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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wirklich zu weit getrieben. Die ganze Geschichte mit Miss King kam wohl wieder hoch, und wie ich hörte, beschimpfte er mich und schließlich auch den Generaldirektor
und
den Kunden. Das reichte. Er schien wirklich erstaunt zu sein, als man ihm sagte, daß nun endgültig Schluß sei. Die Direktoren waren großzügig. Viel großzügiger, als sie unter den Umständen hätten zu sein brauchen. Ich bezweifle, daß irgendein Arbeitsgericht des Landes ihm auch nur einen müden Penny zugesprochen hätte.«
    Es fiel Pascoe auf, daß Coombes mit dieser Härte mehr sympathisierte als mit der Großzügigkeit der Direktion, und er fragte sich, welche Anspielungen über Watersons Liaison mit seiner Frau ihm zu Ohren gekommen sein mochten. Ohne Zweifel war in Watersons letztem Ausbruch kein Stein ungeschleudert geblieben. Doch er empfand nicht allzuviel Sympathie für einen Menschen, der auf eine Büroaffäre so reagierte, daß er dem Mädchen eine Moralpredigt hielt und mit dem Mann freundlich plauderte.
    Er stand auf. »Wenn ich Miss Kings Adresse haben könnte. Monksley und Bulmer’s Wharf. Und ich hätte auch gern den Namen des Direktors von Chester Belcourt, der Ihnen Miss King empfohlen hat.«
    Dazu bestand eigentlich keine Notwendigkeit. Er fragte nur danach, um seinen Widerwillen zum Ausdruck zu bringen, und er sah, daß Coombes verstanden hatte. Pascoe vermutete, daß er das nächste Mal, sofern es eines gab, auf dem harten Stuhl vor dem Schreibtisch würde sitzen müssen.
     
    Bulmer’s Wharf stellte sich als doppelte Enttäuschung heraus, war es doch mehr eine Wimpey-Siedlung auf dem Wasser als eine schwimmende Straße der tausend Freuden. Dazu kam, daß dort, wo die »Bluebell« hätte liegen sollen, eine Lücke klaffte. Eine nicht mehr ganz junge Mutter, die auf dem Nachbarboot ein verdrießliches Baby stillte, bestätigte, daß Beverley King hier bis vor vielleicht drei oder vier Wochen gewohnt habe. Doch dann sei die »Bluebell« einfach so, ohne jede Erklärung, weggefahren. Sie glaubte, Waterson aufgrund von Pascoes Beschreibung zu erkennen, er sei ein häufiger Gast gewesen, konnte Pascoe aber ansonsten keine Hilfe anbieten, außer ihre fachfraulich-seemännische Meinung, daß die »Bluebell« sich nur noch für Fahrten unter Wasser eigne und jede Reise, die länger als ein, zwei Meilen war, wahrscheinlich ihr endgültiges Ende bedeuten würde.
    Pascoe verließ sie frustriert. Auf dem Weg zurück zur Dienststelle fuhr er die String Lane entlang. Er hatte Harold Park ganz vergessen, doch als er sich »Kost zum Nachdenken« näherte, sah er einen schmutzigen Peugeot davorstehen, und Govan, der bärtige Schotte, unterhielt sich durch das Fenster mit dem Fahrer. Die Nummer konnte Pascoe nicht erkennen, aber ein Blick würde sich in jedem Fall lohnen.
    Als er sich näherte, blinkte der Blinker des Peugeot auf, und der Fahrer versuchte, sich einen Weg in den Verkehrsstrom zu bahnen. Pascoe hielt neben dem Fahrzeug an und lehnte sich hinüber, um sein Fenster zu öffnen. Der Peugeot-Fahrer tat dasselbe. Pascoe hatte das rundliche Gesicht eines Bauern vor sich, das nach fruchtbarem Boden für ländliche Fröhlichkeit aussah, doch gegenwärtig mit Empörung verunkrautet war.
    »Wo drückt der Schuh, Mann?« wollte er wissen.
    »Mr. Park?«
    »Wer fragt?«
    Da er das als Zustimmung verstand, stellte Pascoe sich vor.
    »Ich war schon einmal hier. Ich würde gern mit Ihnen sprechen. Es dauert nicht lange«, versicherte er lächelnd. Hinter ihm ertönte ungeduldiges Hupen. Er fuhr zwanzig Meter weiter und fand eine Stelle, wo er im Halteverbot stehen konnte. Dann stieg er aus und ging zurück, wo Park nun auf dem Gehsteig bei dem Händler Govan wartete. Fröhlichkeit war wieder auf ihrem angestammten Platz, und Pascoe wurde überschwenglich begrüßt: »Tut mir so leid, Mr. Pascoe. Ich dachte, Sie wären eine von den Witzfiguren, die ihr Auto abstellen wollen, um bei Mr. Govan einen Beutel Ginseng zu kaufen. Ich war gerade auf dem Weg, Sie aufzusuchen. Mr. Govan hatte mir gesagt, daß Sie vorbeigekommen sind, und da ich sozusagen ein seltener Zugvogel bin, dachte ich mir, ich kümmere mich besser gleich darum.«
    Eine einheimische oder nördliche Diktion hatte er nicht. Pascoe glaubte, einen Einschlag der breiigen Aussprache des Westens, überlagert von einem Akzent, der näher an London lag, zu erkennen.
    »Sie nehmen Ihre Bürgerpflichten sehr ernst, Mr. Park«, erwiderte er.
    »Liegt in meinem eigenen Interesse. Ich

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