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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Schwanzfeder von einer Elster auf und fügte sie der Sammlung hinzu, die er zurück zu Penny zu tragen gedachte.
    In diesem Moment, gerade als er dachte, er könne nun ohne Gesichtsverlust umkehren, hörte er die Stimmen. Zuerst fürchtete er, es könnte Jed Colley sein, der zwar im Grunde genommen ein netter Kerl war, aber im Wald mit seiner Schrotflinte wahrscheinlich auf jedes Geräusch feuerte. Monty öffnete den Mund, um Jed wissen zu lassen, dass er da war, doch bevor er einen Ton von sich gegeben hatte, erkannte er, dass eine der Stimmen weiblich war. Jed würde niemals eine Frau mit zur Jagd nehmen. Die Colley-Frauen waren allesamt auf ihrem Hof beschäftigt und gingen selten irgendwo anders hin. Sie waren ständig mit Waschen oder Töpfeschrubben oder dem Füttern von Hühnern beschäftigt.
    Eine Männerstimme gesellte sich zu der Konversation hinzu. Neugier veranlasste Monty, sich ganz leise näher zu schleichen. Er machte ein Spiel daraus, stellte sich vor, ein Jäger zu sein, der seine Beute beschleicht. Der Tonfall der Unterhaltung änderte sich, und plötzlich klangen die Geräusche nicht mehr wie von Menschen, sondern wie von irgendwelchen Tieren! Die beiden unsichtbaren Leute stießen bestürzende, merkwürdige Laute aus, wie Monty sie noch nie zuvor gehört hatte. Der Mann grunzte und stöhnte. Die Frau stieß einen aufgeregten leisen Schrei aus, und dann herrschte Stille.
    Ohne Vorwarnung war er über ihnen. Sie lagen in einer winzigen Lichtung, und er wäre fast über sie gestolpert. Hastig zog er sich zurück. Sie hatten ihn nicht bemerkt; sie hatten keine Augen und Ohren für irgendetwas um sie herum, nur für sich selbst. Sie hatten etwas auf den Boden gelegt, genau wie er und Penny oben auf dem Hügel, um darauf zu liegen. Es sah aus wie ein alter Regenmantel. Was Monty im ersten Moment zutiefst schockierte war ihre Nacktheit. Sie hatten all ihre Sachen ausgezogen und lagen sich eng umschlungen in den Armen. Es war, als wäre er über Adam und Eva gestolpert, direkt aus dem Bild, das er von dem Bleiglasfenster in der Dorfkirche kannte.
    Dann dämmerte es ihm. Das also war der Geschlechtsakt! Er war erschrocken und fasziniert zugleich. Sein Herz pochte wild, und er begann zu schwitzen. Das war es also. Der Gegenstand geflüsterter Vermutungen und erfinderischer Prahlereien zwischen den Jungs an der Schule. Für Schilderungen dieses Akts verschlangen sie gierig alles an »schmutzigen Büchern« was ihnen in die Hände fiel, hereingeschmuggelt (oder unter hohem Risiko von einem älteren Jungen stibitzt), um im Schlafsaal herumgereicht zu werden. Hier vor ihm war nun kein Mythos und keine Erfindung mehr - das war der echte Akt, und er, Monty, hatte ihn gesehen! Was für eine Geschichte er seinen Schulkameraden erzählen konnte! Wie sein Ansehen unter ihnen steigen würde! Erregung erfasste ihn und machte ihn schwindlig. Sie fand ihren Weg hinunter in seine Hose auf eine Weise, die zugleich bestürzend und lustvoll war. Er konnte kaum noch atmen.
    Dann setzten sich die beiden auf, und er sah ihre Gesichter. Sie waren nicht Adam und Eva im Garten Eden. Das war kein schlecht gedrucktes Magazin und keine Postkarte. Das hier war Shooter's Wood, und die beiden waren sein eigener Vater und Pennys Mutter.
    Es war, als hätte jemand einen kalten Eimer Wasser über ihn gekippt. Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um nicht laut aufzuschreien. Er presste die Hand auf seinen Mund, um das Geräusch zu verhindern. Er wollte wegrennen, auf dem kürzesten Weg durch das Unterholz brechen, doch er musste sich leise verhalten. Sie durften nicht wissen, dass er hier war. Sie durften niemals erfahren, dass er sie gesehen hatte. Niemand durfte jemals etwas erfahren!
    Er schlich auf dem gleichen Weg zurück, auf dem er gekommen war. Er wagte kaum zu atmen, achtete auf den kleinsten Zweig, damit er nicht brechen und ihn verraten konnte. Schließlich, als er weit genug weg war, endlich, rannte er los, brach unter den Bäumen hervor und hinaus ins grelle Sonnenlicht, als wäre eine Bande von Kannibalen hinter ihm her.
    Penny war noch immer oben auf dem Hügel und wartete auf seine Rückkehr. Er hastete den steilen Hang hinauf, und sie beobachtete ihn von oben herunter mit steinernem Gesicht und ohne jeden Kommentar.
    Er warf sich auf die Decke und platzierte die Schrotpatrone und die Schwanzfeder der Elster zwischen sich und Penny.
    Sie betrachtete seine Opfergaben abschätzig. Auf ihrer Wange war die Spur einer

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