Mord im Atrium
hätten mit den Kindern fertig werden können, aber ihr Kindermädchen Galene kreischte in höchsten Tönen unverständliche ausländische Beschimpfungen. Albia weigerte sich, ihr zu helfen. Momentan hatte sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Sie hatte die typische Aufmüpfigkeit junger Mädchen, und Helena ließ es ihr durchgehen. Nux versteckte sich bei Albia. Wir klopften an die Tür und riefen, dass wir ausgehen müssten. »Dann geht doch!«, knurrte Albia von drinnen. Tja, das war besser als »ich hasse euch« und viel besser als »ich hasse mich«. In etwa sechs Monaten würde uns beides bevorstehen.
Wir schickten Galene in die Küche und sagten ihr, sie solle etwas kochen. Jacinthus war da, aber wohl kaum geneigt, sich nützlich zu machen. Galene hüpfte fröhlich davon. In Helenas Blick lag Resignation. »Vielleicht sollten wir es einfach akzeptieren, Marcus.«
»Genau. Erster Schritt zur Degeneration – regiert von unseren Sklaven.«
Wir steckten unsere Kinder in niedliche, zueinanderpassende Tuniken, banden ihnen Schleifen ins Haar und nahmen sie mit. Falls jemand einen besseren Vorschlag anzubieten hat, soll er die Klappe halten.
»Was für fortschrittliche Eltern!«, trötete Claudius Laeta geringschätzig.
»Ihre Soldaten haben meinen ruhigen Haushaltsablauf durcheinandergebracht«, gab Helena zurück.
Laeta sagte, er ziehe die Soldaten gerne ab, wenn ich mir mein Honorar verdient und Veleda gefunden hätte. Wir täuschten Besorgnis vor und entspannten uns. Julia und Favonia saßen wie die bravsten aller Kinder auf unserem Schoß, völlig fasziniert davon, in einer Sänfte getragen zu werden. Wenn es dort, wohin Laeta uns brachte, Sklaven gab, würde man uns wegen dieser trügerisch süßen Cupidos freundlich willkommen heißen.
Ich hatte angenommen, dass die Konferenz im Palast abgehalten würde. Stattdessen merkte ich bald, dass wir über die Via Aurelia getragen wurden. Laeta gestand, dass wir zur Villa von Quadrumatus Labeo unterwegs waren.
»Einer seiner Saturnaliengäste verlangt einen Fortschrittsbericht.«
»Wir haben Quadrumatus Rechenschaft abzulegen?«, schnaubte ich erstaunt.
»Nicht ihm.« Laeta hatte etwas von seiner Überheblichkeit verloren. »Außerhalb der Stadt ist es diskreter, Falco.«
Ich überließ es Laeta, mit dem starrsinnigen lusitanischen Pförtner fertig zu werden.
Während er sich damit abmühte, ihm seinen Status als Eingeladener begreiflich zu machen, und der Pförtner daraufhin nur verächtlich schnaubte, wischte Helena Favonias Sabber ab. Obwohl ich Julia fest im Griff hatte, gelang es ihr, sich mit schwarzem Türscharnieröl zu beschmutzen. Ich war noch damit beschäftigt, sie zu säubern, als wir die Kinder hineintrugen, wo verzauberte Sklavenmädchen über sie herfielen. Mit kaum nennenswerten Erziehungsmaßnahmen unsererseits wussten meine beiden Kinder bereits, wie man Fremde mit großen, bittenden Augen anschaute. »Gebt ihnen nichts zu essen!«, befahl ich streng, als Scaevas Ex-Freundinnen sie begeistert davontrugen.
Sie verstanden den Wink. »Oh, die süßen kleinen Dinger müssen doch zur Feier des Festes ein wenig Mostkuchen bekommen!« Prima. Hier wurde er bestimmt richtig gemacht, mit Trester aus dem eigenen Anbau. Nachdem sie um die Peristyle herumgelaufen waren und mit den Näherinnen Versteck gespielt hatten, würde ein milder Rausch Wunder wirken. Unsere kleinen Ungeheuer würden fest schlafen, wenn wir sie wieder einsammelten.
Es waren genügend vornehme Damen anwesend, an denen Julia und Favonia ihre Technik ausprobieren konnten, Schmuck und Spielzeug zu erbetteln, denn das Haus wimmelte vor Spießern, und da Saturnalien waren, hatten die Spießer ihre stattlichen Ehefrauen mitgebracht. Die Quadrumati hatten ihre Trauer tapfer hintangestellt und führten ihr jährliches Hausfest durch. »Die Einladungen sind bestimmt schon vor Monaten verschickt worden«, höhnte Helena. »Und die gastfreundlichen Quadrumati würden ihre vielen Freunde nicht enttäuschen wollen.«
»Ich meine mich zu erinnern, dass Quadrumatus behauptete, ›Wir leben als Familie sehr zurückgezogen‹. Und doch ist der halbe Senat aufgekreuzt, in der Hoffnung, Blut auf dem Marmor zu sehen.«
»Ich wette, die meisten werden einem Dienstboten einen Denarius zuschieben, um sich von ihm an den Tatort führen zu lassen, Marcus.« Abgesehen von der Tatsache, dass sie wie eine geizige Bande aussahen, die einen ganzen Denarius für zu viel halten würde, hatte Helena
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