Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
nahe.
»Schon gut, Rosie, schon gut«, sagte Jess beschwichtigend. »Ich weiß, wie schwierig das für Sie ist. Aber versuchen Sie ruhig zu bleiben und uns zu erzählen, was weiter passiert ist.«
»Entschuldigung ...«, schluchzte Rosie Sneddon und zog ein weiteres Taschentuch aus der Packung auf dem Tisch.
»Sie machen das gut. Hören Sie, ich möchte, dass Sie sich jetzt an den Tag zu erinnern versuchen, an dem der Tote in Balaclava House gefunden wurde.« Das war die Frage, die Rosie in blinde Panik verfallen lassen würde - falls sie etwas damit zu tun hatte. Jess hielt die Luft an.
Rosie starrte sie aus aufgerissenen Augen an und sprang halb von ihrem Stuhl auf. »Seb und ich hatten nichts damit zu tun!«
»Schon gut, Rosie. Ich sage ja nicht, dass es so ist. Aber meine Frage lautet, waren Sie und Mr. Pascal an jenem Tag auch in Balaclava House? Haben Sie sich dort getroffen?«
»Nein, nein, wir waren nicht dort, Gott sei Dank!« Sie beugte sich vor. »Es wäre uns recht geschehen, wenn wir dort gewesen und erwischt worden wären! Es war falsch, was wir getan haben, alles war falsch. Als ich von dem Toten erfuhr, war mein erster Gedanke, dass wir irgendwie bestraft werden sollten. Es ist ein törichter und selbstsüchtiger Gedanke, ich weiß, aber ich fühlte mich so schuldig! Seb hat es mir erzählt. Ich war zur Tankstelle gefahren, wie üblich, und als ich an Balaclava House vorbeifuhr, sah ich die Polizeiautos. Ich erzählte Seb davon und fragte ihn, ob er wüsste, was los wäre. Er sagte, er hätte Mr. Monty vorbeifahren sehen auf dem Beifahrersitz des Sportwagens von Mrs. Harwell. Er sagte, er hätte Gary Colley angerufen, und Gary hätte ihm verraten, dass man eine Leiche im Haus von Mr. Monty gefunden hätte. Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen! Ich sagte zu Seb, dass die Polizei alles über uns herausfinden würde, früher oder später, aber Seb meinte, ich solle nicht die Nerven verlieren. Es gäbe nicht den geringsten Grund, warum die Polizei etwas herausfinden sollte. Wir hätten hinter uns sorgfältig saubergemacht. Selbst wenn die Polizei den ein oder anderen Fingerabdruck finden würde, hätte sie weder seine noch meine zum Vergleich, und es gäbe nicht den geringsten Grund, warum sie, das heißt, Sie ...« Rosie Sneddon nickte Jess entschuldigend zu, »... warum Sie unsere Fingerabdrücke verlangen sollten. Wir wären völlig sicher.
Ich war nicht überzeugt. Ich dachte immerzu, wie grässlich, dass dieser Tote gefunden wurde, und dass Seb und ich auch dort hätten sein können, als es passierte, was auch immer passiert sein mag. Als der arme Mann starb, meine ich. Mir war sofort klar, dass wir uns nie wieder in Balaclava House würden treffen können. Um ehrlich zu sein, ich wollte Seb überhaupt nicht mehr treffen, weder dort noch sonst irgendwo auf der Welt! Ich denke, Seb wusste es auch. Wir hatten großes Glück gehabt und wären um ein Haar in eine ganz schlimme Sache gezogen worden.
Dann kommt noch dieser Junge dazu, dieser Alfie. Ich bin sicher, dass er uns hinterhergeschnüffelt hat. Er kam eines Morgens zu mir, als ich zum Tanken da war und Seb unterwegs. Ich musste nicht tanken, aber ich fuhr trotzdem hin in der Hoffnung, Seb zu sehen und herauszufinden, ob er irgendetwas Neues in Erfahrung gebracht hatte. Alfie versuchte herauszufinden, was ich wusste. Er wollte mich nicht in Frieden lassen. Er grinste immerzu, ganz unverschämt, als wüsste er bereits etwas und als hielte er es für lustig. Er sagte mehr oder weniger deutlich, er wüsste, dass ich nicht zum Tanken gekommen wäre. Sondern nur, um Seb zu sehen. Mir wurde klar, dass ich nur eine Möglichkeit hatte, abgesehen davon, die Affäre auf der Stelle zu beenden. Ich musste Pete alles erzählen, meinen Fehltritt beichten. Es würde schwer werden, und Pete würde furchtbar wütend werden. Aber wenn er es von jemand anderem erfuhr, würde es nur noch schlimmer werden. Dieser Alfie, der ist durchaus imstande, richtige Schwierigkeiten zu machen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich, dass Alfie es wusste. Dass er alles über Seb und mich herausgefunden hatte. Und dass er vielleicht versuchen würde, Seb oder mich zu erpressen. Ich weiß, dass er schon eine Menge Scherereien am Hals gehabt hat. Maureen hat mir davon erzählt. Alfie ist ihr Neffe. Selbst sie sagt, dass er ein schlimmer Finger ist ...«
Rosie seufzte. »Also redete ich mit Pete ...«, beendete sie ihren Bericht kleinlaut. »Ich wusste, dass er
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