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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ein ›hippokratischer Pneumatiker‹?«
    »Er ist trotzdem ein guter Arzt!«, warf Aedemon ein, während Cleander selbst nur hochnäsig den Kopf neigte. Er hielt es für entwürdigend, über sein Gewerbe mit mir zu sprechen. »All seine Patienten werden Ihnen sagen, wie wunderbar er ist«, fuhr Aedemon fort. »Ich versuche sie ihm abspenstig zu machen, aber sie bewundern Cleander viel zu sehr.«
    »Soweit ich das verstehe«, mischte sich Helena mutig ein, »ist die hippokratische Herangehensweise eine vernünftige, angenehme Methode, die Gesundheit durch Diät, Bewegung und Ruhe fördert. Ich kenne jemanden, der auf diese Weise behandelt wird«, erzählte sie Cleander. Das war das, was Zosime Veleda verschrieben hatte. Da er nicht der favorisierte Arzt war, schien es Cleander offensichtlich egal zu sein, ob der Patient Helenas favorisierter Esel war. Sie bemerkte es und wechselte das Thema: »Natürlich muss jede Behandlung schwierig sein, wenn der Patient sich weigert, sich selbst zu helfen.« Wieder spielte sie mit dem Feuer, denn das war ein versteckter Hinweis auf Drusillas angebliche Gewohnheit, sich zu sehr der Weinpulle hinzugeben.
    Nicht bereit, über seine Patientin zu sprechen, entschuldigte sich Cleander abrupt und ließ uns stehen.
    »Manchmal sind die Schroffen die besten Ärzte … Ist er so was wie ein Einzelgänger?«
    »Verheiratet, mit Kindern«, belehrte Aedemon Helena eines Besseren.
    »Sie meinen, ganz normal?« Ich lachte. »Schrecklich zu seiner Frau und distanziert zu seinem Nachwuchs?«
    »Wahrscheinlich schiebt er es auf seine Arbeit, Liebling! Er ist ein loyaler Arzt«, bemerkte Helena unaufrichtig. »Es gefiel ihm nicht, dass ich Drusilla kritisiert habe.«
    »Drusilla Gratiana gibt den Göttern törichterweise die Schuld an ihren Misslichkeiten«, erwiderte Aedemon. »Cleander will davon nichts wissen. Er lehnt jeden Aberglauben – unlogische Zuordnung von Ursachen – als Schamanismus ab.«
    »Daher hasst er mich natürlich!«, sagte Pylaemenes, der Traumtherapeut, kichernd.
    »Und was halten Sie von ihm?«, fragte ich beiläufig.
    »Ich würde gern die Träume dieses Mannes kennen«, rief Pylaemenes voller Gefühl.
    »Ist er eine gequälte Seele?«
    »Er hat seine dunklen Seiten, vermute ich.«
    »Er ist schrecklich ungehobelt«, knurrte Aedemon. »Er hat mir den Hades heißgemacht, nur weil ich Quadrumatus ein Skarabäusamulett gegeben habe. Ein Patient, der seinen eigenen Urin als Abführmittel trinkt, braucht einen Tröster.«
    Der Chaldäer tätschelte das Knie des fetten Mannes. »Oh, das war ein Missverständnis«, beruhigte er ihn. »Quadrumatus hatte einen Alptraum, in dem Ihr Skarabäus ihn verspeiste …« Der Mann konnte ja nur Alpträume bekommen, wenn er sein eigenes Pipi getrunken hatte. Quadrumatus sank deutlich in meiner Wertschätzung, weil er sich darauf eingelassen hatte. »Er hat den Skarabäus seinem Käseservierer geschenkt, und Cleander hat den Jungen damit gesehen.«
    »Was soll daran falsch sein?«, klagte Aedemon. »Der Käseservierer braucht Hilfe. Er ist mit Gasen angefüllt. Klassische Darmputreszenz. Jeder Durchgang in seinem Körper muss blockiert sein.«
    »Ich fürchte, Sie haben recht«, stimmte Pylaemenes zu. »Seine Fürze sind legendär.«
    Meine Laune besserte sich. Endlich waren wir unter denen, welche die Quadrumati behandelten, auf jemanden mit Sinn für Humor gestoßen.
    »Ich wünschte, man würde mir gestatten, mich um diesen Jungen zu kümmern und ihm eine gründliche Reinigung mit wildem Kohl zu verschaffen«, sagte Aedemon.
    In dem Moment kehrte Cleander zurück. Der Mann besaß keinen gesellschaftlichen Schliff. Auf die Bemerkung von Aedemon schnaubte er: »Das ist doch nur ein Sklave, Mann. Er wird darüber hinwegkommen.« Wir sprachen zwar nur von Flatulenz, doch das war eindeutig Cleanders Einstellung allem gegenüber, woran der Junge leiden mochte. Dann platzte er heraus: »Sie untersuchen also Scaevas Tod, Falco? Können wir davon ausgehen, dass Sie nichts erreicht haben?«
    Ich war Typen wie ihm schon vorher begegnet. Einige kennen die Wirkung ihrer Grobheit. Die meisten sind einfach so arrogant, dass sie keine Ahnung haben. Ich musste mich vor ihm nicht rechtfertigen. Mir bewusst, dass Anacrites mich beobachtete, verkündete ich, dass ich den Mörder innerhalb der nächsten paar Tage öffentlich identifizieren würde.
    »Dann sollte sich jemand besser vorsehen«, murmelte Cleander mit seiner tiefen, barschen Stimme. Ich

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