einmal erzählte, ein amerikanischer Arzt habe ihre Mutter davor gewarnt, sie mit den anderen Kindern auf dem Spielplatz raufen zu lassen, weil ihr Schädel ungewöhnlich dünn sei. Ich weiß, daß ich den Notruf hätte wählen

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