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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Spott, in der deutlichen Absicht, Dalziel zu zeigen, daß er ihn durchschaute, doch seine spitze Bemerkung löste sich in Überraschung auf, als er sich seiner Umgebung bewußt wurde. Irgendwie waren Dalziel und er beim Reden von der Schwelle bis ins Wohnzimmer gegangen, und der Dicke saß nun gemütlich in einem ausladenden, altmodischen Ohrensessel.
    »Verflucht, was wollen Sie von mir?« explodierte Swain.
    Dalziel machte ein ernstes Gesicht.
    »Erstens möchte ich mein Bedauern darüber ausdrücken, daß wir uns unter einem unglücklichen Stern kennengelernt haben, Mr. Swain. Nun, wo ich ein klares Bild davon habe, was wirklich geschehen ist, würde ich gern noch einmal von vorn anfangen, damit wir, wie Mr. Thackeray sagte, alles aufklären können und Sie in Ihrem Kummer ungestört sind.«
    »Darauf hebe ich mein Glas«, sagte Swain, der etwas von seinem Gleichgewicht wiedergewann.
    »Das ist eine großartige Idee. Scotch wäre wunderbar.«
    Swain sah ein wenig betreten drein, daß er so wörtlich genommen wurde, aber er machte halbwegs gute Miene zum bösen Spiel und holte Dalziel einen halbwegs großen Scotch.
    »Das ist schon besser«, sagte Dalziel. »Frisch draußen. Sieht so aus, als käme jetzt endlich der richtige Winter. Sie werden froh gewesen sein, daß er so lange ausblieb.«
    »Ach ja?«
    »Wegen des Parkplatzes, meine ich. Es kann nicht viel Spaß machen, in einem Schneesturm Mauern hochzuziehen. Aber keine Arbeit, kein Geld, was?«
    »Dan Trimble wollte die Sache so schnell wie möglich gemacht haben«, sagte Swain, die familiäre Anrede beiläufig fallenlassend. »Und die langfristige Wettervorhersage sah gut aus.«
    »Aber nicht die kurzfristige finanzielle Vorhersage? Doch alle Sorgen haben nun ein Ende, wenn der ganze schöne Dollarregen auf Ihrem Konto niedergeht.«
    »Was soll denn das schon wieder heißen?« verlangte Swain zu wissen, wieder erbost, aber diesmal beherrscht.
    »Brrr!« zügelte Dalziel ihn. »Nicht wütend werden. Ich dachte, wir hätten das hinter uns. Ich will Sie nicht beleidigen, Mr. Swain. Sie kriegen den Zaster Ihrer Frau, das ist nur recht, so wollte sie es haben, denn warum hätten Sie sonst ihre Testamente so gemacht, wie Sie sie gemacht haben?«
    »Was wissen Sie denn über unsere Testamente?«
    Tatsächlich wußte Dalziel sehr wenig darüber, ausgenommen das, was er sich zusammenreimte, aber er sah keinen Grund, nicht zwischen Swain und seinem Anwalt ein wenig Zwietracht zu säen.
    »Sie dürfen niemandem einen Vorwurf machen«, sagte er. »Ein Testament ist nichts Vertrauliches. Eine Frage, die sich vielleicht stellen könnte, ist, ob Ihre Frau ihr Testament geändert hätte, wenn es ihr gelungen wäre, in die Staaten zurückzukehren.«
    »Geändert? Warum denn das?«
    »Nach meiner Erfahrung legen Ehefrauen keinen großen Wert darauf, ihre Männer als Erben einzusetzen, wenn sie ihnen einen Tritt gegeben haben«, stichelte Dalziel.
    Aber diese Provokation erreichte Swain nun nicht mehr.
    »Wer sagt, daß Gail mich verlassen wollte?« fragte er ruhig.
    »Nun machen Sie mal halblang, Mr. Swain. Das ist doch klar, oder? Sie wollte, daß Sie eine Stelle bei der Firma der Familie in Kalifornien annehmen. Sie wollten, daß sie Geld in Ihr Unternehmen in Yorkshire pumpt. Sie stellt Ihnen ein Ultimatum, dann zieht sie zu ihrem Freund. Besteht die Aussicht auf einen weiteren Tropfen von diesem Zeug? Glenlivet, nicht wahr?«
    Es war die Notwendigkeit, nachdenken zu müssen, und nicht so sehr Gastfreundschaft, die Swain dazu bewog, noch einmal zum Schrank mit den Getränken zu gehen, aber Dalziel war das egal. Seine Dankbarkeit galt Gott, der ein paar Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet hatte, Whisky aus Gerste herauszuquetschen, und ihn selbst mit der Fähigkeit, ihn aus einem Stein herauszuquetschen.
    »Sie scheinen sich sehr genau mit meinen Verhältnissen befaßt zu haben, Dalziel«, sagte der Bauunternehmer ergrimmt.
    »Mit den Verhältnissen Ihrer
Frau.
Entschuldigung, ich wollte nicht … aber nun, da Sie das Thema angeschnitten haben – hatte sie eine Menge Verhältnisse, oder war Mr. Waterson die Ausnahme?«
    »Das weiß ich doch nicht! Wie zum Teufel soll ich das denn gewußt haben? Waterson war der erste, von dem ich erfahren habe, und es war ein großer Schock für mich!«
    »Ja, das haben Sie bereits gesagt. Aber Sie und Ihre Frau haben sich nicht gerade auf der Pelle gehockt. Jeder ging seinen eigenen Interessen nach. Als da waren der

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