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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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gewesen wäre, wenn Pascoe die verzweifelte Grimasse richtig deutete, mit der sein Eintreten begrüßt wurde.
    Seymour stand mit der Mühe auf, die es macht, sich einer Mumienhand zu entwinden, verabschiedete sich kurz und folgte seinem Vorgesetzten auf den Parkplatz.
    »Bernadette wäre das aber gar nicht recht gewesen«, sagte Pascoe weise.
    »Bernadette würde es nicht für möglich halten«, sagte Seymour. »Ich zweifle selbst an meinem Verstand.«
    »Was hat sie denn gesagt?«
    »Ich hab gefragt, warum es so leer sei. Ich hatte erwartet, daß überall in dem Laden die Leute rumschießen. Da erwiderte sie, daß dienstags erst am Abend aufgemacht würde, aber wenn mir was am Schießen läge, so könnte sie schnell ihre Büchse aufstellen, wenn ich wollte …«
    »Seymour, bei deinem Übereifer gehst du eines Tages noch an einer Zweideutigkeit zugrunde«, seufzte Pascoe. »Aber dein Vorspiel interessiert mich nicht. Ich meinte, hat sie etwas gesagt, das für uns von Interesse sein könnte?«
    »Ihr Name ist Mrs. Martin. Babs für ihre Freunde. Ihr untersteht die Küche. Es gibt da eine Durchreiche zum Aufenthaltsraum der Mitglieder. Ich bezweifle, daß ihr viel von dem entgeht, was dort geredet wird.«
    Sie stiegen ins Auto. Pascoe ließ es an und wendete in Richtung Stadtmitte.
    »Und?« fragte er.
    »Bis vor etwa achtzehn Monaten ging Mrs. Swain hier täglich ein und aus. Danach ist sie aus allen Mannschaftsaktivitäten und gesellschaftlichen Veranstaltungen ausgestiegen. Wenn sie mal aufkreuzte, dann nur, um ein paar Runden zu schießen, und das gewöhnlich, wenn am wenigsten los war.«
    »Verdammt. Mitchell hat auch gesagt, sie sei aus den Wettkämpfen ausgestiegen, und ich habe vergessen zu fragen, warum«, sagte Pascoe ärgerlich.
    »Nicht nötig, Mitchell zu fragen, wenn man Babs hat«, sagte Seymour. »Es sieht so aus, als sei Swain, nachdem er sein eigenes Bauunternehmen gegründet hatte, so scharf darauf gewesen, es in Gang zu bringen, daß er nichts dabei fand, seine alten Freunde anzuhauen. Sprich, sie um den Auftrag für ein Dachfenster zu bitten oder darum, ihren Einfluß geltend zu machen und ihm einen kleinen städtischen Auftrag zuzuschanzen. Babs sagt, nachdem zu urteilen, was sie so gehört hat, sei das nach allgemeiner Auffassung Gail Swain zutiefst peinlich gewesen. Immerhin war sie als die dollarschwere kalifornische Jetsetterin aufgetreten, die einer gesetzten Yorkshire-Familie einen Hauch Glamour verliehen hatte, und nun war sie nichts weiter als die Frau eines kleinen Bauunternehmers, der seinen Kumpels in den Ohren lag, ihm Aufträge zu geben.«
    »Und hatten seine Kumpels was dagegen?«
    »Nachdem, was Babs sagte, bewunderten sie Swain eher für seine Dreistigkeit. Was seine Frau betrifft, so amüsierte es sie vor allem, daß sie von ihrem hohen Roß steigen mußte. Anscheinend war sie eine bessere Schützin als die meisten und stellte ihr Licht nicht gerade unter den Scheffel.«
    »Und statt ihnen zu zeigen, was eine Harke ist, hat sie sich lieber verdünnisiert? Na ja. Ich finde, wir sollten deiner Freundin Babs einen Job bei der Kripo anbieten!«
    Sie schwiegen beide eine Weile.
    »Sir«, nahm Seymour das Gespräch wieder auf, »ist denn davon wirklich irgend etwas wichtig? Ich meine, wir wissen doch, was passiert ist – mehr oder weniger. Und wir wissen, wie es passiert ist – mehr oder weniger.«
    »Das bißchen mehr, und wie viel es ist«,
zitierte Pascoe seinen Browning.
»Das bißchen weniger, und welche Welten liegen dazwischen.«
    »Wie bitte?« sagte Seymour und dachte, daß er manchmal Dalziels brutale Direktheit Pascoes gelehrten Anspielungen vorzog. Und wenn sie den Kandidaten einsitzen hatten, der das Lieblingskind vom Chef war, so reichte das einem ehrgeizigen jungen Kripobeamten, der sich durch die Widerlegung seines Chefs keine Beförderungspunkte ausrechnen konnte.
    Doch als sie beim Polizeipräsidium vorfuhren, hatte sich die Lage völlig geändert.
    Gerade als sie auf den Parkplatz einbiegen wollten, kam ihnen ein blauer BMW metallic entgegen. Beide Fahrzeuge blieben stehen, um einander die Vorfahrt zu geben, und hinter dem Steuer des BMW erkannte Pascoe Eden Thackeray – mit Philip Swain an seiner Seite.
    Thackeray winkte ihnen zu, um zu grüßen und zu danken, und fuhr weiter.
    »Ich werd nicht mehr«, sagte Seymour und drehte sich auf seinem Sitz um. »Das war Swain. Er entwischt!«
    »Mit der freundlichen Unterstützung eines der führenden Anwälte der

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