Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
säubern wollen.«
»Sie meinen, ob ich bade?«, fragte er mit einem plötzlichen Glitzern in den Augen. »Nein, ich bade nicht. Es gibt kein Bad hier unten. Ich wasche mich in der Küche.« Er nickte in Richtung des riesigen alten Steinbeckens.
»Sie hätten jede Menge Platz, um ein Bad oder eine Dusche einbauen zu lassen«, bemerkte sie. »Was ist mit dieser Toilette? Könnte man sie nicht umbauen? Vielleicht könnten Sie einen Modernisierungszuschuss vom Sozialamt erhalten?«
»Frauen!«, schnaubte Monty in Erinnerung an seine letzte Begegnung mit der Sozialarbeiterin. »Immerzu müssen sie sich in alles einmischen! Nein, nein, ich meine nicht Sie, Lady. Ich meine die Leute vom Sozialamt. Lauter Frauen, die sich in alles einmischen. Abgesehen davon könnte ich keine Handwerker in meinem Haus gebrauchen. Sie würden überall herumtrampeln und pfeifen und mir ständig im Weg stehen. Nein, nein, das kann ich nicht haben. Abgesehen davon, es gefällt mir so, wie es ist. Was hat das alles überhaupt mit dem toten Burschen auf meinem Sofa zu tun? Herzlich wenig, wie ich das sehe.«
Er wurde allmählich gereizt. Er hatte den Fremden nicht in sein Haus eingeladen, und er hatte ihn erst recht nicht gebeten, in seinem Wohnzimmer zu sterben, Herrgott noch mal! Jeder dachte, er wäre verantwortlich dafür! Monty war ein Mann, der sein Leben damit verbracht hatte, Verantwortung aus dem Weg zu gehen. Penny, wäre sie noch am Leben und hier gewesen, hätte das unter Eid bestätigt.
»Zugegeben«, sagte die rothaarige Inspektorin. »Nun, Monty, wir wissen nicht, woran Ihr Besucher gestorben ist. Und es ist ein Rätsel, was er hier in Ihrem Haus zu suchen hatte, meinen Sie nicht? Oder wie er hergekommen ist? Kein Wagen vor der Tür mit Ausnahme der Polizeifahrzeuge, und es sieht auch nicht so aus, als wäre er zu Fuß gekommen - dazu sind seine Schuhe zu sauber.«
»Tatsächlich?«, fragte Monty verblüfft.
»Allerdings. Ich habe nachgesehen.«
Bei diesen Worten wurde Monty nachdenklich. »Ich will verdammt sein!«, sagte er schließlich. »Ihnen entgeht aber auch gar nichts, wie? Aber es stimmt. Ich habe keinen Wagen gesehen draußen, als ich heimgekommen bin.«
Sie lächelte erneut. »Ich muss die Augen offen halten. Es ist mein Beruf. Die Kleidung des Toten zeigt auch keine Spuren von Straßenschmutz.« Sie hielt kurz inne und musterte Montys verdreckte Jacke und das Hemd mit den ausgefransten Manschetten. »Er trägt gute Sachen, meinen Sie nicht? Eine echte Wildlederjacke, die er da anhat, und diese Jacken sind kostspielig.«
»Wenn Sie mich fragen - er sieht aus wie die Sorte von Kerlen, die sich bei Pferderennen rumtreibt«, murmelte Monty.
Der Ausdruck in ihren grauen Augen wurde schärfer. »Wie steht es mit Ihnen? Gehen Sie zu Pferderennen?«
»Nein. Es war eine Vermutung von mir, weiter nichts.« Verdammt, dachte er bei sich. Man muss wirklich höllisch aufpassen, was man zur Polizei sagt. Sie stürzten sich auf jedes Wort und verdrehten alles, was man sagte, bis es nicht mehr wiederzuerkennen war. Penny war genauso gewesen. Sie hatte in jedem Satz eine unterschwellige Andeutung gesehen, die er gar nicht beabsichtigt hatte. Reiß dich zusammen, Monty! Beantworte die Fragen der Lady, weiter nichts!
»Die Sache ist die, Mr. Bickerstaffe - Entschuldigung, Monty -, es erscheint einfach unglaublich, dass Sie in Ihr Haus kommen und einen Toten auf Ihrem Sofa finden - noch dazu jemanden, den Sie noch nie zuvor im Leben gesehen haben.«
»Im ersten Moment dachte ich, er schläft«, brummte Monty. »Bis ich gemerkt habe, dass er nicht geatmet hat. Ich habe versucht ihn zu wecken ... ich habe an seiner Jacke gezupft«, beeilte er sich zu sagen. »Ich würde nicht sagen, dass ich ihn geschüttelt habe. Ich habe ihn angebrüllt. Ich dachte, er wäre betrunken gewesen und ins Haus gekommen, um seinen Rausch auszuschlafen. Er hatte sich in die Hosen gemacht. Ich konnte es riechen. Ich schätze, Sie haben es ebenfalls bemerkt?«
»Ja, habe ich. Es tut mir leid, wenn ich weiter fragen muss, aber sind Sie absolut sicher, dass Sie ihn noch niemals zuvor gesehen haben?«
»Niemals.«
»Haben Sie irgendwelchen Besuch am heutigen Tag erwartet?«
Monty wollte schon verneinen, als leise blechern klimpernd die Melodie von Mozarts Rondo alla Turca erklang. Die Melodie kam offensichtlich aus Montys Jacke.
Er starrte sie erschrocken an.
»Ich denke, das ist Ihr Mobiltelefon«, sagte die Beamtin.
»Was? Oh ... das elende Ding
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