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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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antwortete gedehnt: »Ich habe sie nicht hier. Ich habe sie im Büro gelassen.«
    Das traf zu, war aber nicht der wahre Grund für sein Zögern, und er ahnte, daß Ellie das spürte. Vor der Geschichte in dem Bergwerk, der er sein noch immer schmerzendes Bein verdankte, hatte er Ellie ohne jede Zurückhaltung oder Zensur alles anvertraut. Hätte man ihn damals nach seinen Gründen gefragt, hätte seine Antwort gelautet, er liebe sie und vertraue ihr vollständig. Doch in den grauen Krankenhausstunden hatte er sich bei der Überlegung ertappt, ob er ihr Vertrauen und ihre Liebe nicht einer Zerreißprobe hatte unterwerfen wollen? Eine Zeitlang hatten sie öffentlich und privat in verschiedenen Lagern gestanden, und in der Rückschau glaubte er, eine gewisse absurde Genugtuung darüber auszumachen, daß er an eine Grenze gestoßen war. Inzwischen kam ihm seine Entdeckung bei weitem nicht mehr so eindeutig vor, war aber neben allem anderen dennoch eine Belastung.
    Ellie stand gähnend auf. »Macht nichts«, sagte sie leichthin. »Ich habe genug zu tun, ohne deine Fälle zu lösen.«
    Im Bestreben, den angerichteten Schaden wettzumachen, folgte er ihr ins Eßzimmer.
    »Wie läuft der unbezahlte Job?« fragte er.
    »Könnte lustig werden. Scheint aber sehr zeitraubend zu sein. Ich werde nie wieder eine gemeine Bemerkung über PR -Leute machen.«
    »Wetten daß?« lächelte Pascoe. »Übrigens könntest du ein bißchen PR -Arbeit bei Eileen Chung für mich leisten. Irgendwie hat sich herumgesprochen, daß sie Dalziel als lieben Gott anheuern möchte. Könntest du ihr versichern, daß meine Lippen versiegelt waren? Ich möchte nicht in einer orientalischen Todesfalle landen.«
    »Selbst ich hätte dir auf den Leim gehen können«, sagte Ellie. »Doch mach dir keine Sorgen. Gerüchte aus dem Kemble sind wie Gerüchte aus dem Kabinett. Sie, der alle gehorchen müssen, sorgt höchstpersönlich für die undichten Stellen.«
    »Eileen Chung? Warum denn das?«
    »Das nennt man Druck ausüben, mein Lieber. Wie kriegt man Dalziel am besten dazu, etwas zu tun?«
    »Keine Ahnung. Bestechung? Korruption? Ihm sagen, er solle die Finger davonlassen …«
    »Gut gemacht! Ich habe keinen Zweifel, daß Chung alle diese Methoden anwendet und noch einige dazu, auf die wir gar nicht kommen. Aber damit ihm die Leute sagen, er solle die Finger davonlassen, müssen diese Leute erst einmal wissen, daß man ihm die Rolle angeboten hat.«
    »Das ist alles eine Nummer zu hoch für mich. Und wie wußte Eileen Chung überhaupt, welche Knöpfe sie jetzt schnell drücken mußte … O nein! Ellie, du bist doch wohl nicht etwa neben der PR -Frau auch noch ihre psychologische Beraterin geworden?«
    Sie erglühte wie eine Rose. Normalerweise fand er es wunderbar, wenn seine Frau errötete, aber Bewunderung und Bestürzung waren nur schwer unter einen Hut zu kriegen. Wenn in Dalziel jemals der Verdacht keimte, Familie Pascoe könne ihre Hand im Spiel gehabt haben … Das Telefon ging, bevor er in Vorhaltungen ausbrechen konnte. Er hob den Hörer ab, überzeugt, daß es Dalziel war. Statt dessen hörte er Wields Stimme.
    »Tut mir leid, dich zu stören, doch in Bradgate hat es Ärger in der Kneipe ›Zur Rose und Krone‹ gegeben. Du weißt, daß dort ein Flutlichtspiel ansteht? Einige Gäste sind mit Anhängern von City aneinandergeraten. Der Wirt hat sich eingemischt und ist im Krankenhaus gelandet. Ich dachte, du solltest besser Bescheid wissen.«
    Das war nett von Wield. Normalerweise hätte Sergeant Wield ihn nicht mit einer Kneipenschlägerei belästigt, aber Dalziel wurde täglich grantiger, weil sich an der Fußballfront kein Fortschritt zeigte, und es war mit Sicherheit nicht schlecht, wenn er über diesen Zwischenfall informiert war.
    »Ich komme«, sagte Pascoe. »Ist der Superintendent in der Nähe?«
    »Nein, wenn mich nicht alles täuscht, hatte Mr. Trimble ihn zu einem Gespräch gebeten, und als er zurückkam, hat er ein Gesicht gemacht, als wäre ihm eine Laus über die Leber gelaufen. Angeblich hat er beim Schließen von Trimbles Tür die Klinke abgerissen. Hast du eine Ahnung, was ihn so aus der Fassung gebracht haben könnte?«
    »Ich hoffe nicht, Wieldy«, sagte Pascoe nachdrücklich. »Ich hoffe von ganzem Herzen nicht.«
     
    Als Dalziel das Kemble erreichte, war seine Rage am Abkühlen. Es ging nichts über Vergeltung, wenn man sich geärgert hatte. Ein zielloser Schlag würde nur eine Menge Staub aufwirbeln, doch ein sorgfältig

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