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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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unserer städtischen Foren. In ganz Europa hausten immer weniger Menschen in Rundhäusern. Die Stammeskultur starb aus. Ober- und Untergermanien war angefüllt mit Gewerbebetrieben, die Ausrüstungen für die Legionen herstellten. Der Bierkonsum ging zurück, Weinberge breiteten sich immer weiter nach Norden aus.
    Ursprünglich musste es um die fünfhundert dieser Leibwächter gegeben haben. Manche waren gestorben, manche waren anderswohin gezogen, doch der harte Kern war geblieben und träumte von den guten alten Zeiten, wie Krieger das eben tun. Jetzt näherten sie sich dem Pensionsalter – wenn sie Pensionen bekommen hätten. Nach ihrer schäbigen Kleidung und geschwundenen Tatkraft zu schließen, erhielten diese einstigen Palastdiener nur wenig an öffentlicher Zuwendung. Während der verrückten Zeiten der Julio-Claudier neigten in der römischen Politik Loyalitäten entweder Nero oder Claudius zu. Politische Aufstiege waren von den Bündnissen abhängig, die man mit dem einen oder dem anderen schloss. Und Vespasian war ein Anhänger von Claudius. Als Nero starb und Vespasian an die Macht kam, lächelte das Glück diesen Männern endgültig nicht mehr zu.
    Dreißig Jahre waren seit ihrer Glanzzeit vergangen. Sie waren nicht nur heruntergekommen, sondern zu Kompost verfault. Ich fand ein schimmliges Häuflein von ungefähr fünfzehn, das sich in ihrer regulären Mittagskneipe an ein oder zwei Flaschen festsaugte. Ein verwitterter ubischer Kellner, der ihnen wohl seit vierzig Jahren Brot und Blutwurst servierte, taperte los, um den zusätzlichen Wein zu holen, für den ich bezahlte, wobei er etwas nuschelte, was unter seinem Zwiebelatem wie ein verbitterter ubischer Fluch klang. Die alten Krieger betrachteten mich mit größerer Toleranz, waren sich durchaus bewusst, dass ihnen heutzutage nur wenige an einem kalten Morgen Glühwein spendieren würden, doch auch sie hätte ich nicht als »freundlich« eingestuft.
    Ich meinte mich zu erinnern, dass die germanischen Leibwächter damals wegen ihrer Größe ausgewählt worden waren. Jetzt waren die großen Männer an den Schultern eingesunken, doch ihr einst kräftiges Knochengerüst stützte schwere Bäuche ab. Sie wirkten aufsässig. Vor ein paar Jahren hatte ich gegen eine andere Bande dieser Raufbolde kämpfen müssen, und da waren die Fetzen geflogen. Die hier waren älter und würden jemanden, der schnell rannte, nicht mehr einholen können, aber sollte man auf der Flucht stolpern, könnten sie sich einfach auf den Flüchtigen werfen und ihn zu Tode quetschen – und ich war mir ziemlich sicher, dass sie das auch tun würden. Als die Trinker die Metallbecher mit ihren schwieligen Fäusten niederknallen ließen, erzitterte durch den Nachhall noch drei Straßen weiter die Wäsche an den Leinen. Das taten sie absichtlich. Neros Leibwächter waren immer gewalttätig und unkontrollierbar gewesen. Heute waren sie träge alte Dickwänste, und ihre blonden Zöpfe waren zu traurigen Rattenschwänzen ausgedünnt, aber sie waren nach wie vor abschreckend.
    Sie mochten mich auch nicht.
     
    Wieder mal war ich lahmgelegt durch meinen Befehl, Veledas Namen bei meinen Ermittlungen zu verschweigen. Und wieder mal meinte ich in den wässrigen blauen Augen einiger der Anwesenden abzulesen, dass sie genau wussten, warum ich sie befragen wollte.
    Als Einleitung fragte ich, ob sie in letzter Zeit Besuch von der Prätorianergarde bekommen hätten. Das entlockte ihnen brüllendes Gelächter und Prahlereien, wie sie die Prätorianer ausgestochen hatten. Kumpelhaft witzelte ich, dass die Garde eine schlechte Woche hätte, und wir einigten uns, Verbündete zu sein. Vorübergehend.
    Die Prätorianer, nicht gerade für ihren Feinsinn bekannt, waren direkt damit rausgeplatzt und hatten zugegeben, dass sie nach jemandem suchten, einer Frau aus dem Heimatland der alten Leibwächter. Ich fragte, ob sie Besuch von so jemandem bekommen hätten, und sie erwiderten grob, sie würden es mir nicht sagen, auch wenn dem so wäre. Sie mussten die Prätorianer mit derselben Verachtung abgewiesen haben. Während das bedeutete, dass die Prätorianer, und mit ihnen Anacrites, keinen Vorsprung gewonnen hatten, hieß es ebenfalls, wir stocherten alle nach wie vor im Nebel.
    Die Germanen tranken ihren Wein, für den ich bezahlt hatte, und beachteten mich nicht weiter. Ich musterte sie. Aus allem, was sie gesagt hatten, schloss ich, dass sie kein Mitgefühl mit einer Frau zeigen würden. Dass Veleda in

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