Mord im Atrium
sicher recht. Snobs sind die schlimmsten Gaffer. Das erklärte, warum die Quadrumati versucht hatten, das Geschehene zu vertuschen.
Laeta trottete wichtigtuerisch davon, um zu erfahren, wo das Treffen stattfinden würde. Wir mischten uns unter die herumschlendernden Honoratioren, erstaunt darüber, dass niemand von der Familie zu sehen war.
»So unterhält man heutzutage seine Gäste«, klärte mich Helena auf. »Man lädt Horden von Leuten ein, die man nur flüchtig kennt, und bleibt dann außer Sichtweite, lässt sie aber herumwandern, um alles zu bewundern, was man besitzt.«
»Und schüttelt sie ordentlich nach gestohlenem Silberzeug durch, wenn sie gehen?«
»Damit soll wahrscheinlich vermittelt werden, der Gastgeber habe so viel Geld, Marcus, dass er es, selbst wenn jeder was klaut, gar nicht bemerken wird.«
Wir bekamen heraus, dass die Versammlung in der Tat aus einer bunten Mischung bestand. Wir erkannten diverse dienstfreie Unterhalter, die man mieten konnte, und Drusillas Zwergentruppe stapfte herum und beleidigte jeden. Sie waren alle betrunken. Vielleicht wussten sie, wo Drusilla ihren Weinvorrat aufbewahrte. Die Männer, die von den Zwergen beleidigt wurden, schienen Lieferanten zu sein. Obwohl wir erst Vormittag hatten, machten sie sich über Tabletts mit Leckereien und Appetitanregern her. Vielleicht war das die einzige Möglichkeit, sich einen Saturnalienbonus zu ergattern. Die Senatoren beachteten sie natürlich nicht, und die Lieferanten waren noch hochmütiger, blieben unter sich und sprachen nicht mit den Senatoren. Während so eine Melange egalitär wirken konnte, fanden Helena und ich, dass die Gruppen einfach nur auf eine nachlässige und ziemlich geschmacklose Weise zusammengewürfelt worden waren.
»Da fragt man sich, was sie wohl mit Veleda gemacht hätten«, sagte Helena. »Ich vermute, sie hätten alle wissen lassen, dass sie die Seherin haben – und sie als zusätzliche Attraktion ausgestellt.«
Unter den Gefolgsleuten, die sich versammelt hatten, um ihre Festgeschenke abzugreifen, fanden wir auch ein Grüppchen medizinischer Spezialisten. Aedemons Massigkeit machte ihn unübersehbar. Er redete mit einem Mann, den ich als Pylaemenes in Erinnerung hatte, den chaldäischen Traumtherapeuten in seiner schäbigen Robe. Ich hätte sie links liegen lassen, aber ich bemerkte, dass sich Anacrites an sie ranwanzte. Als ich mit Helena hinüberging, um zu sehen, was der Spion von den Ärzten wollte, erkannte ich auch den dritten Mann, Cleander, der bei meinem vorherigen Besuch aufgetaucht war, um Drusilla Gratiana zu behandeln. Er hatte ein ovales Gesicht, runde Augen und eine zurückhaltende Art, was vermutlich bedeutete, dass er ganz schön fies werden konnte, wenn er sich mit jemandem überwarf.
»Mein Name ist Falco. Wir sind uns an der Tür begegnet. Sie behandeln die Dame des Hauses.«
»Und Sie sind der verdammte Schnüffler.«
Cleander war zu beschäftigt zum Sprechen. Sein Umgang mit Kranken musste barsch sein. Er machte deutlich, dass er keine Zeit für sinnloses gesellschaftliches Geplauder hatte. Trotzdem behandelten die anderen ihn als einen geachteten Kollegen.
»Anacrites.« Ich begrüßte meinen eigenen Kollegen mit einem flüchtigen Nicken.
»Falco.« Er gab sich genauso gleichgültig.
»Lieber Anacrites.« Helena zwang ihn, sie wahrzunehmen.
»Helena Justina!« Als er ihre Hand ergriff und sie formell begrüßte, beugte er unterwürfig den Kopf, wobei zu erkennen war, dass er mal wieder zu viel Pomade in sein Haar geschmiert hatte. Er trug eine schwere Tunika mit Noppen wie Pilzen in einem Ockerton, der sich auf sein Gesicht übertrug und ihn gallig aussehen ließ.
»Sie sind also alle hier, um Ihre Belohnungen für die harte Arbeit eines Jahres zu empfangen!«, rief Helena den Ärzten zu, um die Spannung zwischen dem Spion und mir aufzulösen. Ihr musste aufgefallen sein, dass Mastarna, der ziegenbärtige Operateur, der den verstorbenen Gratianus Scaeva behandelt hatte, abwesend war. »Es kommt Mastarna sicher hart an, seinen Saturnalienbonus zu verlieren, nur weil man seinem Patienten zufällig den Kopf abgeschlagen hat.« Die anderen verstummten und vermieden gegenseitige Blicke.
An Cleander gewandt, versuchte ich es mit einem freundlichen Geplauder, was das Markenzeichen des Privatermittlers ist. »Wir hatten noch keine Gelegenheit, einander näher kennenzulernen.« Er verschmähte dieses Angebot. »Wie ich mich erinnere, wurde mir mitgeteilt, Sie seien
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