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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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immer noch da und klaubten Reste von Maias Servierplatten, als von Petronius eine Nachricht für mich kam. Daher konnte ich das Fest verlassen und hinüber ins Wachlokal gehen. Ich nahm an, er hätte mir damit nur eine Gefälligkeit erweisen wollen, aber es war mehr als das. Man hatte einen weiteren toten Landstreicher gefunden.
    Der Tote lag in einer Zelle, da Lentullus nach wie vor das Behandlungszimmer des Arztes belegte. Ich fand Petronius und Scythax über die Leiche gebeugt, ein rappeldürrer graugesichtiger Landstreicher, der alles zwischen vierzig und sechzig Jahren sein konnte. Wenn ich ihn hätte herumlaufen sehen, dann hätte ich mich von ihm ferngehalten, falls er eine ansteckende Krankheit in sich trug. Petro sagte, er habe seine Männer angewiesen, allen im Freien Schlafenden einen Tritt zu geben, um sich zu vergewissern, dass sie lebten. Nachdem auf ihre Begrüßung keine Reaktion von ihm gekommen war, hatte eine Vigiles-Patrouille den hier kurz nach Einbruch der Dämmerung hergebracht.
    »Also nicht für Scythax abgelegt?« Ich warf Scythax einen abweisenden Blick zu. Er ließ sich nichts anmerken.
    Petronius sagte: »Ich habe jemanden zum Tempel geschickt, um Zosime zu befragen, aber ich schätze, sie ist noch in deinem Haus, Falco?«
    »Genau. Helena braucht sie für irgendwas … Todeszeitpunkt, Scythax?« Erst vor ein paar Stunden, sagte er. Die Leiche sei noch nicht völlig erkaltet. Die Nacht war mild für Dezember, und der Landstreicher hatte sich in viele dreckige Lagen gehüllt. Wir witzelten freundlich, dass der Dreck allein ihn warm gehalten hätte. Ich runzelte die Stirn. »Wir wissen mit Sicherheit, dass dieser nicht von Zosime abgemurkst wurde. Ich habe zehn dusslige, aber ehrliche Legionäre und den Diener eines Zenturio, die ihr für heute Abend alle ein Alibi geben können.«
    »Könnte die Tat eines verdammten Nachahmungstäters sein.« Nach dem Eindringen der lieben Junia in sein Haus war Petronius in mieser Stimmung.
    »Glaubst du? Bisher ist von offizieller Seite nichts verlautbart worden«, wies ich ihn hin. »Normalerweise fangen die verrückten Nachahmer erst an, wenn das Problem bekannt gemacht worden ist und es einen lauten Aufschrei der Öffentlichkeit gegeben hat. Ich würde sagen, da ist ein echter Serienmörder unterwegs – bisher unbemerkt.«
    Widerstrebend nickte Petro. »Wir haben absolut nichts über ihn.«
    Ich wandte mich an den Arzt. »Scythax, jetzt pack mal aus wegen der Leichen, die für dich abgelegt werden. Diese hier wurde auf der Straße liegen gelassen. Also, was weißt du über deine kleinen Geschenke – und hast du Zosime vom Tempel des Aesculapius im Verdacht, darin verwickelt zu sein?«
    Scythax wirkte zunächst abwehrend. Mit erhobenem Kinn starrte Petronius ihn an, allerdings ohne etwas zu sagen. »Diejenigen, die ich beim Wachlokal finde«, gab Scythax schließlich zu, »werden von der Frau hierhergebracht.« Er schien sich zu ducken, da er wusste, dass Petro verärgert sein würde.
    »Von Zosime?«, fragte ich rasch. »Ich nehme an, du kannst das erklären?«
    Von mir ließ Scythax sich ausfragen, wohingegen er sich vor Petro offensichtlich fürchtete. Was auch daran lag, dass ich nicht die Macht hatte, Sergius auf ihn anzusetzen. Sergius war das Muskelpaket, das Geständnisse aus Kriminellen herausprügelte. Na ja, manchmal waren sie kriminell, manchmal waren sie nur versehentlich verhaftet worden – doch sie gestanden alle. Die Vigiles waren eine glücklich Familie; wenn jemand Petro verärgerte, vertraute er auf die traditionelle väterliche Bestrafung. Fühlte er sich besonders konservativ, wetterte er darüber, dass es ein schlechter Tag gewesen sei, als Familienväter die Macht über Leben und Tod verloren hatten. »Zosime war die Erste, die Verdacht geschöpft hat«, gestand Scythax nervös. »Sie kam her und hat mit mir darüber gesprochen. Ihr Tempel wollte nichts unternehmen, daher muss sie sich auf die Vigiles verlassen.«
    »Warum wurde ich nicht davon unterrichtet?«, knurrte Petro.
    »Nichts Eindeutiges, von dem man ausgehen könnte. Zosime bringt mir die Leichen, wenn sie sie findet, damit ich feststellen kann, ob sie eines natürlichen oder unnatürlichen Todes gestorben sind.«
    »Unnatürlich, nehme ich an?«, fragte ich.
    »Erscheint mir immer wahrscheinlicher. Manchmal ist einer darunter, der tatsächlich an Unterernährung oder einer Krankheit gestorben ist. Aber die meisten zeigen Anzeichen manueller Strangulation –

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