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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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spiele, wird auf Eileen Chungs Bühne sein. Ich vermute, auch das war Ihre kluge kleine Idee? Gut, ich fordere Sie auf, Farbe zu bekennen, Dalziel. Es mag Ihr Ego kitzeln, Gott gegen meinen Luzifer zu spielen, aber da kann Miss Chung sie noch so sehr einwickeln, jeder sieht, daß Sie nichts weiter als ein fetter Dickwanst sind!«
    Da war es. Die schwelende Wut kam durch.
    »Und in Ihnen, Mr. Swain?« sagte Dalziel leise. »Was sehen die Leute in Ihnen?«
    Swain lachte, wieder Herr seiner selbst.
    »In mir ist aller Frohsinn dieser Welt!«
zitierte er. »Wie Sie sehen, habe ich schon angefangen, meine Verse zu lernen. Ich hoffe, Sie können mithalten, Superintendent. Und nun einen guten Tag.«
    »Auch Ihnen einen guten Tag«, sagte Dalziel freundlich. »Und danke, daß Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
    Er verließ das Zimmer und zog die Tür fest hinter sich zu. Auf einem Tisch im Wohnzimmer hatte er einen Nebenanschluß bemerkt. Er ging zum Wandtelefon in der Diele und hob leise den Hörer ab. Swain wählte. Es klingelte. Er wartete.
    Eine Frau antwortete, und eine Sekunde lang fühlte er einen Schauer des Entzückens. Dann registrierte er die Worte. »Thackeray, Amberson, Mellor und Thackeray, was kann ich für Sie tun?«
    »Scheiße«, sagte Dalziel und legte den Hörer auf. Wie so vieles klappte es in der Glotze besser als im wirklichen Leben.
    Er verließ das Haus, aber nicht durch den Vordereingang. Pascoe hatte etwas von einer Sekretärin berichtet, die irgendwo hinten und draußen ein Büro hatte. Wer weiß? Philip Swain war vielleicht konventionell genug, seine Sekretärin zu bumsen. Oder sie war vielleicht naseweis genug, um seine Telefongespräche zu belauschen.
    Im Hof rannte er behende die Stufen hinauf, die zum Büro führten, hielt inne, um Atem zu holen, und trat dann mit einer Plötzlichkeit ein, die beeindruckend sein sollte.
    Das Mädchen hinter dem Schreibtisch sah von seinem Buch auf, ließ aber nicht erkennen, ob es beeindruckt war. Ihr Schweigen zwang ihn zu reden.
    »Mrs. Appleyard?« sagte er. »Superintendent Dalziel von der Kriminalpolizei.«
    »Ja?«
    »Sie scheinen nicht überrascht zu sein.«
    »Sie haben mir gesagt, wer ich bin und wer Sie sind, was ich beides wußte. Worüber sollte ich überrascht sein?«
    Dalziel dachte darüber nach und fand es angenehm pragmatisch. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle?«
    Ohne zu antworten, wandte sie sich wieder ihrem Buch zu.
    Dalziel kratzte sich die Achselhöhle und überlegte, wie er am besten fortfahren sollte.
    »Ist Mr. Swain ein guter Chef?« probierte er es.
    »Er ist in Ordnung«, sagte sie, ohne aufzublicken.
    »Wie kam er mit seiner Frau aus?«
    Sie legte ihr Buch hin und musterte ihn, so daß er sich vorkam, als stünde er zum Verkauf. Sie war ein unscheinbares Mädchen von durchschnittlichem Aussehen, nur ihre kühlen braunen Augen waren von einer Festigkeit, die einen aus der Fassung bringen konnte.
    »Sie wollen, daß ich Ihnen helfe. Warum?«
    »Nun, es ist jedermanns Pflicht, der Polizei zu helfen. Ich meine, wie könnten wir sonst Verbrechen bekämpfen?«
    Selbst in seinen eigenen Ohren klangen die Platitüden platt.
    Sie sagte: »Das habe ich nicht gemeint. Warum sollte
ich Ihnen
helfen?«
    Die Pronomen waren betont. Er überlegte sich seine Antwort sorgfältig. Er hatte das Gefühl, daß es mehrere falsche Antworten, aber nur eine richtige gab.
    Er sagte: »Weil ich Ihnen vielleicht helfen könnte.«
    Einen Augenblick lang schien sie das amüsant zu finden, dann wurde sie wieder ernst.
    »Glauben Sie? In Ordnung, ich möchte meinen Mann finden.«
    Und schon sind wir beim Feilschen, dachte Dalziel bewundernd. Dabei wußte er noch nicht einmal, ob sie überhaupt etwas anzubieten hatte!
    Er sagte: »Ist Ihnen denn einer abhanden gekommen?«
    Ihre Erklärung war knapp und klar – wie Wieldy, wenn er Meldung machte.
    »Sein Name ist Tony Appleyard. Wir haben vor drei Jahren geheiratet, als ich feststellte, daß ich schwanger war. Dann hat er seine Stelle verloren, und nach einer Weile hatte er die Nase so voll, daß er in den Süden gegangen ist, um dort nach Arbeit zu suchen. Er ist gelernter Schlosser, aber in London, genauer, Brent, mußte er erst für einen Pauschallohn jobben, bis er etwas Besseres fand. Er schrieb und hat mir Geld geschickt, wenn er konnte, zumindest am Anfang. Er hat mit vielen anderen in einer Pension gewohnt, wie er es nannte, aber es klang eher nach einem

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