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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Quadrumati hatten nicht viel von ihrem häuslichen Leben mit ihrem Hausgast geteilt. Sie hatten Veleda so weit von sich ferngehalten, dass sie auch in einem anderen Gebäude hätte untergebracht sein können.
    Ihr Quartier war bequem gewesen. Zwei Räume, in den Grundzügen eingerichtet wie der Rest des Hauses, aber weniger luxuriös. Sie und Ganna hatten sich das Schlafzimmer geteilt, jede mit einem eigenen, gutausgestatteten Bett. Sie aßen in einem kleinen privaten Speisezimmer. Ein Empfangsraum mit Sitzgelegenheiten ging auf einen umschlossenen Hof hinaus, falls ihnen nach frischer Luft war. Sie waren von einem Sklaven versorgt worden, auf täglich wechselnder Basis, um die Gefahr von Verleitung zu vermeiden. Wenn die Familie keinen Bedarf für ihre Musiker und Vorleser hatte, waren die zur Unterhaltung hergeschickt worden – wenngleich Drusilla Gratiana der Seherin nie ihre Zwergentruppe zur Verfügung gestellt hatte.
    Das Leben hier musste einsam, aber erträglich gewesen sein. Als Gefängnis für eine Verurteilte war es mehr als human. Aber sobald Veleda von dem ihr zugedachten Schicksal erfahren hatte, musste ihr die Isolation viel Raum zum Grübeln gegeben haben.
    »Veleda war unpässlich, wie ich hörte. Was fehlte ihr, Phryne?«
    Das bösartige Faktotum gackerte. »Wir haben es nie herausgefunden. Simulierte wahrscheinlich.«
    »Hat einer der Familienärzte sie sich angeschaut?«
    »Selbstverständlich nicht!« Phryne war empört bei der Vorstellung, dass ein Arzt, der einen ihrer ehrwürdigen Schützlinge berührt hatte, die Finger an die kränkliche Barbarin legen sollte.
    »Man hat sie also sich selbst überlassen?«
    »Keinesfalls, Falco. Als sie zu klagen begann«, die Freigelassene unterstrich ihre Ansicht, Veleda sei nur eine wehleidige Simulantin, »hat Drusilla Gratiana aus Freundlichkeit dafür gesorgt, Zosime holen zu lassen, aus dem Heiligtum des Aesculapius, um nach ihr zu schauen. Meine Herrin hat sogar dafür bezahlt!«
    Also besaß diese edle Bande drei Leibärzte plus einen Traumtherapeuten, jederzeit auf Abruf und mit täglichen Besuchen – auf deren Schweigepflicht man sich vermutlich verlassen konnte –, doch für Veleda hatte man eine vollkommen andere Person herbeordert, einen Außenseiter aus einem der Wohltätigkeit geweihten Schrein, der sich um sterbende Sklaven kümmerte.
    »Ist Zosime eine Frau? Demnach ging es um … Frauenprobleme?«
    »Pah! Kopfschmerzen!«, schnaubte Phryne mit einem Hohngelächter, das Glas zum Klirren gebracht hätte.

VIII
    I ch war genug verhöhnt worden und hatte genug gesehen, dass mir der Kopf dröhnte, während ich nach Hause stapfte.
    Auf dem Weg überprüfte ich noch eines. Ich ging direkt über die Via Aurelia zur Tiberinsel, wo ich im Tempel nach Zosime fragte. Sie war unterwegs zu Patienten, und niemand wusste, wann sie zurückkehren würde.
    »Worum geht es denn, Falco?«
    »Darüber möchte ich lieber nicht sprechen.«
    Diese Suche würde kniffelig werden. Da Veledas Anwesenheit in Rom ein Staatsgeheimnis war und ihre Flucht eine solche Peinlichkeit, würde ich vorgeben müssen, dass die Frau gar nicht existierte. Das brachte mich in eine missliche Lage. Andererseits mochte ich Herausforderungen.
    Als ich mich zugeknöpft gab, nickte der Mann am Empfang des Aesculapius-Tempels nur. Die Tempeldiener nahmen jede Geschichte hin. Sie waren daran gewöhnt, dass hartherzige Bürger ihre abgearbeiteten alten Sklaven anschleppten, die ihnen zur Last geworden waren, und vorgaben, sie hätten diese arme Kreatur gerade auf der Straße aufgelesen. Kein kranker Sklave wurde abgewiesen. Das hier war der einzige wirklich wohltätige Tempel in Rom, das einzige Krankenhaus. Die Behandlung war kostenlos; der Tempel überlebte durch Spenden und Vermächtnisse. Die meisten Patienten kamen erst, wenn sie nicht mehr zu retten waren, doch sogar danach, selbst nachdem man sie so sanft wie möglich hatte sterben lassen, führte das Krankenhaus die Bestattung durch und bezahlte dafür. Damals, als ich noch ein sehr armer Ermittler war, dachte ich oft, das würden sie eines Tages wohl auch für mich tun müssen …
    Holla. Zeit fürs Mittagessen.
    Ich marschierte über den Pons Fabricius zum Theater des Marcellus, bog dann aufs linke Ufer ab, vorbei am Fleischmarkt und der Getreideausgabestelle. Beim Tempel der Ceres gab’s Tumult. Eine Gruppe Prätorianer machte sich wichtig. Mit ihren scharlachroten Umhängen und Helmbüschen waren die großen Raufbolde kaum

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