Mord im Atrium
Oder vielleicht durfte ich darüber nicht sprechen. Vielen Dank dafür, Laeta, mich in diese bescheuerte Lage gebracht zu haben. Lass es mich wissen, wie ich dich eines Tages wie einen Idioten aussehen lassen kann.
»Aus Germania Libera?«
Ich fragte mich, ob diese Schwergewichtler scharf auf sie waren, vermutete jedoch allmählich, dass das die falsche Richtung war.
»Ich suche tatsächlich nach einer Frau aus dem freien Germanien. Könnt ihr mir dazu was sagen?« Ich blickte sie an. Sie blickten mich an. »Wenn ich sie finde – und sie rasch finde –, könnte es eine Belohnung geben.« Falls ich sie wirklich fand, vertraute ich darauf, dass Laeta alles bezahlte, was ich ausgehandelt hatte. Ihm würde nichts anderes übrigbleiben. Ich würde sie nicht herausrücken, bevor er alle Schulden beglichen hatte.
»Sie war bei den alten Knaben.« Die Jungs waren nicht hinter einer Belohnung her. Dazu spuckten sie es zu bereitwillig aus. »Jemand hatte ihr erzählt, sie wären aus ihrer Gegend, und sie bat sie um Unterstützung. Sie weigerten sich, irgendwas mit ihr zu tun zu haben.«
»Wisst ihr, wo sie danach hingegangen ist?« Nein. »Ihr seid mir gefolgt – warum seid ihr nicht auch ihr gefolgt? Sie war mal eine Schönheit.« Ich bekam den Eindruck, dass die legendäre Seherin keine Anziehung auf Ermanus und seine muskelbepackten Kumpane ausübte. »Wann war sie da? Und das ist wichtig – in welcher Verfassung war sie?«
»Vor einer Woche. Sie war verzweifelt. Und sie sagte, sie sei krank.«
»Sehr krank? Genug, um es zu erwähnen – also wie krank?«
»Die alten Knaben dachten, sie wollte nur ihr Mitleid erwecken.« Zuerst Phryne, die alte Freigelassene in der Villa der Quadrumati, und jetzt Veledas Landsleute. Entweder gab Veleda nur die eingebildete Kranke, wie Phryne vermutete, oder sie hatte einfach Pech, wenn sie um Hilfe bat. Hoffentlich war sie nicht tatsächlich krank. Ich konnte es mir nicht leisten, dass sie unter einer missachteten Krankheit zusammenbrach. Rom hat seine moralischen Maßstäbe. Wir kümmern uns um unsere besonderen Gefangenen bis zu dem Augenblick, in dem wir sie hinrichten.
»Was meint ihr?« Sie zuckten mit den Schultern. Völlig desinteressiert. Ich wollte noch mehr aus ihnen herausquetschen, aber sie hielten mich nur hin, versuchten meine Aufmerksamkeit zu behalten. Versuchten, wie ich mit banger Vorahnung erkannte, mich aufzuhalten. Mir kam es immer mehr wie eine sanfte Art von Hinterhalt vor. »Also gut«, sagte ich. Am besten, sich nicht zu wütend über die Situation zu zeigen, wie ich sie jetzt vermutete. »Danke, dass ihr mir von ihrem Auftauchen erzählt habt. Dadurch weiß ich, dass sie zu dem Zeitpunkt keine Hilfe gefunden hat. Deswegen hättet ihr mich aber durch euer Anschleichen nicht zu Tode erschrecken müssen.«
»Uns gefällt Ihr Aussehen, Falco. Wir kennen ein paar Leute, die heute Abend ein Fest geben …« Ich hatte ihnen die Wahrheit aus der Nase gezogen. »Musik, gutes Essen, Unterhaltung – wird eine Menge zu trinken geben, und Dollerei und Tanzvergnügen. ’ne Menge Spaß. Und Entspannung. Wollen Sie mitkommen?«
Ich konnte mir gut vorstellen, was es mit dieser Entspannung auf sich hatte. Jetzt kapierte ich. Diese rheinländischen Scherzkekse mit der Ledermontur und den Nieten suchten nach einem neuen Spielkameraden.
»Tut mir leid, Blauauge.« Ich bemühte mich, die Burschen auf sanfte Weise zu enttäuschen. »Ich geh nicht mehr oft zu Orgien. Ich bin verheiratet und werde zu Hause gebraucht. Muss dafür sorgen, dass meine Frau nicht wieder Geschmack an ihren wilden Jugendsünden bekommt.«
»Da werden auch Frauen sein«, versprach Ermanus, während seine beiden Freunde bekräftigend nickten, immer noch erpicht darauf, dass ich meine Meinung änderte. »Heiße Weiber, Falco!« Vor mir erschien eine alarmierende Vision der Art von Frauen, die zu diesen warmen Spaßbrüdern passten. Tierfelle. Leute mit Schwänzen. Knappe Fähnchen, die dort endeten, wo Kleidung beginnen sollte. Ich fragte mich, ob sie wohl auch Gebäck in Form männlicher Genitalien und Getränke mit Mohnsaft kredenzen würden. Garantiert gab es pornographische Lampen.
Ich brachte es kaum über die Lippen. »Erzählt mir bloß nicht, dass es um eine Nymphen-und-Satyrn-Orgie geht!« Sie blickten mich verblüfft an. »Zu viel für mich, Ermanus. Das schaff ich mit meinem Ischias nicht mehr. Ist immer schön, wenn man begehrt wird – aber nein, vielen Dank!«
Ich ging
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