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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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mochte.«
    »Ist das entscheidend?«
    »Mit denen auszukommen, die einen mögen, ist schlimm genug, da muß man nicht auch noch hinter denen herrennen, die einen nicht mögen«, sagte sie grimmig.
    Dalziel grinste. Sie gefiel ihm immer besser.
    »Was war mit Mrs. Swain? Hat er die gemocht?«
    »Das habe ich schon Mr. Pascoe gesagt. Er hat es versucht, aber sie hat ihm eine Abfuhr erteilt.«
    »Würde es Sie überraschen, wenn sie später mit ihm angebändelt hätte?«
    »Nein, um überrascht zu sein, habe ich sie nicht gut genug gekannt.«
    Das war vernünftig, aber nicht sehr hilfreich. Eine andere Richtung einschlagend, fragte Dalziel: »Wie kam Mr. Swain mit Mr. Waterson klar?«
    »Nicht sehr gut.«
    Er wartete auf Einzelheiten, aber nach ein paar Momenten senkte sie ihren Blick wieder auf das Buch. Es war enervierend. Sie hatte sich bereit erklärt, seine Fragen zu beantworten, aber er mußte sie erst stellen.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe gesehen, wie sie sich im Hof stritten.«
    »Konnten Sie hören, was sie sagten?« fragte er und sah aus dem Fenster.
    »Nein. Nach einer Weile gingen sie sowieso ins Haus.«
    Er zögerte. Verblüfft. Alles führte ins Nichts. Worüber stritten sich Swain und Waterson? Hatte Swain schon früher als behauptet einen Verdacht gehabt? Und was würde das für die Ereignisse in der Hambleton Road bedeuten?
    Er mußte es irgendwie geschafft haben, einen erbarmungswürdigen Anblick zu bieten, denn sie hatte Mitleid mit ihm und sagte gereizt: »Wollen Sie denn nicht wissen, worüber sie sich gestritten haben?«
    »Sie sagten doch, Sie hätten es nicht hören können.«
    »Ich brauchte es nicht zu hören. Es ging um Mr. Watersons Schulden. Er hatte die Rechnung nicht bezahlt, obwohl ich Mahnungen geschickt hatte. Die letzte Mahnung drohte mit gerichtlichen Schritten.«
    »Ging es um viel?«
    »Genug. Mr. Swain hatte Sorgen mit seinem Überziehungskredit und brauchte jeden Pfennig, den er kriegen konnte.«
    »Und wie endete das Ganze?«
    »Sie gingen ins Haus, und Mr. Waterson gab Mr. Swain einen Scheck.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil Mr. Swain später zu mir kam, mir den Scheck gab und auftrug, ihn auf das Geschäftskonto einzuzahlen.«
    Da. Keine Eifersuchtsszene, sondern ein geschäftlicher Streit. Er brauchte nur zu fragen.
    Er sagte: »So war Mr. Swain also richtig knapp bei Kasse, bis er den Scheck bekam?«
    Sie lachte, aus vollem Hals, melodisch, ein Klang, der die Augen eines Mannes noch einmal zurückholte, nachdem er die kantigen Züge und das glanzlose Haar schon abgeschrieben hatte.
    »Er war noch immer knapp bei Kasse«, sagte sie. »Der Scheck war eine Woche später wieder bei uns. Zurück an den Aussteller. Keine Deckung.«
    »Er ist geplatzt? Was passierte dann?«
    Sie sagte: »Ich habe ihn Mr. Swain gegeben. Er wollte sich darum kümmern.«
    »Und hat er das getan?«
    »Nicht daß ich wüßte. Auf unserem letzten Kontoauszug habe ich keinen Eingang feststellen können.«
    Es konnte eine Menge bedeuten, und es konnte nichts bedeuten. Dalziel nahm es zur Kenntnis und sah auf die Uhr. Er war zu lange hiergeblieben. Wenn Swain ihn erwischte, wurde er womöglich gegenüber diesem lieben Mädchen mißtrauisch, und das wäre eine Schande. Wer weiß, was für weitere Antworten sie ihm geben konnte, wenn er nur erst auf die Fragen käme?
    Er sagte: »Ich muß los, Mädel, aber ich melde mich.«
    Er meinte mit weiteren Fragen, doch als sie antwortete: »Wie lange?«, wurde ihm klar, daß sie an etwas anderes gedacht hatte. Ein Handel war ein Handel. Er dachte nach und sagte: »Eine Woche, höchstens. Wenn Sie sich sicher sind. Manchmal sind keine Nachrichten gute Nachrichten.«
    »Glauben Sie?« sagte sie und nahm wieder ihr Buch auf. Diesmal sah er den Titel. »Anna Karenina.« Dalziel hatte nicht viel gelesen. Die Liste seiner Romane umfaßte kaum mehr als Bulwer-Lyttons »Letzte Tage von Pompeji«, das er auf der Hochzeitsreise aus dem Hotel hatte mitgehen lassen und seither immer wieder von vorne angefangen hatte, als wäre es »Finnegans Wake«. Doch »Anna Karenina« kannte er durch den Garbo-Film. Er war zwar mehr darum bemüht gewesen, das dralle Mädel an seiner Seite zu begrapschen, als den eleganten Schatten auf der Leinwand zu beobachten, aber er erinnerte sich, daß es nicht zum Lachen gewesen war.
    Er sagte: »Passen Sie auf, daß Sie nicht nur über Ihren Büchern hocken, wie meine alte Mutter zu sagen pflegte.«
    Sie sah nicht auf, sondern

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