Mord im Atrium
an Scaeva.«
»Nur eine Spur.«
»Du sagtest …« Er war darauf reingefallen und kapierte, dass ich ihn absichtlich untergrub.
»Solltest du mich missverstanden haben?« Ich grinste ihn an. »Sobald ich handfeste Beweise habe, werde ich sie vorlegen.« Er war wütend.
»Also.« Quadrumatus klopfte ein paarmal mit einem Stilusende. »Die Seherin begab sich zum Tempel der Diana Aventinensis, nachdem sie von hier geflohen ist, hat ihn aber vor vier Tagen verlassen, und die Priester haben keine Ahnung von ihren weiteren Schritten. Das ist doch ein Anfang.«
Nein, es war nutzlos. Die Schmalzköpfe saßen alle da, bis einer von ihnen auf die Idee kam, mich zu fragen: »Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen, Falco?«
Ich stützte mein Kinn in die Hände. »Ein paar Dinge. Erstens, bevor sie auf den Aventin umzog, war Veleda im Tempel des Aesculapius. Dort sagt man, ihre Krankheit könnte Sumpffieber sein oder etwas Ähnliches. Also wird sie wahrscheinlich Rückfälle erleiden, im üblichen Zyklus der Rezidive, aber wenn sie den ersten Anfall überlebt, wird sie Ihnen nicht wegsterben.«
Sie hatten vergessen, dass sie Veleda einfach durch Krankheit verlieren könnten. Laeta schaute beeindruckt, Rutilius dankbar – etwas.
»Zweitens – eine geringfügige Korrektur – hat sie Diana Aventinensis vor fünf Tagen verlassen.«
»Wer hat dir das erzählt?«, platzte Anacrites heraus.
»Kann meine Quellen nicht preisgeben.« Ich blickte zu Laeta, der dem Spion mit einer Geste zu verstehen gab, dass er mich darin unterstützte. »Drittens – und das ist eine bedeutende Aktualisierung: Die Priester der Diana wissen durchaus, wohin sie als Nächstes ging. Sie haben sie dort hingeschickt.«
Sie schauten mich alle an. Ich verhielt mich ruhig und höflich. Könnte ja sein, dass irgendeiner dieser Idioten mich bei einer anderen Gelegenheit würde anheuern wollen. Ich brauchte das Geld, also war ich bekloppt genug, sie bei Laune zu halten. »Ich habe sie gesehen. Ich habe mit ihr gesprochen.« Das ließ sie hochfahren. »Die Lage erscheint mir überschaubar. Damit meine ich nicht nur, dass Veleda gewaltsam zurückgeholt werden kann, sondern dass sie friedvoll kapitulieren könnte. Was sehr viel besser für das Imperium wäre.«
Bei der Erwähnung des Imperiums schauten sie alle hinunter auf ihre hübschen unbeschriebenen Notiztafeln und blickten scheinheilig.
»Ich möchte noch mal auf die Zeit zurückkommen, bevor sie die Flucht ergriff«, sagte ich zu Rutilius. »Angeblich war sie sehr verstört, als sie erfuhr, dass sie Teil eines Triumphzugs sein würde. Sie haben ihr nie gesagt, welches Schicksal sie erwartete – habe ich recht?«
»Vielleicht hätte ich das tun sollen, Falco.« Rutilius hielt kurz inne. »Der Grund, warum ich es nicht tat, besteht ehrlich gesagt darin, dass es falsch gewesen wäre zu erwarten, meine Ovation würde genehmigt werden. Über so eine Ehre muss der Senat abstimmen. Selbst wenn die Ovation als gerechtfertigt angesehen wird, muss ich zuerst meine Aufgabe als Statthalter von Niedergermanien erfüllen.«
»Ihre Bescheidenheit ehrt Sie.« Im Nachhinein gesehen war seine Vorsicht sogar mehr als weise. Ich schätzte, dass Veledas fehlgeschlagene Gefangenschaft Rutilius womöglich um seine Ovation bringen konnte. Der Mann war klug genug, das ebenfalls zu erkennen. »Ursprünglich wurde mir gesagt, Veleda hätte durch ›einen Besucher‹ von ihrem Schicksal erfahren. Kann das stimmen, Quadrumatus Labeo? Sie haben ein sicheres Haus zur Verfügung gestellt, in dem sie unter der Bedingung absoluter Geheimhaltung untergebracht wurde. Haben Sie Ihren Besuchern tatsächlich erlaubt, darüber zu sprechen?«
»Das habe ich nicht. Natürlich nicht.« Rasch dabei, sich zu verteidigen, blickte Quadrumatus pikiert. Dann gestand er auf seine übliche direkte Art, was er vorher nur ausweichend beantwortet hatte. »Jemand aus meinem Haushalt hat ihr enthüllt, was für sie geplant war.«
»Sie wissen, wer das war?«
»Ja. Die verantwortliche Person ist dafür zurechtgewiesen worden.« Die anderen rutschten unbehaglich hin und her. Ich blickte zu dem geknickten Haushaltsvorstand. Er hatte vorgehabt, die Wahrheit zurückzuhalten, gab aber kläglich zu: »Es war Phryne, die Freigelassene meiner Frau. Sie konnte die Seherin nicht leiden und beging diese äußerst boshafte Tat.«
»Kann Ihre Frau sie nicht unter Kontrolle halten?«
»Meine Frau ist eine … wohlwollende Dienstherrin.« Seine Frau war
Weitere Kostenlose Bücher