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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sponserte den Frühlingsball des Bürgermeisters, und die Einnahmen kamen dem städtischen Hospiz zugute. Er warf den Scheck über den Schreibtisch und sagte: »Ich seh mal nach, warum es nicht weitergeht.«
    »Laß dir Zeit«, sagte Thackeray und griff nach dem Islay.
    Dalziel ging eine Etage tiefer zum Vernehmungsraum Nr. 2. Er war verärgert, weil die Dinge nicht glattliefen. Zum einen mußte er wegen der Verspätung des Polizeiarztes Thackeray beschäftigen, eine Taktik, die ihn bisher zweihundertfünfzig Pfund und eine Menge Whisky gekostet hatte. Dann war Pascoes Nachricht gekommen, Moscow Farm sei sauber. Und zu allem Überfluß hatte er vom Arzt erfahren, daß an Swain keine Zeichen einer Abhängigkeit zu entdecken waren, weder körperlich noch psychisch.
    Der Bauunternehmer war müde, hatte sich aber noch immer in der Gewalt. Im Bewußtsein, daß Thackeray jeden Augenblick auftauchen konnte, kam Dalziel gleich zur Sache.
    »Wie lange ist Ihre Frau abhängig gewesen, Mr. Swain?«
    Swain bemühte sich gar nicht erst, schockiert oder indigniert zu sein, sondern schüttelte nur den Kopf und sagte: »Darum ist es also gegangen?«
    »Sie wußten Bescheid?«
    »Sie war meine Frau, Herrgott noch mal. Wie hätte ich es nicht wissen sollen? Okay, sie hatte ein Problem, aber sie hat es in den Griff bekommen.«
    »Der Pathologe erzählt uns eine andere Geschichte.«
    »Wollen Sie sagen, daß sie wieder gesnieft hat? Nein, das habe ich nicht gewußt.«
    »Sniefen? Nein, mein Junge, nichts da von Sniefen. Sie war perforierter als eine ganze Seite Briefmarken«, übertrieb Dalziel.
    Swains Reaktion war verblüffend. Er starrte Dalziel ungläubig an und schrie: »Was? Gespritzt, sagen Sie? O Gott! Dieser Mistkerl!«
    Beim Reden schlug er mit der linken Faust in die rechte Handfläche, so daß man den Abdruck der Knochen sehen konnte. Das war echt. Aber wem galten die Faustschläge? fragte sich Dalziel.
    »Dieser Mistkerl, wer ist das?« fragte er ruhig. »Sprechen Sie von Waterson?«
    »Was? Nein. Natürlich nicht. Der ist nicht der Typ. Der kann es auf keinen Fall gewesen sein.« Überzeugend klang er nicht.
    »Der die Drogen lieferte, meinen Sie?«
    »Ja, das ist der Mistkerl, den ich finden möchte.«
    »Ach ja? Ein bißchen spät für Vergeltung, was? Ich meine, sie ist verreckt, mit ein bißchen Unterstützung durch ihre Freunde.«
    Swain sah ihn mit echtem Haß an.
    »Wo ist mein Anwalt?« wollte er wissen. »Warum ist mein Anwalt noch nicht hier?«
    »Weil Sie letzte Nacht seinen Schönheitsschlaf nicht stören wollten«, sagte Dalziel. »Wer war der Arzt Ihrer Frau, Mr. Swain? Vielleicht weiß der ja mehr über ihre Probleme als Sie.«
    Swain ließ sich nicht ködern, sondern erwiderte: »Dr. Herbert, der auch mein Arzt ist. Aber sie hat ihn nie aufgesucht. Das hätte er mir erzählt. Nicht, daß er nicht verschwiegen war, aber wir kennen uns seit langem.«
    »Ein vielsagendes Zwinkern, was?« sagte Dalziel und kniff grotesk ein Auge zusammen. »Sie muß aber einen Arzt aufgesucht haben, als sie sich das Bein gebrochen hatte.«
    »Tut mir leid. Da kann ich Ihnen nicht helfen«, sagte Swain.
    »Sie wollen mir verkaufen, daß Ihre Frau sich das Bein bricht und Sie nicht wissen, wer sie behandelt hat? Gütiger Gott, es ist ein Wunder, daß sie nicht
Ihren
Kopf in die Luft gejagt hat!«
    Swain holte tief Luft.
    »Ich brauche mir das nicht gefallen zu lassen, Dalziel«, sagte er ruhig. »Mir ist klar, daß Sie wirklich etwas gegen mich in der Hand hätten, wenn ich auf Sie losginge. Und diesen Triumph gönne ich Ihnen nicht. Ich will meinen Anwalt sprechen, und zwar jetzt gleich!«
    Dalziel entgegnete: »Ihre Frau ist tot, Mr. Swain. Warum sollte ich noch etwas anderes gegen Sie in der Hand haben wollen? Ich hole jetzt Mr. Thackeray. Ich denke, Sie haben seinen Beistand nötig.«
    In der Tür blieb er stehen und sagte: »Sie haben mir immer noch keine Antwort auf meine Frage nach dem Arzt gegeben …«
    Aufseufzend erwiderte Swain: »Sie hatte einen Skiunfall in Vermont. Ich war nicht dabei. Aber ich bin mir sicher, daß es eine Krankenakte gibt, schließlich ist es in Amerika passiert. Falls das wichtig sein sollte.«
    »Wichtig?« sagte Dalziel. »Keine Ahnung, wie Sie auf den Gedanken kommen.«
    Er ging wieder in sein Zimmer. Bei seinem Eintreten stand Thackeray auf.
    »Er gehört dir«, sagte Dalziel. »Vielleicht ist er ein bißchen aus der Fassung. Wir haben uns gerade über die Drogenabhängigkeit seiner

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