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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit ihrem Sohnemann verheiratet blieb.
    Julia spuckte Gift und Galle. Claudia genoss diese Wut. Während Julia auf und ab tigerte, saß Claudia ganz still. Claudia – entflammt in Safran – hatte ihre bevorzugten schweren Smaragde durch genügend Goldketten ersetzt, um eine komplette Mannschaft von Galeerensklaven in Ketten zu legen. Sie wünschte sich eindeutig, dass ihr abwesender Ehemann Justinus zum Rudern auf eine Triremebank gesetzt wurde, unter den Peitschenschlägen eines sehr sadistischen Aufsehers.
    »Ach, sieh da, Marcus! Du hast dir also die Mühe gemacht, zurückzukommen!« Anzuführen, dass ich gearbeitet hatte, war sinnlos. Ich konnte sowieso nicht zugeben, woran ich arbeitete. Allerdings hatte ich das ungute Gefühl, dass sie es bereits wussten.
    Es gelang mir, nahe genug heranzukommen, um einen halben Zoll von der gepflegten Wange meiner Schwiegermutter entfernt einen Kuss zu plazieren, doch ich ließ es sein, Claudia zu begrüßen. Sie war ein hochgewachsenes Mädchen mit der Angewohnheit, sich zurückzubeugen, um Menschen von oben herab anzuschauen. Justinus war ebenfalls groß, daher konnten sie, wenn sie sich stritten, das in befriedigender Weise auf Augenhöhe tun; vielleicht hatte das die beiden ermutigt. Sie hatte gute Zähne und würde, wie es aussah, damit knirschen, sobald der Name ihres Mannes erwähnt wurde.
    »Du weißt natürlich, wo er ist?«, warf mir Julia vor.
    »Liebe Julia Justa, ich habe nicht die geringste Ahnung.« Sie bedachte mich mit einem langen, finsteren Blick, war aber eine intelligente Frau und wusste, dass ich keine Mühe mit Lügen vergeudete. Nicht bei ihr. Auf grausige Weise vertraute sie mir, was das Leben schwierig machte. »Quintus war heute Morgen bei meinem Vater Favonius in den Saepta Julia, glaube ich, hat sich aber weder heute noch gestern bei uns blicken lassen.« Ich wandte mich an Claudia. »Magst du mir erzählen, was passiert ist?«
    Papa hatte behauptet, Justinus habe sie geschlagen, doch es waren weder Verletzungen noch Blutergüsse zu sehen. Mit den Anzeichen für das Verprügeln von Frauen war ich vertraut durch viele traurige Seelen, die ich gekannt hatte, als ich auf dem Aventin wohnte, und durch viele verprügelte Zeuginnen, die mir im Lauf meiner Arbeit begegnet waren.
    »Wir hatten einen Streit«, bekannte Claudia mit belegter Stimme. »Wie du sicher weißt, Marcus Didius, ist das nichts Ungewöhnliches.« Einen Moment lang starrte mich Claudia mit zusammengepressten Lippen an. Sie war ein stolzes Mädchen, und es verletzte sie, die Sache offen zuzugeben.
    »Ging es bei dem Streit um etwas Bestimmtes?«
    »O ja!« Ach du je. »Diese Veleda ist in Rom. Quintus ist total aufgeregt. Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich habe ihm gesagt, wenn er versuchen sollte, sich mit ihr zu treffen, werde ich mich von ihm scheiden lassen und nach Hispania Baetica zurückkehren. Er muss sich entscheiden. Wir können so nicht weitermachen …«
    Claudia war einer Hysterie nahe. Ich blickte zu Julia Justa und schlug dann vor, sie solle Helena doch mit den Soldaten helfen. Julia funkelte mich an, ging aber auf den Wink ein.
    Nachdem sie den Raum verlassen hatte, setzte sich Claudia auf eine Liege, brach kurz in Tränen aus, fasste sich aus eigenem Antrieb wieder, putzte sich die Nase und richtete sich dann auf, um die Sache zu besprechen. Sie war schon immer praktisch veranlagt gewesen. Das vereinfachte die Krise.
    »Wie kam Quintus dazu, dich zu schlagen, Claudia?« Besser, wir brachten das gleich hinter uns.
    Claudia wurde rot. »Es war nichts. Ist einfach dumm gelaufen. Ich war so wütend und frustriert, dass ich versehentlich gegen ihn gestoßen bin, und er hat instinktiv reagiert.«
    Ähnliches war mir von vielen misshandelten Frauen erzählt worden, aber in diesem Fall glaubte ich ihr. Misshandelte Frauen winden sich nicht vor Verlegenheit. »Du hast ausgeholt und ihm eine gescheuert, er dir auch, und keiner von euch beiden hatte es so gemeint? Und dann«, sagte ich sanft, »wart ihr beide furchtbar erschrocken. Er konnte nicht damit umgehen, also ist er geflohen?« Claudia blickte zu Boden. »Schau, ich habe durch meinen Vater davon gehört. Quintus ist losgegangen, um dir ein Entschuldigungsgeschenk zu kaufen – er war entsetzt und beschämt …« Claudia sah fröhlicher aus. Ich machte mir nichts vor. Vermutlich war sie nur froh zu hören, dass Quintus sich schämte. »War der Kleine im Zimmer?«
    »Nein.«
    »Na, dann hat er von dem Krawall

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