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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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natürlich eine Menge Leute. Die Swains sind eine alteingesessene Familie.«
    »Spielt das hier eine Rolle?«
    »Wir sind sehr demokratisch, aber die alten Familien, die seit jeher an Waffen gewöhnt sind, sind sozusagen unsere Gründungsmitglieder. Ich würde sagen, daß es für Gail wichtig war, eine Swain zu sein.«
    »War sie mit jemandem besonders eng befreundet?«
    »Nicht im Club. Sie war eigentlich eher eine Einzelgängerin. Ich weiß, daß sie die richtigen Dinge für jemanden in ihrer Position tun wollte, Komitees angehören und solche Sachen, aber vielleicht war sie sich nicht sicher genug, wie das hier alles so abläuft, um sich auf jemanden richtig einzulassen. Als reiche Amerikanerin wird man es hier nicht ganz leicht haben.«
    Seine Stimme verriet keine Spur Ironie.
    »Aber ihr Mann fühlte sich nicht verpflichtet, Mitglied zu werden?«
    »O nein. Der ist auch eine Marke für sich. Aber es haben durchaus schon Vertreter der Familie Swain zum Club gehört, ich meine, richtige Swains. Sein Bruder Tom … aber Sie wissen bestimmt alles über ihn.«
    Pascoe nickte mit der Miene eines Mannes, dem alles bekannt war. Seymour, stellte er mit innerer Genugtuung fest, war verschwunden. Sein liebenswertes Lächeln unter der widerspenstigen Haarmähne war ein zarter Dietrich für vertrauliche Mitteilungen, besonders von weiblicher Seite. Wenn es galt, scheinbare Nichtigkeiten ans Tageslicht zu holen, war er der Mann.
    Er sagte: »Und welche von Mrs. Swains Waffen sind noch hier?«
    »Keine einzige. Als ich Gail Swain das letzte Mal sah, hat sie alle mitgenommen.«
    »Und Sie haben sie damit abziehen lassen?« sagte Pascoe. »Sie haben nicht Ihr Erstaunen zum Ausdruck gebracht? Sie haben doch selbst gesagt, daß sie nur Waffen mit nach Hause nahm, wenn sie an einem Wettschießen teilnehmen wollte. Wie oft kam das vor?«
    »Für Gail traf das nicht mehr zu«, sagte Mitchell. »Sie hatte seit fast zwei Jahren nicht mehr an einem Wettkampf teilgenommen. Aber diesmal wollte sie ihre Waffen haben, weil sie nach Hause fuhr. Ihre Mutter war krank.«
    »Sie muß doch schon früher in die Staaten gereist sein. Für länger. Letztes Jahr beispielsweise«, sagte Pascoe, dem Swains Aussage einfiel. »Starb da nicht ihr Vater?«
    »Ja, da war sie zwei Monate weg.«
    »Und hat sie damals eine Waffe mitgenommen?«
    »Nein. Vielleicht wollte sie ja diesmal drüben schießen. Bei einem Begräbnis sind die Gelegenheiten nicht gerade üppig, oder? Zugegeben, in den Staaten hätte sie sich leicht Ersatz besorgen können. Man kauft dort Waffen wie hier Tafeln Schokolade. Aber man entwickelt ein persönliches Verhältnis zu seinen Waffen. Und die Hämmerli war speziell für sie gefertigt.«
    Pascoe hatte das Gefühl, daß Mitchell ihm mehr hätte erzählen können, aber ob es von Bedeutung gewesen wäre, ob es Tatsachen oder nur müßiger Klatsch gewesen wäre, konnte er nicht ausmachen. Im Augenblick hätte eine zu aggressive Vernehmung nur dazu beigetragen, dem Klatsch weiter Nahrung zu geben.
    »Noch eine Frage«, sagte Pascoe. »Wenn Mrs. Swain den Wunsch verspürt hätte, eine ihrer Waffen mit sich herumzutragen – sagen wir, weil sie das Bedürfnis nach persönlichem Schutz gehabt hätte –, welche hätte sie aller Wahrscheinlichkeit nach gewählt?«
    »Wahrscheinlich die Beretta oder die Sidekick«, erwiderte Mitchell prompt.
    »Warum?«
    »Die Python würde sie nicht wählen, es sei denn, sie wollte jemanden abknallen. Die Python ist groß, und sie ist schwer, und man braucht eine .357-Patrone dafür, die eine Bedrohung für alle Anwesenden ist, wenn man sein Ziel verfehlt. Die Hämmerli andererseits ist eine Spezialwaffe, dafür geeignet, Löcher in ein Ziel zu ballern, aber das war es dann auch schon. Man braucht eine .22-Randfeuerpatrone dafür, und die hat eine äußerst dünne Hülse, so was trägt man nicht in der Jackentasche mit sich herum. Warum fragen Sie?«
    »Schiere Neugier«, lächelte Pascoe.
    Er warf einen letzten Blick auf die Anordnung matt glänzender Waffen in den verschlossenen Schränken.
    »Ist da eine, die Ihnen gefällt?« fragte Mitchell. »Wir haben immer einen Platz für Gesetzeshüter.«
    »Ich habe mich gerade gefragt, wie vieler Gewehre es bedarf, um daraus einen guten Pflug zu schmieden«, sagte Pascoe.
    Er fand den Rotschopf in Klausur mit einer verwelkten Schönheit unbestimmbaren Alters. Das breite, liebenswürdige Lächeln war verschwunden, aber nicht bevor es nicht mehr als wirksam

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