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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kennengelernt«, sagte Pascoe. »Aber er klingt … unberechenbar.«
    »Unberechenbar, was?« sagte Dalziel. »Das schreib ich mir auf. Und Swain? Klingt der auch unberechenbar?«
    »Das nicht,
der
klingt nach einer sehr merkwürdigen Sorte von kleinem Bauunternehmer.«
    »Was? Meinst du, zu gebildet? Das sagst du aber daheim besser nicht zu laut, sonst mußt du dir hinterher den Mund ausspülen. Aber ich weiß, was du meinst. Er ist in jeder Beziehung ein sonderbarer Vogel. Muß er ja sein, wenn er sich einbildet, mich aufs Kreuz legen zu können! Aber wir verschwenden Zeit, in der wir einen heben könnten. Deine Feier, Peter, müssen wir zwar verschieben, aber …«
    »Wir haben noch eine ganze Stunde«, sagte Pascoe.
    »Ja, aber Wieldy hier kann nicht mitkommen, nicht wahr, Sergeant? Er hat einen Termin im Krankenhaus, das heißt, wenn ihm der nicht auch noch abhanden kommt. Du und ich, Peter, wir genehmigen uns noch ein Bierchen und knöpfen uns die beiden Aussagen noch einmal gründlich vor.«
    »Die drei Aussagen«, verbesserte Pascoe, wobei er die Daumen und auch die Zehen zu drücken versuchte.
    »Drei? Wie meinst du das – drei?«
    Wield trat einen kleinen Schritt ans Fenster, als überlege er, ob er sich hinausstürzen solle, wenn die Kampfhandlungen ausbrachen.
    »Wir haben Swains«, fuhr Dalziel fort. »Und dann ist da noch Watersons. Welcher Armleuchter hat denn noch eine Aussage gemacht, die wir uns vorknöpfen müssen?«
    Pascoe fragte sich, ob die Fensterbreite für einen Doppelsturz ausreichte.
    Dann atmete er tief durch und dachte, daß ein Chief Inspector für seine Arbeit einfach nicht genug Geld bekam.
    »Sie«, sagte er. »Sir.«

Fünf
    D er Anbau, in dem das Schwesternwohnheim untergebracht war, war ein Zweckbau der sechziger Jahre, etwa zweihundert Meter vom Hauptgebäude entfernt und mit diesem durch einen einstmals freundlichen, von Bäumen gesäumten Weg verbunden. Freundlich allerdings nur im Sommer und solange es hell war. Eine Reihe nächtlicher Überfälle vor etwa zehn Jahren hatte Schutz wichtiger als Schönheit werden lassen, und nun war der Weg von mehr Laternenpfählen als Bäumen gesäumt und mit einem festen Stahlzaun gesichert.
    Wield fand Pamela Watersons Zimmer im dritten Stock. Als sie die Tür öffnete, sah sie ihn mit leerem Blick an. Dann sagte sie: »Ach, Sie sind’s«, und wandte sich ab.
    Er folgte ihr ins Zimmer, wo sie sich müde in einen Sessel fallen ließ. Ihr langes blondes Haar war nun offen, und die hellen Strähnen rechts und links von ihrem Gesicht betonten die dunklen Ringe unter den Augen.
    »Es tut mir leid«, begann er, »ich sehe, daß Sie sehr müde sind.«
    »Um das rauszukriegen, braucht man kein Kriminalbeamter zu sein«, erwiderte sie verbittert. »Ich war schon müde, als ich mit zweistündiger Verspätung – meine Ablösung hatte einen Autounfall – von meiner vorherigen Schicht kam. Dann habe ich es nicht geschafft, mehr als nur eine Stunde zu schlafen, bevor ich wieder anfangen mußte –«
    »Wieso das?« unterbrach Wield sie.
    »Nichts Besonderes«, sagte sie und zündete ihre dritte Zigarette seit seiner Ankunft an. »Das Leben geht weiter, all die normalen, lästigen Dinge, die nur ein paar Minuten in Anspruch nehmen, wenn man nicht hinterherhinkt. Einkaufen, Rechnungen bezahlen, waschen, bügeln –«
    »Haben Sie Familie, Mrs. Waterson?« unterbrach er sie wieder.
    »Sieht es so aus, als hätte ich Familie?« fragte sie auf das Zimmer deutend.
    Wahrscheinlich meinte sie nur, daß ein Zimmer in einem Schwesternwohnheim nicht geeignet war, um Kinder großzuziehen, doch Wield nutzte die Gelegenheit zu einer offenen Bestandsaufnahme des Raums.
    Dem krankenhauseigenen Mobiliar war wenig zu entnehmen. An der Wand über dem Bett hing ein kleines Holzkruzifix, an einer anderen Wand über einem kleinen Bücherregal eine Kohleskizze von einem weiblichen Kopf, dessen vitales Lachen er zuerst nicht mit der Frau, die vor ihm saß, in Verbindung brachte. Er ließ den Blick über ihre Bücher schweifen. Sie stand hauptsächlich auf Biographien, und ihr Geschmack war breit gestreut. Zwei von der königlichen Familie, Charles und Earl Mountbatten; mehrere aus der Unterhaltungsbranche, einschließlich der Monroe und Judy Garland, den Beatles und Olivier; ein Vertreter der Politik, Lloyd George, und ein Häufchen Literaten, die von Byron und Shelley über Emily Brontë und Oscar Wilde bis zu Sylvia Plath und Simone de Beauvoir reichten.
    Pascoe

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