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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Frau unterhalten.«
    Wenn er erwartet hatte, daß der Anwalt mit schockiertem Entsetzen reagierte, wurde er enttäuscht.
    Thackeray seufzte: »Andrew, ich weiß, was dir deine Arbeit bedeutet, aber ich hoffe, daß dein Engagement nicht deiner Menschlichkeit im Wege steht. Niemand erwartet von dir, daß du mit Samthandschuhen vorgehst, aber es würde uns allen helfen, wenn du bei deinen Ermittlungen daran denken könntest, daß mein Mandant einen schweren, schmerzlichen Verlust erlitten hat.«
    Dalziel kratzte sich am Oberschenkel, nahm die Whiskyflasche und hielt sie ans Licht.
    »Sieht ganz danach aus, als sei er nicht der einzige«, sagte er.

Acht
    D er Rangemaster, wie er sich nannte, des Mid-Yorkshire-Schießclubs war ein Bilderbuch-Macho. Seine schwarze Lockenmähne wurde durch Designerstoppeln am Kinn und eine Designermatte im offenen Kragen seines Holzfällerhemds ergänzt. Von den breiten Schultern verjüngte er sich zu schmalen Hüften in so unzweideutig engen, verwaschenen Jeans, daß niemand auf den Gedanken kommen konnte, er könnte Waffen versteckt haben. Er kultivierte einen amerikanisch anmutenden Bariton, der ihn aber manchmal im Stich ließ, so daß er im eine Oktave höher angesiedelten Akzent seiner Heimat Newcastle landete. Sein Name war Mitchell, aber er machte Pascoe und Wield gleich das Angebot, ihn wie alle anderen Mitch zu nennen.
    »Sagen Sie mir, Mr. Mitchell«, begann Pascoe, »ist Rangemaster eine gebräuchliche Bezeichnung für jemanden in Ihrer Position?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, antwortete er. »Klingt aber gut, finden Sie nicht?«
    »Finden Sie? Vielleicht könnten Sie uns Ihren Aufgabenbereich beschreiben?«
    Pascoes Befürchtungen, daß er auf ein in seiner eigenen Phantasiewelt lebendes Faktotum gestoßen war, bewahrheiteten sich nicht, als Mitchell ihm den Aufbau des Clubs und seine Rolle darin erklärte. Er war der dort wohnende Verwalter, Trainer und Berater in allen Fragen, die sich auf die Waffen bezogen, qualifiziert durch fünf Jahre bei der Armee (vage Andeutungen, die in Richtung »Special Air Service« zu weisen schienen), abgerundet durch einen einjährigen Managementkurs an einem Polytechnikum. Sein Anteil am Club betrug fünfzig Prozent, die andere Hälfte gehörte einem einheimischen Geschäftsmann, der ein leidenschaftlicher Schütze war. Als er mit dem Reden aufhörte, war klar, daß achtzig Prozent seiner Selbstdarstellung Verkaufstaktik waren, was die restlichen zwanzig Prozent für sein Image ließ.
    Doch beides, Image und affektierte Sprechweise, verschwand, als er von Gail Swains Tod hörte. »O nein. Mann, das ist ja schrecklich«, sagte er und setzte sich. »Sie war wirklich ein nettes Mädel. Gail tot! Ich kann’s nicht glauben!«
    »Leider ist es nur zu wahr«, sagte Pascoe.
    »Wie ist es passiert? Ein Unfall?«
    »Das könnte möglich sein«, sagte Pascoe vorsichtig. »Weswegen ich hier bin, sind ihre Waffen. Ich glaube, sie hat sie hier in Verwahrung gegeben.«
    »O ja. Die ganze Zeit. Na ja, so gut wie. Es mag schon einmal vorgekommen sein, daß sie eine im Anschluß an einen Wettbewerb mit nach Hause genommen hat. Aber warum fragen Sie danach … es war kein Schießunfall, oder?«
    »Ich fürchte, daß tatsächlich eine Waffe im Spiel war«, sagte Pascoe. »Was für Waffen hat sie besessen?«
    »Eine Beretta .25, eine Hämmerli-Matchpistole, einen Colt Python sowie eine Harrington und Richardson Sidekick«, erwiderte er wie aus der Pistole geschossen.
    »Eine ganz schöne Ausrüstung. Und wo wurden die aufgehoben?«
    Statt einer Antwort führte Mitchell sie in einen anderen Raum und wies auf eine Metalltür.
    »So was finden Sie sonst nur in einer Bank«, sagte er stolz. »Da kommt niemand ran, das kann ich Ihnen versichern.«
    Er schloß die Tür auf, und etliche mit Vorhängeschlössern versehene Waffenschränke kamen zum Vorschein.
    »Es freut mich, das zu hören«, sagte Pascoe, dessen Privatmeinung dahin ging, daß Schießfreudige ihre Treffsicherheit und Phantasien auch mit Waffen ausleben konnten, die mit Sprungfedern ausgestattet waren und Pingpongbälle abfeuerten. »Und wie haben die Besitzer Zugriff auf ihre Waffen?«
    »Sie sagen mir, welche sie wollen, und ich hole sie heraus«, sagte Mitchell.
    »Wie häufig kam Mrs. Swain in den Club?«
    »Früher war sie ein richtiger Stammgast, aber in letzter Zeit nicht mehr.«
    »Und Mr. Swain?«
    »Er war kein Mitglied, aber er begleitete seine Frau manchmal zu Veranstaltungen. Er kannte

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