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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu übersehen. Sie benahmen sich durch die Bank rüpelhaft. Was daran lag, dass altgediente Legionäre, arme Kerle, die die Armee zu sehr liebten, sich freiwillig für Sonderdienste meldeten. Kaum hatten sie die schimmernden Brustpanzer angelegt und ihren Eid vor dem Kaiser abgelegt, waren die Gardisten im Elysium. Keine Gefahr, doppelter Sold, ein bequemes Leben in Rom, statt in irgendeiner öden Provinz zu versauern – plus der Möglichkeit, sich Woche um Woche wie absolute Drecksäcke aufzuführen.
    »Name?«
    »Didius Falco.« Meinen Beruf erwähnte ich nicht, ganz zu schweigen von meinem momentanen Auftrag.
    Sie packten mich, rissen meinen eleganten Hut herunter, glotzten mir (mit einem gewaltigen Schwall Knoblauchatem) ins Gesicht und warfen mich dann beiseite wie einen dreckigen Staublappen.
    »Was soll der Tumult, Jungs? Vespasian muss sich doch wohl nicht die Armenration an Getreide abholen? Er kriegt genug Rationen im Goldenen Haus und kann sie unter der drehbaren Elfenbeindecke in dem berühmten Oktagon verspeisen …«
    »Verpiss dich!«
    Ich war ein Mann. An mir hatten sie kein Interesse. Ich wusste, wessen Befehle sie befolgten und warum. Anacrites hatte sie geschickt. Sie griffen sich nur Frauen raus – was in dieser Gegend vollkommen dämlich war, selbst im Falle eines nationalen Notstands. Die Frauen der Fleischhändler sind weder hübsch noch höflich. Trotz der Dezemberkälte waren die Damen vom Forum Boarium alle barfuß und ärmellos. Sie hatten kräftige Männer mit blutigen Hackebeilen, die tote Ochsen herumhieven konnten, doch diese stämmigen Frauen brauchten die Hilfe ihrer Männer nicht. Wenn die Gardisten sie zu »inspizieren« versuchten, gingen sie furchtlos mit Fäusten, Zähnen und Füßen auf sie los. Das Draufgängertum der Gardisten verflog bereits.
    »Sucht ihr nach jemand Bestimmtem?«, fragte ich einen der Burschen (und überlegte, wie die Prätorianer wohl damit umgingen, Veleda nicht zu erwähnen), aber Blut von seiner aufgeplatzten Lippe bekleckerte seinen schimmernden Brustpanzer, und er war bereits verärgert. Ich machte mich davon, ohne auf die Antwort zu warten.
    Während ich rasch am Ufer entlangging, traf mich etwas schmerzhaft am Hals. Eine Haselnuss kullerte über das Straßenpflaster. Als ich mich umdrehte, lief ein kleiner Junge kichernd davon. Noch zehn Tage lang mussten wir diese Plage ertragen. Io Saturnalia!
     
    Weitere unserer nationalen Schätzchen lungerten aufsässig vor meinem Haus herum. Diese trägen Nichtsnutze waren die Soldaten, die Titus mir zugewiesen hatte. Sie sahen so schlimm aus, wie ich erwartet hatte. Ich sammelte sie von diversen Blumenständen und Weinbuden ein, an denen sie hübsche Girlandenverkäuferinnen begafften und sich einen Becher Wein zu schnorren versuchten. Ich wusste, ohne fragen zu müssen, dass Albia sie ausgesperrt hatte, und in diesem Fall nahm ich ihr das nicht übel. Sie waren krummbeinige Ex-Matrosen aus der salzigen Ersten Adiutrix-Legion, eine Nottruppe, die Vespasian in aller Eile zusammengestellt hatte und die momentan in Moguntiacum am Rhenus stationiert war. Camillus Justinus war eine Zeitlang Tribun der Ersten Adiutrix gewesen. Kein prestigeträchtiger Posten. »Und ihr Jungs wart die Reiseeskorte für die, deren Namen wir nicht nennen wollen? Was für ein Pech.«
    »Oh, Veleda war ganz in Ordnung, Falco.«
    »Nein, Soldat, ich meine, was für ein Pech, jetzt müsst ihr Befehle von mir entgegennehmen.«
    Während sie sich argwöhnisch anschauten, öffnete ich die Tür mit meinem Riegelheber und führte sie hinein.
     
    Helena Justina wartete in der Eingangshalle, eine hochgewachsene, scharfzüngige junge Frau in drei Schattierungen blauer Wolle, mit Ohrringen, die danach schrien, sie ja nicht zu reizen. Albia, die sich hinter ihr versteckte, hatte Angst vor den Soldaten. Der amtierende Zenturio war bereits drinnen und bequatschte Helena, als wäre sie eine Weinverkäuferin, während sie ihn wie versteinert anstarrte. Nux versteckte sich hinter Albia, doch als ich hereinkam, rannte die Hündin aus der Deckung und bellte laut, bevor sie sich wieder in Sicherheit brachte.
    Mit hoch erhobenem Kopf und platzend vor Streitlust rief Helena: »Marcus Didius! Willkommen zu Hause.«
    Ihr Ton reichte aus, die Jungs von der Ersten nervös enger zusammenrücken zu lassen. Selbst der Zenturio trat ein wenig zurück. Er überlegte sich kurz, ob er es wagen sollte, den Haushaltungsvorstand zu drangsalieren, und setzte dann

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