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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufgehalten, dessen Lebenszweck darin bestand, Männer durch Herumfummeln an den Falten ihrer Toga zur Weißglut zu bringen. Ein Schwammsklave packte meine Hände und wischte jegliches Fett von meinen Fingern und Handflächen, dann brachte ein Junge mich fast zum Stolpern, als er um mich herumwuselte, um meine Stiefel abzustauben. Selbst beim Besuch von Vespasian war mir nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt worden. Kaiser können es sich leisten, das Ganze lockerer zu sehen. Das verrückte Getue verriet mir, dass sich in dem Raum, den ich zu betreten versuchte, jemand befand, der geistlos, aber sehr auf gesellschaftlichen Aufstieg bedacht war.
    Wie recht ich hatte. Ein schleimiger Majordomus flüsterte mir die gute Nachricht zu. Seine Pflicht bestand darin, den Leuten durch furchterregende Listen äußerst wichtiger Personen das Unbehagen zu nehmen. »Sie werden zu Marcus Quadrumatus Labeo vorgelassen, der die Versammlung ausrichtet und leitet. Ebenfalls anwesend sind Tiberius Claudius Laeta und Tiberius Claudius Anacrites, beide hochrangige kaiserliche Freigelassene. Der Ehrengast ist,« der Schleimer machte sich fast in die Hose, »Quintus Julius Cordinus Gaius Rutilius Gallicus!«
    Rutilius besaß zwar schon genug Namen, aber ich erfand noch ein paar für ihn hinzu. »Der alte Katzbuckler ist da? Der Goldjunge. Domitians Ovationswunderkerze. Ich bin Falco«, sagte ich, während der Majordomus über meine Respektlosigkeit nach Luft rang. »Falls Sie eine Gedächtnisstütze brauchen, geben Sie mir ein Kohlestück, und ich schreib’s Ihnen aufs Handgelenk.«

LV
    D idius Falco!«
    Der triumphale, fast schon mit einem Triumphzug geehrte große General Rutilius erinnerte sich an mich! Konnte es sein, dass ich ihn mit meinen Fähigkeiten beeindruckt hatte, als wir uns im fernen Tripolitanien begegneten – ein für uns beide umso erinnerungswürdigeres Ereignis, weil er dort meinen Schwager verurteilt hatte, in den blutigen Reißzähnen eines Arenalöwen zu sterben? Dachte er vielleicht sogar mit Wehmut an jenen langen Sommerabend zurück, an dem er und ich, die am schlechtesten zusammenpassenden Adepten der Dichtkunst, das Auditorium des Maecenas für eine schauerliche Dichterlesung gemietet hatten?
    Ich machte mir nichts vor. Ein Lakai hatte ihm wohl meinen Namen ins Ohr geflüstert. Auf jeden Fall wusste Rutilius Gallicus, wer ich war, weil er mich erwartete.
    Er war Anfang fünfzig, die Art von provinziellem Senator, der als Markthändler durchgehen konnte. Noch vor zwei Generationen war seine Familie vermutlich nichts Besseres als das gewesen. Trotzdem bedeutete es, dass der Mann gerissen war. Sein Karrierefortschritt bestätigte, wie gut er sich einschmeicheln konnte. Konsul, Priester vom Kult des Augustus, kaiserlicher Legat, Statthalter. Auf dem Wipfel des Baums, mit Blick in den Himmel.
    »Das ist ja ein schöner Schlamassel, Falco!« Ganz genau. Er hatte ihn angerichtet, obwohl man aus der lockeren und umgänglichen Art, in welcher der General sprach, hätte schließen können, dass er uns beide für Veledas dämliche Flucht verantwortlich machte.
    Traue nie einem Mitglied der Aristokratie. Rutilius konnte durchaus freundlich sein. Doch wenn er während der Saturnalien den ganzen Weg von Augusta Taurinorum hierhergebrettert war – nachdem er extra nach Italien zurückgekehrt war, um die Saturnalien mit seiner Familie zu verbringen –, musste er verzweifelt bemüht sein, sich abzusichern. Der alte Katzbuckler hatte erkannt, dass es nicht ausreichen könnte, nur der Kumpel des jungen Domitian Cäsar zu sein.
     
    Es war ein interessantes Treffen, wenn man gerne die leere Scheibe eines Töpfers betrachtete. Sie drehten sich alle nur im Kreis. Quadrumatus Labeo gab einen fähigen Vorsitzenden ab, wie ich immer vermutet hatte, aber die anderen schoben ihn in die Kulissen. Ich verstand jetzt, warum einer der Familienärzte gesagt hatte, niemand höre auf Quadrumatus. Schlimmer noch, er nahm es hin. Laeta hatte die Tagesordnung aufgestellt und trug sie vor. Rutilius Gallicus lauschte hoheitsvoll. Er hatte das Auftreten eines Mannes, der höheren Lebensformen Bericht zu erstatten hatte. Ich konnte mir denken, wem.
    Als der »offizielle« Problemlöser war Anacrites eingeladen, eine Zusammenfassung der Fortschritte abzugeben. Er hangelte sich bis zu dem fehlgeschlagenen Einsatz beim Tempel der Diana Aventinensis vor und versuchte dann, mich in Zugzwang zu bringen. »Anscheinend hat Falco neue Beweise zum Mord

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