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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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unablässig schwatzen, und er würde sich nach Stille sehnen. Sie würde stets die Nüchterne, Praktische sein und er der Träumer.
    Sie hatte bereits gesagt »Wenn wir verheiratet sind ...«, und sie hatte mit größter Sicherheit auch damit recht. Monty war eher faul und träge und nahm hin, dass es einfacher war, eines Tages Penny zu heiraten, als in die Welt zu ziehen und nach einer anderen Frau zu suchen. Wenigstens kannte er Pennys Fehler, und das war allemal besser, schätzte er, als eine andere zu heiraten und hinterher zu merken, dass sie eine ganze Reihe unerwarteter Unzulänglichkeiten mitbrachte.
    Er stemmte sich auf die Ellbogen und spähte aus zusammengekniffenen Augen auf ihren Hinterkopf. Die Sonne ließ ihre Haare golden glänzen. Er mochte ihre Haare. Die Sonne machte ihre Sommersprossen dunkler, doch das störte ihn nicht. Und er mochte das blau karierte Baumwollkleid, das sie anhatte. Er fragte sich, wie viele Jahre relativer Freiheit ihm wohl blieben, bevor Penny Ernst machte und ihren Entschluss in die Tat umsetzte, ihn zu heiraten. Er war jetzt zwölf Jahre alt, und es sollte doch möglich sein, das Unvermeidliche noch weitere zwölf Jahre hinauszuschieben? Das war ein ganzes Leben. Wenn er dem Wunsch seiner Eltern nachkam, die ihn an eine Universität schicken wollten, würde es noch Ewigkeiten bis zur Hochzeit dauern. Welch eine Erleichterung!
    »Was grinst du?«, fragte Penny in diesem Moment misstrauisch, indem sie endlich wieder den Mund aufmachte, und sei es nur, um ihn zu beschuldigen. Scheinbar hatte sie Augen im Hinterkopf.
    »Nichts«, erwiderte Monty prompt.
    »Es muss aber etwas sein! Hab ich einen Käfer im Nacken oder so was?« Erschrocken begann sie hinter sich zu greifen und nach unsichtbaren Tierchen zu schlagen.
    »Ehrlich, Penny, es ist nichts. Ich habe an nichts Besonderes gedacht. Komm, wir gehen runter in den Shooter's Wood«, fügte er hinzu, um sie abzulenken.
    »Nein!«, widersprach sie, missmutig jetzt, weil sie immer noch nicht wusste, warum er gegrinst hatte, und weil sie vermutete, dass er heimlich einen Witz auf ihre Kosten gemacht hatte. »Meine Mutter erlaubt nicht, dass ich in den Shooter's Wood gehe.«
    »Aber nur, weil sie befürchtet, dass Jed Colley dich mit seiner Schrotflinte erwischen könnte. Aber er ist heute nicht im Wald. Wir hätten seine Schüsse gehört.«
    »Ich gehe trotzdem nicht!«, schnappte Penny.
    »Dann gehe ich eben alleine!« Ärgerlich sprang er auf die Füße.
    Er rannte und schlitterte den Hügel hinunter. Einmal meinte er, sie rufen zu hören. Halb hoffte er, sie würde ihm folgen, sobald sie erkannte, dass er sie tatsächlich allein auf dem Hügel sitzen lassen würde. Doch er konnte ihr Schnaufen nicht hören, und sein männlicher Stolz gestattete ihm nicht, sich umzudrehen. Er wusste selbstverständlich, dass er mit beiden Müttern Schwierigkeiten bekommen würde, sobald sie erfuhren, dass er Penny allein zurückgelassen hatte. Wenigstens war Penny keine Petze.
    Am Waldrand blieb er stehen und sah zum Hügel zurück, wobei er die Augen mit der Hand gegen die Sonne abschirmte. Penny saß noch immer da, wo er sie zurückgelassen hatte, eine einsame Gestalt in einem blau karierten Kleid mit einem roten Haarknoten. Er winkte ihr zu. Sie winkte nicht zurück. Sie hatte auch ihren Stolz.
    Monty drehte sich zur ersten Reihe von Bäumen um und dem Dickicht aus Brombeerbüschen, das den Weg säumte. Er hielt den Blick am Boden auf der Suche nach einer von Jed Colleys verschossenen Schrotpatronenhülsen. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Er steckte die Hülse ein, um sie als Friedensangebot mit zurück zu Penny zu nehmen, bevor er weiter in den Wald vordrang und den Temperaturwechsel unter den Bäumen spürte. Nach der Hitze auf dem Hügel erschauerte er fast in der kühlen Luft. Es war unheimlich hier im Halbdunkel. Er würde nicht lange bleiben - nur lang genug, um Penny zu zeigen, dass sie nicht die ganze Zeit der Chef sein konnte. Er folgte einem schmalen Pfad, der wahrscheinlich von Hochwild stammte. Der Wald schloss sich um ihn herum und sperrte alle Geräusche bis auf die eigenen aus: das Rascheln und Flattern in den Zweigen oben, das plötzliche Knacken eines Astes, wenn sich irgendwo ein lebendes Ding ungesehen bewegte. Eine Senke im Weg, wassergefüllt vom Regen eine Woche zuvor, war noch immer nicht wieder ausgetrocknet, und Monty umrundete den stinkenden grünen Schlamm. Er hob eine hübsche, unbeschädigte

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