Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
habe die Ergebnisse aus dem Labor. Es ist, wie ich vermutet hatte. Das Opfer starb an einer massiven Überdosis Alkohol in Verbindung mit Schmerzmitteln. Es war genug, um ein Pferd umzuwerfen. Und das Herz war ebenfalls nicht mehr das beste.« Tom schnitt eine Grimasse. »Wenn Sie mich fragen, dann hat jemand seine letzte Mahlzeit manipuliert.«
K APITEL 10
Als Phil Morton diesmal vor dem Tor auftauchte, das die Grenze zwischen den Colleys und dem Rest der Welt markierte, kam ihm niemand entgegen. Als er aus dem Wagen stieg und lauschte, kam nicht nur keine Großmutter Colley, die ihm versicherte, dass die Hunde im Zwinger seien, nicht einmal Hundegebell war zu hören. Morton öffnete das Tor, stieg wieder in den Wagen und fuhr auf das Grundstück. Er hielt an, um das Tor zu schließen, während er unablässig lauschte - zuerst in nervöser Erwartung, dann in wachsender Verblüffung. Wo waren die Höllenhunde? Langsam fuhr er weiter über den Schotterweg, bis er das Durcheinander von Gebäuden erreichte. Er warf einen Blick auf den Zwinger - leer. Wo auch immer die Hunde sein mochten, sie waren frei, und das war alles andere als ein tröstlicher Gedanke. Zumindest waren sie nicht auf diesem Hof. Das für sich genommen erschien bereits so unheimlich und verlassen wie ein Geisterschiff.
Morton tippte zweimal auf die Hupe. Als Antwort erschien Tracy Colley in der Tür des Cottages, blickte böse in seine Richtung und kam herbeigetrottet. Sie war gekleidet wie zuvor in wenig schmeichelhafte Leggings und einen weiten ärmellosen Kittel. Sie hatte etwas mit ihrem Haar gemacht - es war jetzt von roten Strähnen durchzogen. Sie bildete sich doch wohl nicht ein, jetzt besser auszusehen? Tracy wäre eine gute Kandidatin für eine dieser Typberatungssendungen im Fernsehen, dachte Morton. Sie würde eine echte Herausforderung darstellen.
»Was wollen Sie diesmal wieder?«, erkundigte sie sich abweisend.
»Ich suche Ihren Bruder. Ist er hier?«
»Wofür?«, verlangte sie zu erfahren.
»Ich möchte mich nur mit ihm unterhalten. Ist er hier?«
»Hinter dem Haus, bei seinen Pferden«, antwortete sie und zeigte mit erhobenem Daumen über die Schulter in die fragliche Richtung.
»Danke«, sagte Morton. »Und die Hunde?«
Über Tracys teigige Gesichtszüge huschte ein boshaftes Grinsen. »Um die Hunde müssen Sie sich keine Gedanken machen. Dad hat sie mitgenommen zum Shooter's Hill. Außerdem würden die Hunde Ihnen nichts tun. Sie müssen keine Angst haben. Sie bellen nur. Das ist schließlich ihr Job, richtig? Uns Bescheid zu geben, wenn wir Besuch haben.«
Morton fragte sich, wie oft die Colleys wohl Besuch erhielten. Niemals, schätzte er, außer jemand kam geschäftlich oder dienstlich hierher wie Morton selbst. Unter Tracys verachtungsvollen Blicken stieg er zum zweiten Mal aus dem Wagen und ging hinter das Haus. Gary stand dort und schüttete den beiden Pferden Futter in einen Eimer.
Morton rief seinen Namen. Gary drehte sich um und näherte sich dem Zaun, als er Morton erkannte. Beide Tiere folgten ihm. Als er den Zaun erreichte, flankierten sie ihren Besitzer auf beiden Seiten, und das Trio stand da und starrte Morton aufmerksam an.
»Hätten Sie Zeit für ein paar kurze Fragen, Gary?, erkundigte sich Morton freundlich. Eines der Pferde blies ihm den warmen Atem in den Nacken.
»Was ist denn nun schon wieder?« Er machte keine Anstalten, das Feld zu verlassen. Die Unterhaltung musste offensichtlich über den Zaun hinweg geführt werden. Gary stand auf seinem eigenen Grund und Boden, zusammen mit seinen Pferdebeschützern. Morton war ein Außenseiter in jeder nur denkbaren Hinsicht.
»Ich habe eine Zeittafel der Ereignisse jenes Tages verfasst, an dem Mr. Bickerstaffe von Balaclava House eine Leiche in seinem Wohnzimmer antraf.«
Gary sagte nichts und starrte Morton wachsam aus dunklen Augen an.
»Sie ist nicht ganz stimmig«, fuhr Morton fort. Er wartete auf einen Kommentar.
»Was kann ich dafür?«, murmelte Gary unwirsch.
Morton zückte sein Notizbuch und klappte es auf. Er musste nicht darin nachlesen, doch die Aktion machte Gary sichtlich nervöser. Gut. Genau das war es, was Morton beabsichtigt hatte.
»Dann wollen wir mal sehen ...«, begann er. »Nach der Entdeckung des Leichnams traf zunächst die örtliche Polizei am Schauplatz ein, uniformierte Beamte. Anschließend der Polizeiarzt. Wenig später kamen Inspector Campbell und ich hinzu.«
»Die rothaarige Tussi.«
Morton ignorierte die
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