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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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rasch eine Arme-Sünder-Miene auf. Wie weise.
    Ich gab Helena einen formellen Kuss auf die Wange und blickte ihr dabei mit einer Mischung aus Schalk und Verlangen tief in ihre wunderbaren braunen Augen.
    Helena Justina gelang es, ruhig zu bleiben. »Das ist Clemens, ein amtierender Zenturio. Er hat mir die Sache mit den Soldaten erklärt.« Ich zog sie enger an mich, als eine Senatorentochter erwartet in Gegenwart einer Bande ruppiger Legionäre gedrückt zu werden. Dann lächelte ich sie mit so viel Zuneigung an, dass sie errötete. »Marcus Didius, ich bin durchaus zufrieden damit, in einem sehr großen Haus mit sehr wenig Personal zu leben.« Verstohlen versuchte sie sich frei zu machen. Ich hielt sie fester. »Ich werde sogar – mit nur wenig Personal – über die Saturnalien Verwandte in großer Zahl bewirten. Verwandte, die nichts dazu beitragen und die größtenteils deine sind. Aber, Liebling, ich frage mich nun doch, wie ich klarkommen soll, wenn sich elf«, Helena machte meine geschäftliche und häusliche Buchführung, glauben Sie mir, sie konnte zählen, »hungrige Soldaten hier über die Feiertage einquartieren.«
    »Zwölf«, verbesserte Clemens. »Ich habe einen kleinen Diener, der in Kürze eintreffen wird.«
    »Zwölf!«, rief Helena mit einer Stimme, die Herakles entmannt hätte.
    Ich ließ sie frei und wandte mich an Clemens. »Wie Sie sehen, ist meine Frau – die gastfreundlichste aller Frauen – entzückt, dass Sie und Ihre Männer sich uns anschließen.« Zwei Soldaten kicherten. Ich verschränkte die Arme. »Es wird folgendermaßen ablaufen: Jeder in meinem Haushalt – bis hinunter zu meiner Hündin – wird mit Respekt behandelt, sonst wird eure ganze Bande an Händen und Füßen gefesselt und vom Pons Probus geworfen. Zwei Soldaten und der Diener des amtierenden Zenturio werden im Turnus der edlen Helena Justina als Hilfskräfte zugeteilt. Sie werden sie zum Markt begleiten – nehmt Handkarren mit – und ihr helfen, unter ihrer Aufsicht Proviant heimzubringen. Helena, Liebste, alle Soldaten können Brot backen und Gemüse putzen.«
    »Haben Sie keinen Koch?«, fragte Clemens erstaunt. Er war auch besorgt. Als echter Soldat dachte er beim Aufschlagen eines Lagers zuerst an seine Rationen.
    »Sie werden Jacinthus noch kennenlernen«, versicherte ich ihm lächelnd.
    Jacinthus war neu. Ich hatte ihn seit einer Woche. Er war einer der beiden Sklaven, die ich mich vor kurzem zu kaufen gezwungen gesehen hatte, mit dem Ziel, noch in den Genuss eines Saturnalien-Ausverkaufsrabatts zu kommen, bevor die Märkte für die Feiertage dichtmachten. Der zweite Neuerwerb war Galene, die auf meine Kinder aufpassen sollte. Beide Sklaven hatten von nichts eine Ahnung, aber sie wirkten sauber und gesund, was mehr war, als man von den meisten Sonderangeboten im Dezember sagen konnte. Julia (dreieinhalb) und Favonia (einundzwanzig Monate) brachten Galene Latein bei und wie sie mit spätem Zubettgehen und Süßigkeiten als Belohnung betreut werden wollten.
    »Jacinthus«, erklärte Helena, ihr Hals so steif wie ein Wurfspeer, »wird zweifellos eines Tages exquisite Schweinelendchen in Feigensoße auf den Tisch bringen. Seine gebackenen Quitten werden zur Legende auf dem gesamten Aventin werden. Frauen, die ich kaum kenne, werden mich um das Rezept für sein Pilzbrot anflehen …«
    »Sobald er sein Handwerk gelernt hat?« Clemens kapierte schnell. Er würde hier reinpassen. Man brauchte geschickte Beinarbeit und einen klaren Kopf.
    »Genau. Bis dahin verbringt Jacinthus die meiste Zeit schlafend.«
    Clemens warf mir einen Blick zu, als hätte er erraten, welcher der beiden Ehepartner diesen Goldschatz eingekauft hatte. Er wusste nicht, dass es mein fünfter Versuch war, uns einen Koch zu kaufen. Schlafen war besser als kochen, falls Jacinthus so kochte wie seine Vorgänger. Alle waren innerhalb eines Monats mit Verlust wieder verkauft worden. »Ich wage zu behaupten, dass meine Jungs dabei helfen könnten, ihn aufzuwecken«, bot Clemens an. Sein Ton hatte ein angenehm unheilvolles Timbre.
    Eine kleine, schüchterne Stimme machte sich vernehmlich: »Hallo, Falco. Ich wette, Sie erinnern sich nicht an mich.«
    Der Name des Soldaten war Lentullus. Als ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war er ein unerfahrener Rekrut auf seiner ersten Abkommandierung in Germanien. Seine hervorragendste Tat auf unserer Expedition hatte darin bestanden, am Schwanz eines gewaltigen Auerochsen zu baumeln, während ich

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