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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Nachtasyl. Ich habe zuerst regelmäßig geschrieben, doch er hat immer seltener geantwortet. Zu Weihnachten habe ich ihn zurückerwartet, aber es kam nur eine Karte für das Kind. Ich dachte schon daran, selbst hinzufahren und nachzusehen, aber Paps sagte, er würde fahren. Das war Mitte Januar. In der Herberge sagte man ihm, Tony sei eine Woche vorher ausgezogen und habe keine Adresse hinterlassen. Ich habe mich mit der Polizei in Verbindung gesetzt, hier oben und da unten, mit denen in Uniform, meine ich. Sie behaupteten, nicht zuständig zu sein. Ein erwachsener Mann könne tun und lassen, was er wolle, solange er keine Straftat beginge, und Frau und Kind sitzenzulassen ist offenbar keine. Ich denke aber, die könnten ihn finden, wenn die das wollten. Wenn
Sie
wollen.«
    Dalziel sagte leise: »Warum wollen Sie ihn finden, Mädel? Ein gerichtlicher Titel auf Unterhalt bringt Ihnen nur etwas, wenn er feste Arbeit hat.«
    »Vielleicht ist er ja deshalb umgezogen«, sagte sie. »Vielleicht will er aber auch mit einer anderen zusammenziehen. Keine Sorge, ich habe an jede Möglichkeit gedacht. Vielleicht ist auch einfach alles zu viel für ihn geworden, und er liegt auf der Straße und fühlt sich so niedergeschlagen und verzweifelt wie ich manchmal. Ich muß es einfach wissen, Mr. Dalziel, damit ich mir überlegen kann, was ich am besten tue. Werden Sie mir helfen?«
    Dalziel überlegte. Seinen gewellten Nacken kratzend, fragte er: »Chief Inspector Pascoe hat neulich mit Ihnen gesprochen. Warum haben Sie ihn nicht gefragt?«
    Sie lächelte leicht und sagte: »Er war mehr daran interessiert, was ich lese. Ich lese, um den Dingen zu entfliehen. Sie sehen mir danach aus, als würden Sie sich mehr für die Dinge interessieren, vor denen ich davonlaufe.«
    Dalziel erwiderte ihr Lächeln.
    »Ich würde Mr. Pascoe nicht unterschätzen«, sagte er. Aber er fühlte sich dennoch geschmeichelt.
    »In Ordnung«, sagte er. »Ich kümmere mich. Versprechen kann ich nichts, aber es dürfte nicht schwierig sein. Ich muß vielleicht Ihren Vater über seinen Ausflug befragen, vielleicht kann er mir helfen.«
    Er sah ihr Gesicht und lachte. »Er mag den Jungen nicht besonders, was? Keine Sorge. Ich verrate nichts von unserer Abmachung. Ich sage, es sei eine Sozialversicherungssache oder so was. So, was gibt’s, das Sie mir erzählen können?«
    »Stellen Sie die Fragen, und ich gebe die Antworten.«
    »In Ordnung. Wie kamen Mr. und Mrs. Swain Ihrer Meinung nach miteinander aus?«
    Sie überlegte eine Weile, dann sagte sie: »Okay. Zumindest am Anfang.«
    »Am Anfang?«
    »Als ich hier zu arbeiten anfing, nachdem Mr. Swain Teilhaber bei Paps geworden war. Ich glaube, ihr war damals noch nicht aufgegangen, wie ernst es ihm mit seinem eigenen Geschäft war.«
    »Und als es ihr aufging?«
    »Wurde sie immer ärgerlicher. Sie stritten sich, in der Hauptsache darüber, nach Amerika zu gehen, und über Geld. Ich konnte sie im Haus herumschreien hören. Sie war der Meinung, die Firma sei ein Flop. Er sagte, hier seien seine Wurzeln, für ihn komme es überhaupt nicht in Frage, Moscow Farm aufzugeben, um für eine Betrügerbande wie Delgado zu arbeiten.«
    »Und sie zeigte keinerlei Verständnis?«
    »Nein. Sie sagte, so, wie die Dinge stünden, müßte er sowieso aufhören, wenn er bankrott sei. Und von Betrügern könne keine Rede sein, die Mitglieder ihrer Familie seien nur gute, erfolgreiche Geschäftsleute. Wie er überhaupt auf die Idee käme, an ihrer Familie herumzunörgeln, wenn seine nichts anderes könnte, als Geld in den Sand zu setzen und sich Kugeln in den Kopf zu jagen.«
    »Und was antwortete Mr. Swain darauf?«
    »Er sagte sehr ruhig, daß es den Swains immer gelungen sei, den Hof zurückzukriegen, egal zu welchem Preis. Und er habe ihn zurückbekommen, und er würde ihn nicht loslassen.«
    »Sagen Sie mal, Mädchen«, fragte Dalziel in seinem freundlichsten Ton, »wenn er das ganz ruhig sagte und die beiden im Haus waren und Sie hier draußen, wie kommt es, daß Sie ihn verstanden haben?«
    »Das Außenklo friert im Winter manchmal ein, und ich muß ins Haus gehen«, sagte sie, seinem prüfenden Blick standhaltend.
    »Okay. Kennen Sie einen Mann namens Waterson, Mädel?«
    »Ich würde nicht sagen, daß ich ihn kenne. Er war ein Kunde.«
    »Was halten Sie von ihm?«
    »Fand sich umwerfend.«
    »Fanden Sie ihn umwerfend?«
    »Klares Nein!«
    »Warum nicht?«
    Sie überlegte. »Zum einen – ich wußte, daß er mich nicht

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